Die Identität von Lena Berger: Kurz nach der Zuspitzung saß eine Frau mit deutscher Staatsangehörigkeit und Wohnsitz in Hamburg in der Kanzlei des Würzburger Rechtsanwalts Chan-Jo Jun. Der Jurist veröffentlicht viele Videos zu juristischen und tagesaktuellen Fragen und hat in der Vergangenheit schon einmal mit seiner anwaltlichen Schweigepflicht für die Öffentlichkeit die Identität eines anonym twitternden Arztes verifiziert, ohne dass der Name bekannt wurde.

Nun konnte er bestätigen, dass die Angaben im Profil @lena4berger mit seinen fast 35.000 Abonnenten bis auf diesen Fantasienamen und das künstlerische Foto stimmen. Die Erstellung und Veröffentlichung des Videos sei in eigener Verantwortung und auf eigene Kosten der Kanzlei erfolgt, so Jun. Neben Personalausweis hatte die Frau Belege mitgebracht, dass sie in den USA und der Schweiz studiert und einen sehr guten Abschluss gemacht hat. Heute sei sie in der Privatwirtschaft tätig, „befasst mit globalstrategischen Fragestellungen auf einem hohen Niveau“ und twittere privat ihre Meinung, so Jun. Seine Zusammenfassung: „plausibel“.

Mit den Angaben lässt sich aber nicht sicher ausschließen, dass sie nicht vielleicht doch Geld erhält oder auch andere twittern. Varwick ist deshalb auch nicht bereit, die ausgelobten 500 Euro zu spenden. Dafür haben etliche andere Nutzer statt seiner gespendet.

Die nicht erfolgte Anzeige: Varwicks Tweet mit der Bitte um Hinweise wurde vielfach als Doxing-Aufruf verstanden, also als Aufruf zur Veröffentlichung identifizierender Informationen über eine Person – auch von @lena4berger. Noch am selben Tag twitterte der Account: „Habe soeben eine Strafanzeige gegen @JohannesVarwick gestellt. Werde es nicht hinnehmen, dass meine persönliche Sicherheit durch Auslobung eines ‚Kopfgeldes‘ gefährdet wird.“

Varwick schrieb seither mehrfach, er habe von der Anzeige nichts gehört. Aus seiner Sicht ist das ein Beleg, dass seine Vorwürfe stimmen. Wenn Lena Berger ihn anzeige, könnte er über Akteneinsicht ihren Namen bekommen. Tatsächlich hat das auch Lena Berger überlegt: „Um einen vollständigen Schutz meiner Identität gegenüber Varwick zu wahren, hätte sie nur anonym erfolgen können“, schrieb sie t-online auf Anfrage. Sie habe die Anzeige verfasst, aber nicht abgeschickt. Bei ihr hätten sich mehrere Personen gemeldet mit der Absicht, Anzeige zu erstatten. Einer von ihnen: der X-Nutzer @NitnelavGS.

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