War’s das für Cristiano Ronaldo? Das EM-Aus könnte der letzte Auftritt es Superstars im Nationaltrikot gewesen sein. Nun äußert er sich selbst – mit einem rätselhaften Posting.

Wie geht eine Mannschaft mit dem Ausscheiden bei einer EM um? Wie verdaut eine Fußballnation das tragische Scheitern ihres Teams im Elfmeterschießen? Fragen, die dieser Tage vielerorts in Europa gestellt werden. Nur nicht in Portugal.

Zwar sind die Portugiesen auch aus dem Kontinentalturnier geflogen, unglücklich zudem, mit einem 3:5 im Elfmeterschießen gegen Frankreich, doch die einzige Frage, die sich die Fußballfans im Land des Europameisters von 2016 seit Samstagabend stellen, ist die nach der Zukunft ihres Superstars. Wie geht es weiter mit Cristiano Ronaldo? Macht er weiter? Tritt er zurück?

Bisweilen wirkt es ja so, als ob Ronaldo selbst sich als eine Art Heiland begreift, gekommen, um ein ganzes Land zu erlösen. Und so wandte sich der Gefeierte nach dem EM-Aus an seine Jünger: „Ich bin sicher, dass dieses Erbe auf und neben dem Spielfeld gewürdigt wird und wir darauf aufbauen werden. Gemeinsam“, schrieb er nach der Viertelfinal-Niederlage in den Sozialen Medien etwas kryptisch.

Mehr als 12 Millionen Menschen gefiel dieser Psalm. Sie legten dem Kicker ihr virtuelles Herz zu Füßen. Ganz Portugal hat übrigens nur etwas mehr als zehn Millionen Einwohner.

Aber was meint der mehrfache Weltfußballer mit „gemeinsam“? Will Ronaldo etwa am Aufbau der kommenden Generation portugiesischer Fußballer mitwirken? Hält er eine Teilnahme an der nächsten WM (2026) oder gar EM (2028) für denkbar? „Alles dreht sich nur um Ronaldo“, schrieb der britische Guardian jüngst. „Der portugiesische Fußball ist längst zum großen Psychodrama von Ronaldos Älterwerden geworden.“

Bei den nächsten Weltfußballspielen wäre Ronaldo 41 Jahre alt. Heutzutage kein Alter mehr, in dem man als Spitzensportler zwingend abdanken muss. Ronaldos Mitspieler Képler Laveran Lima Ferreira ist dafür der beste Beweis. Portugals Abwehr-Hüne stand auch mit 41 noch in vier von fünf EM-Partien auf dem Platz.

Ferreira dürfte den meisten nur unter seinem Pseudonym Pepe bekannt sein. Auch Ronaldo hat einen Künstlernamen. Der klingt allerdings weniger nach dem netten Kumpel von nebenan, als nach einem übermotorisierten Supersportwagen: CR7. Doch der Motor läuft nicht mehr so rund wie in früheren Tagen. Die Tormaschine stottert. Ronaldo selbst musste das nun einräumen, wenn auch nur indirekt.

„Wir wollten mehr. Wir haben mehr verdient. Für uns. Für jeden von euch. Für Portugal“, schrieb er. Sie wollten mehr, aber sie konnten nicht mehr. Und das gegen eine französische Mannschaft, die bislang auch nicht gerade überragend gespielt hat bei dieser EM. Allzu oft erschien die Partie wie das Duell zweier Goldener Generationen, deren Glanz allmählich einer unübersehbaren Mattheit weicht.

Zwei aus der Goldenen Generation Portugals: die Fußballer Pepe und Ronaldo. (Quelle: Jonathan Moscrop/Getty)

Früher, da verbreitete Ronaldo ganz allein Angst und Schrecken auf dem Feld. Wenn er nur zu einem seiner gefürchteten Freistöße antrat, zuckten die Gegner schon zusammen. Heute sieht das etwas anders aus. Erstmals bei einer Europameisterschaft gelang dem Modellathleten kein Tor. Statt durch Treffer, glänzte Ronaldo mit juvenilem Aussehen, was die Kollegen des Boulevards sogleich dazu veranlasste, sich den (vermeintlichen) Beautybehandlungen des 39-Jährigen ausführlich zu widmen. („Dieser Weinkrampf wirft Fragen auf … Was ist mit seinem Gesicht passiert?“).

Was mit Ronaldos fußballerischem Markenzeichen passiert ist, interessiert hingegen kaum noch jemanden, offenbar ist seine Haarlinie inzwischen wichtiger als seine Freistoßtechnik. Bei insgesamt 61 Freistoßversuchen, die Ronaldo bei Welt- und Europameisterschaften trat, erzielte er nur ein einziges Tor. Dabei sind Freistöße seit 2010 Chefsache im portugiesischen Team. Nur zweimal durfte seitdem ein anderer als Ronaldo einen Freistoß schießen. Ungewöhnlich, denn laut Statistik kann man sich getrost ein Kaltgetränk holen gehen, wenn Ronaldo Freistöße tritt. Ein Tor wird höchstwahrscheinlich nicht fallen.

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