Neuer Transporter
Renault will mit dem E-Trafic den Lieferverkehr aufmischen
30.04.2025 – 12:00 UhrLesedauer: 3 Min.
Renault führt 2026 eine neue Trafic-Familie mit Elektroantrieb ein. Die komplett vernetzten Fahrzeuge basieren auf einer 800-Volt-Plattform und können extrem schnell laden.
Der Trend zum Online-Kauf ist ungebrochen – und die Fahrzeughersteller freuen sich. In Deutschland wurden 2024 laut dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Waren im Wert von 80 Milliarden Euro online gekauft, das sind rund 10 Prozent des gesamten Einzelhandels. Das bedeutet pro Jahr auch zehn Prozent mehr Lieferverkehr auf der sogenannten letzten Meile. Das Geschäft mit neuen Transportern läuft prächtig. Zwar dümpelt die Elektroquote noch auf niedrigem Niveau, doch immerhin haben sich die Verkäufe seit 2020 verdreifacht.
Jetzt zündet Renault die zweite Stufe der Elektrifizierung. Die Franzosen kündigen für Mitte 2026 eine ganz neue Generation von E-Transportern an, mit einem technischen Niveau, das man zumindest bei den europäischen Marken nur vom Pkw kennt.
Auf einer neuen Elektroplattform für leichte Nutzfahrzeuge entstehen die nächste Generation des Trafic sowie die beiden neuen Modellreihen Estafette für Paketdienste und Goelette für Volumentransporte. Zudem wird der aktuelle Trafic mit Dieselantrieb noch einige Jahre weitergebaut.
Dass hier eine neue Modellgeneration vorfährt, ist sofort erkennbar. Auf der markanten Nase verbindet eine auffällige Lichtleiste die flachen LED-Scheinwerfer, samt illuminiertem Renault-Rhombus in der Mitte. Die große Windschutzscheibe besteht aus drei Teilen und zieht sich über die A-Säulen bis in die Türen. Das verbessert die Sicht in die Kurve und zur Seite. Der ganze Vorbau der Fahrzeuge ist zwar ungewohnt zerklüftet, soll jedoch windschnittiger sein und zehn Prozent mehr Reichweite bringen.
Der große Unterschied zu den bisherigen E-Transportern besteht aber in der Technik und vor allem in der zentralen, skalierbaren und flexiblen Software, welche die neuen Lieferwagen als erste Renault-Fahrzeuge überhaupt bekommen. Das Betriebssystem solcher „Software defined Vehicles“ lässt sich jederzeit per „Updates over the air“ (also via drahtloses Internet) aktualisieren, es lassen sich neue Funktionen einspielen oder Bugs beheben. Dank des offenen Designs können Flottenbetreiber zudem eigene Managementprogramme in das Multimediasystem des Fahrzeugs integrieren. So kann der Fahrer etwa Aufträge über den Bordbildschirm abrufen oder mit der Zentrale kommunizieren.
Dank der sogenannten Skateboard-Plattform der Transporter passen unterschiedlich große Akkus zwischen die sehr weit auseinander platzierten Achsen. Da der 150 kW starke Motor hinten sitzt, schlagen die Räder stärker ein. So sollen die Transporter beim Wenden kaum mehr Platz benötigen als ein Kleinwagen.
Je nach Einsatz können Kunden aus zwei Akkus wählen, die sich in Größe und erzielbarer Reichweite sowie von der Technik her unterscheiden. Für den Stadtverkehr und bis zu 350 Kilometer Einsatzradius stellt Renault eine einfachere, günstige Lithium-Eisenphosphat-Batterie ohne seltene Metalle bereit. An Langstreckenfahrer richtet sich der größere Akku mit Nickel-Mangan-Kobalt-Technik. Dank höherer Energiedichte steigt damit die Reichweite auf bis zu 450 Kilometer.
Zu den wichtigsten Neuerungen zählt die bereits aus dem Pkw bekannte 800-Volt-Technologie. Renault ist zwar nicht die erste Marke mit Hochvolt-Transportern. Iveco und Hyundai wollen ebenfalls ein solches Modell auf den Markt bringen, möglicherweise schon 2025.
Jedenfalls bringt die Technik enorme Vorteile, denn damit lassen sich E-Autos extrem schnell laden. 20 Minuten sollen genügen, um den Akku von 15 auf 80 Prozent zu bringen und Strom für gut 250 Kilometer zu speichern. Auch wenn das möglicherweise nicht häufig nötig ist: Schließlich sind die Touren selten länger als 120 Kilometer und die Autos werden in der Regel über Nacht auf dem Betriebshof langsam geladen. Für die Produktion könnte es aber einfacher und kostengünstiger sein, alle drei Baureihen auf eine einheitliche Basis zu stellen.