Arbeitskräfte für die Region

Seit Juli 2024 lebt Oyvesi im Exile Media Hub Brandenburg, einer Initiative der NGO Media in Cooperation and Transition (MiCT), die Medienschaffende auf der ganzen Welt mit Trainingsprogrammen unterstützt. Die Unterbringung in Schmerwitz, einem Dorf mit rund 200 Einwohnern etwa anderthalb Stunden südwestlich von Berlin, war ursprünglich für aus der Ukraine geflohene Journalisten gedacht. „Als der Krieg begann, rechneten wir mit der Flucht ganzer Redaktionsmitarbeiter ins Exil. Zudem war ein kalter Winter vorhergesagt worden. Wir wollten den Ukrainern im wahrsten Sinne des Wortes eine Winterresidenz für ihre Arbeit bieten“, erklärt Klaas Glenewinkel, Co -Gründer von MiCT. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Mehrheit der Medienschaffenden keine Ausreiseabsichten hatte und auch der Winter 2022 nicht so hart war wie erwartet. „Wir haben dann relativ schnell neue Regelungen getroffen und das Projekt auch für Menschen aus anderen Regionen und Berufen geöffnet.“

Verfolgte Journalisten sind eine Minderheit unter den derzeit elf Bewohnern des Exile Media Hub. „Sie werden künftig eher durch das Schutzprogramm der Hannah-Arendt-Initiative der Bundesregierung kommen“, erklärt er. „Dieses Programm richtet sich speziell an Journalisten in akuter Lebensgefahr, für die wir humanitäre Visa vermitteln.“ Mittlerweile kooperiert das MiCT eng mit der Brandenburgischen Zentralen Ausländerbehörde (ZABH), um junge Menschen aus verschiedenen Medienbereichen nach Schmerwitz zu holen, die in ihren Heimatländern unter Verfolgung gelitten haben: Podcaster, Blogger, Mediengestalter, Musiker, aber auch Programmierer und Computer Wissenschaftler. „Sie sollten über genügend Erfahrung und Fähigkeiten verfügen, um als Arbeitskräfte für die Region interessant zu sein“, erklärt Glenewinkel.

Workshops mit Google und Amazon

Mohammad Arif Fakorizada aus Afghanistan floh ursprünglich vor den Taliban nach Indien, wo er einen Bachelor- und einen Master-Abschluss in Informatik erwarb. Sozialarbeiter einer Flüchtlingsunterkunft in Eisenhüttenstadt verwiesen ihn auf das Projekt. Arif ist ein guter Programmierer, er spricht Hindi, Urdu, Farsi und Englisch, daher dürfte er ein idealer Kandidat für ein Berliner Startup mit internationalen Ambitionen sein. Einige Bewerbungsgespräche stehen bereits an und auch Klaas Glenewinkel ist optimistisch: „Fähige Programmierer wie er sind in der Berliner Technologieszene sehr gefragt.“

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