Auch die Geflügelwirtschaft könnte unter Trumps Zöllen leiden. Der US-Weg sei grundlegend falsch, sagt der Chef des Branchenverbands im t-online-Interview.
Das Osterfest steht kurz bevor, doch es gibt Sorge um das Wesentliche: In den USA etwa fehlen bereits täglich Millionen Eier. Auch in Deutschland ist die Lage angespannt. Allerdings glaubt Hans-Peter Goldnick, Präsident der deutschen Geflügelwirtschaft, nicht an einen gravierenden Eiermangel an den Feiertagen.
Im t-online-Interview räumt Goldnick zudem mit dem Vorurteil auf, Ostern sei die beste Zeit für die Eierindustrie, und verrät, wie sich Donald Trumps Zölle auf die Geflügelwirtschaft auswirken könnten.
t-online: Donald Trump hat die Zölle für die EU deutlich angehoben, diese dann zunächst wieder ausgesetzt. Doch die Unsicherheit bleibt. Was würden diese Zölle für die Geflügelwirtschaft bedeuten?
Hans-Peter Goldnick: Theoretisch würden zum Beispiel Sojabohnen teurer werden. Die bilden einen Großteil unserer Futterrezeptur für die Tiere. Auf der anderen Seite aber regelt der Markt solche Dinge immer sehr schnell. Es gab in den vergangenen Wochen bereits viele Schwankungen und wir konnten damit leben. Das wird sich normalisieren und der Markt wird Herrn Trump eines Besseren belehren.
Friedrich Merz hat nun erneut ein Freihandelsabkommen mit den USA gefordert. Ein solches Unterfangen namens TTIP ist bereits einmal gescheitert, unter anderem wegen Bedenken gegen sogenannte Chlorhühnchen, also Hähnchenfleisch, das nach dem Schlachten mit Chemie behandelt wird. Haben Sie Sorge, dass das jetzt doch in die Supermärkte kommen könnte?
Wenn ich sage, Wettbewerb ist das Richtige, dann muss ich mich auch diesem Wettbewerb stellen. Aber wir müssen schauen, dass wir einen Gleichstand der Waffen haben. Wir müssen also entweder dafür sorgen, dass diese Produkte demselben Standard entsprechen, oder den Verbraucher entsprechend aufklären. Ich habe eher Sorge, wenn ein solcher Markt sich abschottet. Das ist nie gut. Die Unternehmen entwickeln sich nicht weiter. Trumps Abschottungspolitik ist der falscheste Weg, den man sich vorstellen kann.
Hans-Peter Goldnick ist Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft und Vorsitzender des Bundesverbands Ei. Er selbst hat lange den Legehennenbetrieb Hornbrooker Hof geführt, den seine Großeltern gegründet haben. Mittlerweile führt ihn Goldnicks Tochter.
Die Vogelgrippe hat in den USA eine echte Eierknappheit ausgelöst. Kann Deutschland helfen?
Wir können den USA leider nicht helfen. Das fängt schon bei den Dimensionen an: In den USA fehlen täglich 50 Millionen Eier. Diese Menge wird in Deutschland pro Tag insgesamt produziert. Es ist undenkbar, dass wir da unterstützen, da sind wir einfach nicht der richtige Partner. Zudem ist Deutschland selbst Ei-Importland. Nur 73 Prozent der Eier, die wir in Deutschland essen, kommen auch aus deutscher Produktion. Jedes Ei, das wir hier rausnehmen, ist eigentlich ein Ei zu viel. Dies umso mehr, als wir selbst zuletzt Engpässe in der Versorgung mit Eiern hatten.
Auch wir hatten zuletzt mehr Nachfrage als Angebot. Das hat mehrere Gründe. Wir haben durchschnittlich ältere Hühner. Denn Hennen sind teurer geworden und kosten statt fünf mittlerweile zehn Euro. Damit sich die größere Investition auszahlt, müssen die Hennen länger Eier legen. Das bedeutet aber leider auch, dass sie im Alter weniger Eier legen und weniger Eier auf dem Markt sind. Zudem können wir weniger aus den Niederlanden importieren. Der Staat kauft aktuell Betriebe aus der Produktion raus und möchte wegen des C02-Fußabdrucks immer mehr auf Tierhaltung verzichten. Aber 90 Prozent der Eier, die wir importieren, kommen aus den Niederlanden.

Zudem essen die Deutschen insgesamt mehr Eier.
In Deutschland gab es einen Imagewandel des Eis von der Cholesterinbombe zum Superfood. Deswegen essen die Deutschen mittlerweile mehr Eier. Die Prognose spricht von zwölf Eiern mehr pro Person im Vergleich zu 2023. Das sind 960 Millionen Eier. Dafür braucht man mindestens zusätzliche dreieinhalb Millionen Legehennen.
Nun steht Ostern bevor, wo der Eierkonsum noch einmal mehr zelebriert wird. Werden zum Fest die Eier knapp?
Da muss ich mit einem Vorurteil aufräumen. Denn das stärkste Eiergeschäft ist das Weihnachtsgeschäft.
Das Frühstück wird in der kalten Jahreszeit mehr zelebriert, da werden mehr Eier aufgetischt. Dazu kommen die Eier, die für das Backen gebraucht werden.