Die Personalie Leroy Sané treibt nicht nur den FC Bayern um. Doch der Rekordmeister könnte zu einem drastischen Schritt gezwungen sein, schreibt t-online-Kolumnist Stefan Effenberg.
Die Bundesligasaison für den FC Bayern ist mit der Meisterfeier auf dem Münchner Rathausbalkon endgültig vorbei – aber ein Thema beschäftigt nicht nur den deutschen Rekordmeister, sondern ganz Fußball-Deutschland weiter: Verlängert Leroy Sané nun doch noch seinen Vertrag – oder verlässt er den Verein? Ein erstes Angebot der Bayern hat er abgelehnt, die Situation scheint verfahren zu sein. Denn Klubpräsident Herbert Hainer hat es schon deutlich gesagt: Sané liegt das Angebot vor – entweder nimmt er es an oder nicht.
Und ich muss es direkt sagen: Die Bayern sollten knallhart bleiben und ihr Angebot wie bereits angekündigt nicht nachbessern. Denn ich verstehe nicht, wo dort nun aufseiten des Spielers das Problem liegt. Warum ziehen sich die Gespräche dermaßen hin? Das ist eine ganz merkwürdige Geschichte.
Dem Vernehmen nach standen die Bayern und Sané bereits kurz vor einer Einigung – ehe der Angreifer plötzlich noch den nicht unumstrittenen Berater Pini Zahavi engagierte. Ich weiß nicht, was das soll. Das sieht einfach nicht gut aus. Dieser Schritt lässt Sané in keinem guten Licht dastehen. Wieso äußert er sich nicht konkret, damit alle wissen, in welche Richtung es gehen soll?
So bleiben sowohl Verein als auch Öffentlichkeit noch immer im Unklaren. Diese Diskussion belastet alle – und besonders das Verhältnis zwischen Spieler und Fans wird darunter leiden. Denn die Anhänger der Bayern wie auch jedes anderen Vereins haben in solchen Situationen ein ganz feines Gespür dafür, wie sich ein Spieler bei Vertragsverhandlungen verhält. Und Sané gibt da aktuell überhaupt keine gute Figur ab. Es kann doch nicht in seinem Interesse sein, den Eindruck zu erwecken, nur noch mehr Geld aushandeln zu wollen.
Ich kann jeden Bayern-Fan verstehen, der nur mit Kopfschütteln auf dieses Hin und Her seitens des Spielers reagiert und sich denkt: Eigentlich möchte ich Leroy Sané jetzt gar nicht mehr im Bayern-Trikot sehen. Denn das, was da gerade vor aller Augen passiert, werden sie nicht vergessen.
Erschwerend hinzu kommt: In der Vergangenheit hat er doch mehrfach betont, sich in München wohlzufühlen – ja, wo ist dann das Problem? Dann hätte er den neuen Vertrag auch schon vor zwei Monaten unterschreiben können. Man muss ihn – auch wenn es natürlich um viel Geld geht – fragen: Was soll das? Es ist einfach traurig, was sich immer mehr Spieler in Verhandlungen mit den Vereinen erlauben. Sané ist schließlich kein Einzelfall, sondern Teil einer generellen Entwicklung im Fußball, die diesem schönen Sport nicht guttut.
Sanés Verhalten ist den Bayern gegenüber absolut unfair. Denn die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany geht jetzt in eine nur kurze Pause, ehe in die Vorbereitung für die lange Klub-WM in den USA eingestiegen wird. Dort winkt dem Rekordmeister nicht nur ein großer Titel, es steht auch eine Menge Geld auf dem Spiel. Da brauchen sie keine Ablenkungen oder interne Unruhe, und dazu ist es schon längst gekommen.
Sie erlauben mir die Phrase: Das Kind ist schon längst in den Brunnen gefallen. Und wenn die Bayern wollten, könnten sie auch gegensteuern und ein Zeichen setzen. Sie könnten an einem Punkt ihrer Wahl sagen: So geht es nicht weiter, das machen wir nicht mehr mit – und das Angebot an Sané zurückziehen. Die Frage ist schließlich: Will man so einen Spieler abseits des sportlichen Aspekts überhaupt noch?