„Menschenrechtswidrige Folter“
Umstrittene Todesstrafe: Mann mit Gas getötet
22.11.2024 – 19:19 UhrLesedauer: 2 Min.
Mehrere Männer töteten und verstümmelten eine Anhalterin. Nun ist ein Täter auf umstrittene Weise hingerichtet worden. Sogar die Tochter des Mordopfers äußerte Kritik.
In den USA ist zum dritten Mal ein Häftling mit Stickstoff hingerichtet worden. Der 50-jährige Carey Grayson starb am Donnerstagabend in einer Strafanstalt in Alabama, wie das Justizministerium des US-Bundesstaates mitteilte. Bei der umstrittenen Prozedur wird einer Person über eine Gesichtsmaske Stickstoff zugeführt – die Folge ist der Tod wegen Sauerstoffmangels.
Grayson war wegen der Ermordung und Verstümmelung einer Anhalterin im Jahr 1994 verurteilt worden. Seine drei Mitangeklagten, die damals minderjährig waren, verbüßen lebenslange Haftstrafen.
Die Tochter des Opfers sagte laut Medienberichten, die Ermordung ihrer Mutter habe der Familie viel Leid zugefügt. Gleichzeitig sprach sie sich aber gegen die Todesstrafe aus: „Die Ermordung von Häftlingen unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit muss aufhören.“
Die Anwälte Graysons hatten argumentiert, dass die Stickstoff-Hinrichtung unmenschlich sei, da die Verurteilten bei Bewusstsein ersticken. Dennoch lehnte der Oberste Gerichtshof der USA den Antrag auf Aufschub ab. Alabamas Justizminister Steve Marshall bezeichnete Grayson als „Monster“ und erklärte, mit der Hinrichtung sei der Gerechtigkeit Genüge getan.
Bereits zwei weitere verurteilte Straftäter wurden dieses Jahr in Alabama mit dieser Methode exekutiert. Augenzeugen berichteten jeweils von einem minutenlangen Todeskampf. „Wir läuten die Alarmglocken, weil dies möglicherweise eine Form von menschenrechtswidriger Folter darstellt“, sagte UN-Menschenrechtssprecherin Ravina Shamdasani damals.
Laut dem Informationszentrum zur Todesstrafe gab es seit 1976 in den USA 1.603 Hinrichtungen. Bisher haben 23 von 50 US-Bundesstaaten die Todesstrafe abgeschafft, während sie in mehreren anderen Staaten de facto nicht mehr vollstreckt wird.