Ehemalige Arbeitskollegen des Tatverdächtigen zweifeln an seinen Qualifikationen als Arzt. Innenministerin Faeser fordert raschen Beschluss von Sicherheitsgesetzen. Alle Entwicklungen im Newsblog.
2 Uhr: Zweifel an der medizinischen Eignung von Taleb Al-Abdulmohsen werden laut: Die „Mitteldeutsche Zeitung“ sprach mit ehemaligen Mitarbeitern des Tatverdächtigen, die angaben, dass er oft Diagnosen im Internet nachgeschlagen habe. Ein Mitarbeiter zitiert: „Er heißt bei uns Dr. Google.“
Eine Ex-Krankenschwester berichtete der Zeitung von ständigen Beschwerden anderer Ärzte und Vorgesetzter über Taleb Al-Abdulmohsen. Konsequenzen habe es jedoch nie gegeben. Sie beschreibt auch absurde Behandlungsempfehlungen für Suchtkranke wie „Alkohol gut, Honig schlecht.“ Außerdem soll Taleb Al-Abdulmohsen sich respektlos gegenüber weiblichem Personal verhalten und aggressiv reagiert haben, wenn ihm Fragen gestellt wurden.
In einer anderen Klinik sei es zu lebensgefährlichen Zwischenfällen gekommen, da er falsche Medikamente verschrieben habe. Laut Aussagen einer weiteren ehemaligen Kollegin wies die Klinikleitung Hinweise auf seine mangelhaften Fähigkeiten immer wieder ab. Schließlich sei Taleb Al-Abdulmohsen für mehrere Wochen verschwunden. Offen ließ er sich Ende Oktober krankschreiben und nahm Urlaub – bis zur Todesfahrt am 20. Dezember war er dem Bericht zufolge nicht mehr in der Klinik aufgetaucht.
Landkreise: Absoluter Schutz auf Weihnachtsmärkten unmöglich
1 Uhr: Der Deutsche Landkreistag verweist nach dem Weihnachtsmarkt-Anschlag in Magdeburg darauf, dass es auch mit erhöhter Polizeipräsenz und mehr Kontrollen keine Sicherheitsgarantie geben kann. „Es gibt überall eine höhere Präsenz von Polizei- und Ordnungskräften und auch in Magdeburg sind die Zugänge polizeilich kontrolliert und Taschen durchsucht worden.“, sagte Landkreistags-Präsident Achim Brötel (CDU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Es wird aber einen absoluten Schutz nicht geben können.“
Wegen der Gefahren durch Messerattacken seien die gesetzlichen Voraussetzungen bis hin zu generellen Verboten bereits deutlich verschärft worden, sagte er. Zudem seien Weihnachtsmärkte und ähnliche Veranstaltungen Orte der Begegnung und des Miteinanders. „Daher muss man bei aller abstrakten Gefahr auch mit Augenmaß vorgehen, damit sie es bleiben können.“
00.01 Uhr: Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hat nach dem Anschlag von Magdeburg mit fünf Toten und mehr als 200 Verletzten dafür plädiert, neue Gesetze zur inneren Sicherheit rasch zu beschließen. In einem am Sonntagabend veröffentlichten Interview des Magazins „Spiegel“ nannte Faeser etwa das neue Bundespolizeigesetz, das die Bundespolizei stärken soll, oder die „biometrische Erkennung von Gesichtern und Stimmen von Terrorverdächtigen, Mördern und Vergewaltigern, die von der Union im Bundesrat aufgehalten wurde“.
„All diese Gesetzentwürfe von uns könnten sofort beschlossen werden, wenn Union und FDP sich dem nicht verweigern“, sagte die SPD-Politikerin. „Klar ist, dass wir alles tun müssen, um die Menschen in Deutschland vor solchen entsetzlichen Gewalttaten zu schützen“, betonte sie unter Bezug auf den Anschlag am Freitag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. „Dafür brauchen unsere Sicherheitsbehörden alle notwendigen Befugnisse und mehr Personal.“
Faeser unterstrich, dass bereits nach dem Messerangriff in Solingen Ende August, bei dem ein mutmaßlicher Islamist drei Menschen getötet hatte, gesetzliche Konsequenzen gezogen worden seien. Das Waffenrecht sei verschärft und die Befugnisse der Sicherheitsbehörden seien gestärkt worden. Weitergehende Gesetzesänderungen habe aber vor allem die FDP blockiert, kritisierte die Bundesinnenministerin.
18.20 Uhr: Laut einem Bericht des MDR hat die Polizei dem späteren Täter von Magdeburg, Taleb A., offenbar schon Monate vor der Todesfahrt ein Gefährderanschreiben zukommen lassen. Das Schreiben liegt dem MDR vor. Hier lesen Sie mehr.
Video | „Der Täter nutzte den Flucht- und Rettungsweg“
18.02 Uhr: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat eine Person mit Hinweisen zu dem späteren Täter des Anschlags von Magdeburg an die Polizei verwiesen. Dies entspreche dem für solche Fälle vorgesehenen Vorgehen.