Trump will, dass mehr Filme in den USA produziert werden. Deshalb soll nun auch die Kulturbranche mit Zöllen belegt werden.
US-Präsident Donald Trump zieht die Kreativwirtschaft in seinen Zollkrieg hinein: Der Republikaner hat in der Nacht zum Montag auf seiner Plattform Truth Social angekündigt, im Ausland produzierte Filme mit hohen Zöllen zu belegen.
Er wolle das Handelsministerium ermächtigen, „sofort mit der Einführung eines Zolls in Höhe von 100 Prozent auf alle Filme zu beginnen, die in unser Land kommen und im Ausland produziert wurden“. Die Filmindustrie in den USA gehe unter und sterbe einen „sehr schnellen Tod“.
Andere Länder würden alle möglichen Anreize bieten, um Filmemacher und Studios aus den Vereinigten Staaten abzuwerben, kritisierte er. „Hollywood und viele andere Gebiete in den USA werden vernichtet. Dies ist eine konzertierte Aktion anderer Nationen und daher eine Bedrohung der nationalen Sicherheit.“
Einzelheiten zu den geplanten Maßnahmen nannte Trump allerdings nicht. So blieb zunächst unklar, ob auch amerikanische Produktionsfirmen betroffen sind, die Filme im Ausland produzieren. US-Handelsminister Howard Lutnick reagierte auf die jüngste Ankündigung kurz mit den Worten: „Wir sind dran.“
Dass Trump Hollywood als mächtigen Partner seiner Politik versteht, war bereits abzusehen. Obwohl er selbst mit seiner Reality-TV-Serie „The Apprentice“ bekannt wurde, erhielt er im Wahlkampf nur wenig Unterstützung von Prominenten. International bekannte US-Stars wie George Clooney, Barbra Streisand, Taylor Swift und Beyoncé versammelten sich hinter Trumps Konkurrentin Kamala Harris.
Nach seinem Wahlsieg, aber noch vor seiner Amtsübernahme im Januar, ernannte er daraufhin drei Filmstars – Jon Voight, Mel Gibson und Sylvester Stallone – zu Sonderbotschaftern. Er betraute sie mit der Aufgabe, die Geschäftsmöglichkeiten in Hollywood zu fördern. Hollywood selbst bezeichnete er als einen „großartigen, aber sehr problematischen Ort“.
„Sie werden mir als Sonderbeauftragte dienen, um Hollywood, das in den letzten vier Jahren viel Geschäft an das Ausland verloren hat, zurückzuholen – größer, besser und stärker als jemals zuvor“, schrieb Trump damals.
Tatsächlich werden Hollywood-Produktionen seit Jahren ins Ausland verlagert. Mehrere große Filme, die in letzter Zeit von US-Firmen produziert wurden, sind im Ausland gedreht worden – darunter Deadpool & Wolverine, Wicked und Gladiator II. Ob all diese Filme von Trumps Zöllen betroffen wären, ist bislang unklar.
Länder wie das Vereinigte Königreich, Australien, Irland und Spanien locken die Firmen unterdessen mit Steuervergünstigungen. Entsprechend landet weniger Geld aus den Produktionen in den USA. Laut BBC wurden im vergangenen Jahr 14,54 Milliarden US-Dollar für Produktionen in den USA ausgegeben. Das sind 26 Prozent weniger als noch 2022.
Trotz allem ist die US-amerikanische Medien- und Unterhaltungsindustrie weiterhin die größte der Welt. Zuletzt hatte sie einen Umsatz von 649 Milliarden US-Dollar und war damit für knapp ein Viertel des weltweiten Marktes verantwortlich (insgesamt 2,8 Billionen US-Dollar Umsatz). Laut einer Prognose der Beratungsagentur PwC wird der Umsatz der US-Branche bis 2028 auf 808 Milliarden US-Dollar ansteigen.
Am Sonntagabend Ortszeit wurde Trump vom Sender C-SPAN zu den neuen Zollankündigungen befragt. In dem Gespräch gab er dem kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom einen Teil der Schuld. „Sie haben einen grob inkompetenten Gouverneur, der das zugelassen hat“, sagte Trump.
Schon früher hatten Hollywood-Produzenten und Gewerkschaften Newsom gedrängt, die Steueranreize des Staates zu erhöhen, um den Standort attraktiver zu machen. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts ProdPro unter Führungskräften kam jüngst zu dem Ergebnis, dass Kalifornien in den nächsten zwei Jahren auf Platz sechs der beliebtesten Drehorte liegt – hinter Toronto, Großbritannien, Vancouver, Mitteleuropa und Australien.