Der Bund der Steuerzahler kritisiert millionenschwere Verschwendung – auch ein gescheitertes Wasserstoffprojekt in Hannover.
Der Bund der Steuerzahler (BdSt) kritisiert in seinem aktuellen Schwarzbuch ein Projekt aus Hannover. Bei einer Wasserstofffabrik, die in Herrenhausen entstehen sollte, handelt es sich aus Sicht des Vereins um Steuergeldverschwendung. Die Fabrik wurde nie gebaut, kostete den Angaben zufolge aufgrund von vertraglichen Verpflichtungen aber rund zehn Millionen Euro. Eine Summer, für die der Steuerzahler aufkomme.
Am Klärwerk Herrenhausen sollte eine Elektroanalyseanlage gebaut werden, um „grünen Wasserstoff“ herzustellen. So die Planungen im Jahr 2021. Der Wasserstoff sollte anschließend im öffentlichen Nahverkehr verwendet werden. Durch eine sogenannte Sektorenkopplung sollten zudem die bei dem Elektrolyseprozess entstehenden Nebenprodukte Sauerstoff und Abwärme weitergenutzt werden: der Sauerstoff für die Abwasseraufbereitung, die Abwärme für das regionale Fernwärmenetz.
Für Verwaltung und Stadtpolitik klang das alles sehr gut. Doch dann kamen dem Projekt offenbar hohe Strompreise in den Weg. Die Wirtschaftlichkeit der Wasserstoffproduktion hängt größtenteils von der Höhe des Strompreises ab. „Weil dieser in den vergangenen Jahren jedoch deutlich gestiegen ist, hätte der in Herrenhausen produzierte Wasserstoff voraussichtlich nur zu nicht konkurrenzfähigen Preisen angeboten werden können“, erklärt der BdST. Für den angedachten Hauptabnehmer, die Üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe, wäre er damit schlicht zu teuer gewesen.
Und auch der Bau der Anlage wurde teurer als gedacht: Für eine kleinere Pilotanlage ging man zunächst von Kosten in Höhe von ca. 10,5 Millionen Euro aus, eine Neukalkulation rechnete mit 37 Millionen Euro. Der anschließende Ausbau zur industriellen Wasserstofffabrik hätte voraussichtlich sogar weitere 100 Millionen Euro gekostet.
Die Stadtpolitik stoppte deshalb im März 2024 das Projekt. „Die späte Einsicht kommt die Steuerzahler nun teuer zu stehen“, so der BdSt. Wegen der zuvor bereits eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen wird die Anlage die öffentlichen Kassen demnach mit 9,9 Millionen Euro belasten. „Die wirtschaftlichen Risiken der Wasserstofffabrik wurden zu lange ausgeblendet.“
Das Vorhaben sei unter großem Zeitdruck entwickelt worden, erklärte ein Sprecher der Stadt auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. „Dadurch wurden bei Projektstart Anfang 2022 die Risiken nicht klar genug herausgestellt und die Kosten deutlich zu niedrig eingeschätzt.“ Die Stadt habe daraus Konsequenzen gezogen und betriebsinterne Kontrollen verschärft.
Im Schwarzbuch listet der Bund deutscher Steuerzahler Fälle auf, in denen seiner Auffassung nach öffentliche Mittel verschwendet wurden. Insgesamt sind im Schwarzbuch 2024/25 sechs Beispiele aus Niedersachsen dokumentiert. Der Verband will mit dem jährlich erscheinenden Buch nach eigenen Angaben Steuern und Abgaben senken und die Verschwendung von Steuereinnahmen stoppen.