Andreas Brehme ist überraschend gestorben. Noch vor sechs Wochen sprach unser Redakteur Julian Buhl mit ihm über den Tod von Franz Beckenbauer. Eine persönliche Erinnerung.

Beckenbauers Tod nahm Brehme sehr mit, er war davon tief betroffen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren habe er deshalb bitterlich geweint, erzählte er. Brehme sammelte sich und ließ es sich nicht nehmen, ein paar Worte zu Ehren des „Kaisers“ zu finden. Das war ihm ein besonderes Anliegen.

„Es ist immer sehr schade und traurig, wenn ein Freund stirbt“, sagte er. Als Spieler und Trainer sei Beckenbauer Weltmeister geworden, habe so viel für den deutschen Fußball geleistet und dann auch noch die Weltmeisterschaft nach Deutschland geholt. Vor allem aber, betonte Brehme, sei er eine „super Person“ gewesen. Das, so schien es, war für Brehme noch wichtiger.

Brehme erzählte von Silvesterabenden mit Beckenbauer

Bis zuletzt war er einer der wenigen Menschen, die Beckenbauer auch in seinem von Krankheiten geprägten letzten Lebensjahr sehr nahestanden. Er besuchte ihn regelmäßig zu Hause in Salzburg. In dem Telefonat schwelgte er nun in Erinnerungen und erzählte von gemeinsamen Silvesterabenden und anderen privaten Treffen, auch von dem letzten im vergangenen August. Beckenbauer habe dabei „einen etwas geschwächten Eindruck gemacht“, sei aber positiv und gut gelaunt gewesen. Positiv, trotz seiner Trauer um Beckenbauer, wirkte auch Brehme, als ich mit ihm telefonierte.

„Der WM-Titel 1990 in Italien hat uns damals sehr eng miteinander verbunden“, sagte Brehme noch, „und das wird auch für immer so bleiben.“ Das gilt nun mehr denn je auch für die Fußballwelt.

Denn damals schoss Brehme mit seinem Elfmetertor Deutschland zum WM-Titel und sich selbst in die Fußballgeschichte. Ich war damals erst sechs Jahre alt und habe daran keine persönlichen Erinnerungen.

Das ist mein Brehme-Moment für die Ewigkeit

Umso intensiver erinnere ich mich aber an eine Szene sechs Jahre später: Damals lag Brehme nach dem 1:1 mit dem 1. FC Kaiserslautern im letzten Saisonspiel gegen Bayer Leverkusen (1:2) und dem damit besiegelten Abstieg weinend in den Armen seines Gegenspielers und Weltmeisterkollegen Rudi Völler. Genau wie Brehme litt auch ich damals als Kind mit meinem Herzensklub mit – und weinte.

Ein Jahr später kehrte Brehme mit dem FCK in die Bundesliga zurück und schrieb als Aufsteiger gemeinsam mit Trainer Otto Rehhagel und seiner Mannschaft ein noch nie dagewesenes Meistermärchen. Ein würdiger, perfekter, fast schon zu kitschiger Abschluss für Brehmes Profikarriere. Auch mit diesem Stück Fußballgeschichte wird er nicht nur mir für immer in Erinnerung bleiben.

In unserem letzten Telefonat sagte Brehme noch, dass Beckenbauer nun mit Pelé und Maradona im Himmel ein magisches Dreieck gründen werde. Daraus ist nun viel zu schnell ein Viereck geworden. Denn mit Brehme haben sie jetzt einen kaum weniger begabten, würdigen vierten Mitspieler bekommen. Wer die Elfmeter schießen wird, steht außer Frage. Bevor ich auflegte, sagte ich noch: „Hoffentlich sprechen wir beim nächsten Mal aus einem freudigeren Anlass miteinander.“ Meine Hoffnung war vergebens.

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