Nach seiner Wahl zum Kanzler im zweiten Durchgang wird Friedrich Merz nun doch seine zahlreichen Termine wahrnehmen können. Wie sieht der Kalender des neuen Kanzlers aus?

Die Termine sind keineswegs unwichtig, sondern von staatstragender Bedeutung. Neben einer womöglichen Verschiebung der klassischen Antrittsbesuche in Paris und Warschau hätte ein späterer zweiter Wahlgang auch andere Auswirkungen gehabt. In dem Fall wäre Olaf Scholz dann noch in der Rolle des amtierenden Bundeskanzlers bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Endes der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erschienen.

Der Bundeskanzler wird am Mittwoch, dem 7. Mai, zu einem Antrittsbesuch erst nach Frankreich und dann nach Polen reisen. In der französischen Hauptstadt empfängt Staatspräsident Emmanuel Macron Merz im Élysée-Palast. Merz war schon nach dem Wahlsieg seiner Partei Anfang April nach Paris gereist und hatte mit Macron gesprochen.

Der CDU-Parteivorsitzende postete im Anschluss auf der Plattform X: „Vielen Dank, lieber Emmanuel Macron, für Deine Freundschaft und Dein Vertrauen in die deutsch-französischen Beziehungen. Zusammen können unsere Länder Großes für Europa erreichen.“

Im Anschluss an die Reise zum Élysée-Palast geht es für Friedrich Merz direkt in die nächste europäische Hauptstadt: In Warschau empfängt der polnische Ministerpräsident Donald Tusk den neuen Kanzler.

Tusk ist, ähnlich wie Merz, konservativ, es ist davon auszugehen, dass sie sich deshalb gut verstehen werden. Dazu kommt: Merz hatte bereits im Vorfeld die von Scholz immer abgelehnte Lieferung der Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine durchführen wollen.

Die Geschichte Deutschlands und Polens ist aufgrund der räumlichen Nähe und der historischen Ereignisse eng miteinander verknüpft. Die beiden Länder haben teils eine gemeinsame Geschichte, besonders in Bezug auf territoriale Veränderungen und politische Entwicklungen.

Das nationalsozialistische Deutschland hatte den Zweiten Weltkrieg am 1. September 1939 mit dem Einmarsch nach Polen begonnen – das Land wurde in kürzester Zeit eingenommen. In der Folge wurde Polen zerschlagen und es folgte die Aufteilung des Landes zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Die deutsche Okkupation Polens führte zu der systematischen Ermordung von polnischen Juden, die heute als Shoah oder Holocaust bekannt ist. Insgesamt ermordete das nationalsozialistische Deutschland mehr als sechs Millionen Juden. Aus diesem Grund ist der folgende Tag für Merz umso wichtiger.

Bundeskanzler Merz wird am 8. Mai zuerst um 10 Uhr an einem ökumenischen Gottesdienst in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche teilnehmen, anlässlich des 80. Jahrestags des Endes vom Zweiten Weltkrieg und der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Um 11.30 Uhr soll er schließlich an der Kranzniederlegung in der zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft teilnehmen.

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