Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute: Wie sollte man Geld anlegen, das man ein Jahr nicht benötigt?
Der Verkauf einer Immobilie, eine große Erbschaft, ein Lottogewinn – plötzlich landet viel Geld auf dem Girokonto. Doch wie legt man das Geld sinnvoll an, wenn man es vielleicht schon in einem Jahr wieder braucht? Das möchte ein t-online-Leser wissen.
Um zu erklären, welche Geldanlage die beste Option für Vermögen ist, das Sie ein Jahr lang nicht benötigen, sollte eine vollständige Antwort auch beinhalten, warum andere Optionen nicht geeignet sind – ein Überblick.
Das Jahr 2024 hat es eindrücklich gezeigt. Aktien bringen hohe Renditen, wenn man zum richtigen Zeitpunkt kauft und verkauft. Bei Nvidia hätte gutes Timing eine Rendite von 190 Prozent gebracht. Bei SAP wären 60 Prozent möglich gewesen.
Grundsätzlich gilt: Wer sein Geld in Wertpapieren wie Aktien anlegt, hat zwar den Vorteil, dass er von hohen Kursgewinnen und Dividenden profitieren kann. Aber genauso wie die Kurse nach einem Jahr höher stehen können, können sie auch niedriger sein als zum Zeitpunkt des Kaufs.
Market Timing, also der Versuch, den perfekten Zeitpunkt zum Kauf und Verkauf von Aktien zu finden, ist in der Praxis nicht nur riskant, sondern so gut wie unmöglich. Falsche Timing-Entscheidungen können zu großen Verlusten führen.
Die Folge: Wenn Sie beispielsweise nach einem Jahr Ihr gesamtes Geld in eine Existenzgründung stecken, sich einen außergewöhnlichen Luxusurlaub leisten wollen oder einen Hausbau planen, wäre es möglich, dass Sie Ihre Aktien mit Verlust verkaufen müssen. Allein die Tatsache, Wertpapiere mit Verlust verkaufen zu müssen, ist alles andere als eine gute Geldanlagestrategie.
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Stattdessen empfehlen Experten, langfristig in unterschiedliche Anlageklassen zu investieren. „Time in the markets beats timing the market“ – kurz: Zeit schlägt den Zeitpunkt. Zudem können durch regelmäßiges Investieren Marktschwankungen ausgeglichen werden.
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Gleiches gilt für Aktienfonds und börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Auch sie unterliegen Kursschwankungen. Das Beispiel des bei Anlegern beliebten Weltindex MSCI World, der von zahlreichen ETFs abgebildet wird, zeigt, wie unterschiedlich die Renditen von Jahr zu Jahr ausfallen.
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Während der MSCI World von 2021 auf 2022 19,47 Prozent an Wert verlor, stieg er im darauffolgenden Jahr um 21,77 Prozent. Bei einer Investition von 100.000 Euro im Jahr 2021 hätten Sie bei einer Zwangsveräußerung im schlimmsten Fall 19.470 Euro verloren. Und selbst bei einem Plus von 21,77 Prozent im zweiten Jahr hätten Sie mit einem Wertzuwachs von 17.531 Euro (21,77 Prozent von 80.540 Euro entspricht 98.061 Euro) Ihre Anfangsinvestition von 100.000 Euro knapp verfehlt.
Erst im dritten, also in diesem Jahr, hätte sich Ihre Investition mit einer Rendite von rund 25 Prozent gelohnt. Der Depotwert hätte dann 122.576 Euro betragen. Unzählige Analysten versuchen anhand von Indikatoren wie Inflationsvorhersagen, Zinsniveau, Geldpolitik und politischen Krisen zu prognostizieren, wie sich die Aktienmärkte entwickeln, aber eine genaue Vorhersage ist eben unmöglich.
Es ist auch nicht ratsam, vorübergehend nicht benötigtes Geld in Kryptowährungen wie Bitcoin zu investieren. Die anhaltende Euphorie an den Kryptomärkten kann auch sehr schnell in eine Depression umschlagen – nämlich dann, wenn die Kurse genauso stark fallen, wie sie gestiegen sind.
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Wer im vergangenen Jahr in Bitcoins investiert hätte, hätte zwar eine Rendite von rund 130 Prozent erzielt, im Jahr 2022 aber einen Verlust von 75 Prozent verkraften müssen. Aus einer Investition von 100.000 Euro hätten 230.000 Euro werden können, aber auch nur 25.000 Euro.
Geldmarktfonds bieten eine gute Möglichkeit, Geld mit einer Verzinsung anzulegen, die mit der von Tagesgeldern vergleichbar oder sogar höher ist, aber über den gesamten Anlagezeitraum ausgezahlt wird – und nicht nur für drei bis sechs Monate wie beim Tagesgeld.
Geldmarktfonds gelten aus mehreren Gründen als risikoärmere Anlageform: Sie investieren hauptsächlich in Wertpapiere wie Unternehmens-, Bank- oder Staatsanleihen mit sehr kurzen Laufzeiten von maximal etwas mehr als einem Jahr. Anlagen in Geldmarktfonds sind hochliquide, das bedeutet, dass Sie in der Regel täglich auf ihr Geld zugreifen können.