In Bremen

Diese kuriosen Landesgrenzen überraschen selbst Einheimische


Aktualisiert am 03.10.2024 – 14:20 UhrLesedauer: 3 Min.

Blick auf Bremen: Die Hansestadt hat mehr Grenzen zu Niedersachsen, als die meisten annehmen. (Quelle: Guenter Hofer/SchwabenPress)

Der YouTuber Matthias Schwarzer hat eine kuriose Entdeckung gemacht: Bremen hat mehr Grenzen zu Niedersachsen, als den meisten bekannt sein dürfte.

Zwischen Bremen und Bremerhaven liegt Niedersachsen. Dies sollte zunächst nicht sonderlich überraschend sein. Schließlich handelt es sich bei Bremen um einen Zwei-Städte-Staat. Bremen und Bremerhaven sind nur durch die Weser miteinander verbunden.

Dass es sich bei Bremerhaven demnach um eine Exklave handelt, ist schon ungewöhnlich. Doch eine noch viel ungewöhnlichere Grenze besuchte YouTuber Matthias Schwarzer vor rund einem Jahr. In einem Video mit dem Titel: „Die merkwürdigste Grenze Bremens“ berichtet der Warendorfer über seinen kuriosen Ausflug.

Der Titel von Schwarzers Video kann irreführend sein. Tatsächlich berichtet der YouTuberl nämlich von zwei weiteren Grenzen zu Niedersachsen. Bremen besteht damit aus insgesamt vier Teilen. Wo kommen denn nun plötzlich zwei weitere Teile des Stadtstaats her?

Seine Reise führte den YouTuber in ein „winzig kleines Gebiet“, das zu Bremerhaven und zum Bundesland Bremen gehört, aber vollständig davon abgetrennt ist. Genauer gesagt fand er sich im Fehrmoorgebiet wieder, dem einzigen und letzten Hochmoor Bremens.

Eine weitere Grenze zu Niedersachsen befindet sich im Bremer Fehrmoorgebiet. (Quelle: Google Maps (Screenshot))

Über ein Wohngebiet Bremerhavens gelangte Schwarzer zu Fuß in das Fehrmoorgebiet. Und zack: Mit Betreten der Brücke, die zum Fehrmoor führt, stand er schon in Niedersachsen.

Inmitten der Natur traf der YouTuber unter anderem auf Pferde, die sich wahrscheinlich noch keine Gedanken darüber gemacht hatten, dass sie eigentlich keine waschechten Bremer sind. Doch wie ist dieser Exklaventeil entstanden?

Matthias Schwarzer stieß bei seiner Recherche nicht nur an Bremer, sondern auch an informative Grenzen. Letztlich konnte ihm das Stadtarchiv Bremerhaven mit einer Theorie weiterhelfen. Diese ist zwar nicht vollständig belegt, scheint aber einleuchtend zu sein.

Bis zum 16. Jahrhundert stellte der Bach „Große Beek“ die Grenze Bremerhavens dar. Das Fehrmoor kam erst später hinzu. Durch die Vorgängergemeinde Bremerhavens, Lehe, wurde das Fehrmoor in Besitz genommen, wie ein Dokument aus dem Jahr 1871 erklärt.

Mit der Besitznahme durch Bremerhaven schien das Land Niedersachsen nicht zufrieden zu sein. Wie das Stadtarchiv dem YouTuber weiter berichtete, wollte Niedersachsen die Hoheit über den Grenzbach Große Beek nicht abgeben. Es fand keine Einigung statt.

Dementsprechend blieb bis heute ein kleiner Geländestreifen in Niedersachsen, und das Fehrmoor wurde zur Exklave Bremens. Doch nicht nur mitten im Grünen findet sich eine solche Exklave. Schwarzer berichtet von einer weiteren Entdeckung, die ihn in die Heimat von Jan Böhmermann führte.

Die zweite Exklave ist ein winziges Wohngebiet. Mitten in Vegesack endet Bremen und Niedersachsen beginnt. Die Bahnhofstraße nach Osten und der Hammersbecker Weg nach Westen befinden sich komplett in Niedersachsen. Aber auf der gegenüberliegenden Seite ist man wieder in Bremen.

Bei der Exklave handelt es sich im Grunde um ein Wohngebiet in der Opitzstraße. Sie liegt eigentlich auf der niedersächsischen Seite der Landesgrenze, umschlossen von den Gemeinden Löhnhorst und Beckedorf, gehört aber auch heute noch formal zu Bremen.

Von diesem Kreisel aus muss man einmal durch Niedersachsen laufen, um wieder nach Bremen zu gelangen. (Quelle: Google Maps (Screenshot))

Schwarzer berichtet mit der Hilfe von Quellen des Staatsarchivs Bremen, dass die niedersächsische Landesgesellschaft und vier Privateigentümer das Gebiet um die Opitzstraße 1967 an die Städtegemeinde Bremen veräußerten. Als Grund gibt Schwarzer an, dass Bremen möglicherweise mehr Wohnraum benötigt habe.

In den 70er-Jahren entbrannten Diskussionen, das Wohngebiet an der Opitzstraße wieder in Niedersachsen zu integrieren, wie der „Weser-Kurier“ berichtete. Anwohner waren allerdings dagegen. Gründe waren unter anderem, dass Kinder auf andere Schulen gehen müssten und Wege zu Behörden weiter werden würden. Es blieb bei der Bremer Exklave.

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