Die Deutschen lieben es deutsch. Das gilt auch für die Geldanlage. Sie investieren in Aktien von Adidas, Bayer oder der Telekom oder gleich den ganzen Dax. Es geht aber besser.

Hand aufs Herz: Wie deutsch ist Ihr Depot? Ich hätte aktuell „nur“ Bayer, Porsche und eine Aktienanleihe auf die Deutsche Bank zu bieten. Allerdings im Spielgeld-Depot, in dem ich nur geringe Summen investiere. Aber das ist ziemlich deutsch, wenn ich ehrlich bin. Ach ja, und Biontech. Aber die Aktie ist ja an der Wall Street notiert.

In meinem Depot für den langfristigen Vermögensaufbau bin ich allerdings international sehr breit aufgestellt. Doch das sind wohl die wenigsten Anleger. Zumindest zeigen das Studien immer wieder. Im Börsenjargon spricht man von „Home Bias“. Das ist so eine Art Heimatverliebtheit. Und die ist kein deutsches Phänomen.

Die Amerikaner lieben es amerikanisch, die Franzosen französisch und die Briten eben britisch, und so weiter und so fort. Wir haben die deutschen Unternehmen eben eher auf dem sprichwörtlichen Schirm. Wir hören und lesen mehr über sie. Und wir glauben, uns mit den heimischen Unternehmen und ihren Aktien besonders gut auszukennen.

(Quelle: Michel Passin)

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch „Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien“ im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Aber stimmt das auch? Können Sie beispielsweise alle Geschäftsfelder von Siemens aufzählen? Wissen Sie, mit welcher Sparte oder welchem Produkt Bayer oder BASF am besten verdienen? Und welche Modelle von BMW, Mercedes, Porsche oder Volkswagen laufen eigentlich am besten und sind vor allem am profitabelsten? Genau! Wir wissen viel weniger, als wir glauben. Das gilt natürlich auch für amerikanische, französische oder britische Unternehmen. Nur sind wir da ehrlicher zu uns selbst.

Die Heimatverliebtheit führt auch dazu, dass viele Anleger auf den Dax setzen. Das tun sie mit börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs), die den Dax nachbilden, oder aber mit aktiv gemanagten Fonds, die in deutsche Aktien investieren. Oder indem sie eben Einzelaktien deutscher Unternehmen kaufen. Wie hoch ist der Anteil deutscher Aktien in Ihrem Depot? Wie viel steckt in Dax- oder MDax-ETFs und Fonds, die in „Made in Germany“ investieren? Oder um es anders zu formulieren: Wie groß ist Ihre Heimatliebe?

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Foto Benjamin FeingoldAusgewählt von unserem Börsenexperten Benjamin Feingold

Auf den im Beitrag beschriebenen All Country World-Index lässt sich einfach und günstig mit dem Kauf des Amundi Prime All Country World-ETFs investieren. Die großen US-Tech-Unternehmen Microsoft, Nvidia und Apple sind die größten Positionen im ETF.

Für wen geeignet?Mittel- bis Langfristanleger

In welcher Marktsituation geeignet?Steigende Aktienkurse global

Risikoklasse: Mittel

Laufende Gebühren: 0,07 % p.a.

Der heimische Index DAX 40 lässt sich einfach und preiswert mit dem genannten ETF Amundi DAX-ETF abbilden. SAP, Siemens und Allianz sind die größten Positionen im ETF und machen zusammen rund ein Drittel im Index aus.

Für wen geeignet?Mittel- bis Langfristanleger

In welcher Marktsituation geeignet?Steigende Kursnotierungen im DAX

Risikoklasse: Mittel

Laufende Gebühren: 0,08 % p.a.

Natürlich gibt es hierzulande viele sehr interessante Unternehmen. Aber wir überschätzen die Bedeutung des heimischen Aktienmarktes. Besonders deutlich macht das die Ländergewichtung im MSCI World. Der Weltaktienindex, der gut 1.500 Aktien aus 23 Industrieländern abbildet, ist wie die meisten Börsenbarometer nach dem Kapitalmarktgewicht der einzelnen Unternehmen und ihrer Aktien zusammengestellt.

Die Unternehmen, die nach ihrem Börsenwert am wertvollsten sind, haben das höchste Gewicht. Die Länder mit den nach Börsenwert wertvollsten Unternehmen sind am stärksten vertreten. Und jetzt wird es übel, also schmerzhaft, zumindest wenn Sie heimatverliebt sind: Deutschland kommt gerade mal auf einen Anteil von gut zwei Prozent. Damit ist unser Aktienmarkt eher unbedeutend. So ehrlich müssen wir bei allem Stolz auf unsere Wirtschaft und ihre Top-Konzerne leider sein.

Amerikanische Aktien hingegen haben einen Anteil von zwei Dritteln am MSCI World. Denn an der New Yorker Wall Street und an der Technologiebörse Nasdaq sind die mit Abstand wertvollsten Unternehmen der Welt gelistet. Doch warum sind die so wertvoll? Weil sie extrem erfolgreich sind, weil ihre Aktien extrem gefragt sind. Es sind vorrangig die „Glorreichen Sieben“, die Technologie-Giganten Amazon, Apple, Microsoft, Nvidia, Alphabet, Meta und Tesla.

Die Anleger

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Wer nur auf den Dax setzt, nimmt an der Erfolgsgeschichte nicht teil. Zumal der deutsche Auswahlindex sehr industrielastig ist. Der Technologieanteil ist gering, aber immerhin gibt es SAP. Ansonsten ist Technologie eher ein amerikanisches, auch noch ein asiatisches Thema. Deshalb sollten internationale Investments den Kern unserer Depots ausmachen. Überhaupt ist der Dax auch zu wenig diversifiziert. Es fehlt an der Risikostreuung: nur 40 Aktien, nur deutsche Unternehmen, viel Industrie, wenig Technologie.

Denken Sie daher bei aller Heimatverliebtheit bitte beim Aktienkauf nicht zu deutsch. Denken Sie auch amerikanisch oder asiatisch, am besten denken Sie sogar global. Schauen Sie über den sprichwörtlichen Tellerrand. Schauen Sie sich die Zusammensetzung des MSCI World an. Oder die des MSCI All Country World inklusive der aufstrebenden Schwellenländer. Damit streuen Sie auch das Risiko breiter. Es wird sich lohnen.

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