Können Essener Kinder künftig noch Schneemänner bauen? Wie heiß werden die Sommer? Forscher haben verschiedene Klimawandel-Szenarien berechnet.

Bis zum Jahr 2100 könnte sich das Klima in Nordrhein-Westfalen massiv ändern. Jetzt schon treffen Zugvögel eher ein, während Menschen unter Hitze leiden. Laut Umweltbundesamt müssen NRW-Landwirte in Zukunft unter Ernteeinbußen und zunehmender Bodenerosion leiden, im Sauerland wird es schwer haben, wer vom Wintertourismus lebt.

Wie es genau kommt, ist zwar ungewiss. Aber eins ist sicher: Der Klimawandel wird das Leben umwälzen – und hat es schon. Von 1881 bis 2021 ist es in Deutschland Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zufolge bereits um 1,6 Grad wärmer geworden. Die fünf wärmsten Jahre seit 1881 wurden allesamt nach dem Jahr 2000 registriert.

Und die steigenden Temperaturen sind nur eine der Veränderungen, mit denen die Bürger umzugehen lernen müssen. Hinzu kommen Extremwetterereignisse: Starkregen, Überschwemmungen, Stürme, folgenschwere Hagelschauer und ausgedehnte Dürreperioden. Die dadurch angerichteten wirtschaftlichen Schäden sind immens, die Bundesregierung bezifferte sie 2022 auf mehr als 80 Milliarden Euro.

Sieben Klimaraumtypen: Essen zählt zu wärmsten Regionen

Der Klimawandel wirkt sich allerdings nicht überall gleich aus. Denn ob Flachland, Gebirge, Küstengebiet oder von kontinentalem Klima geprägte Gegenden – all das hat Einfluss auf die örtlichen Wetterbedingungen und führt dazu, dass der Klimawandel in Essen andere Folgen hat als in Dortmund oder Siegen.

Für die umfangreiche, vom Umweltbundesamt publizierte Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 haben Forscher sieben verschiedene sogenannte Klimaraumtypen in Deutschland festgestellt. Besonders stark zunehmen werden die Dürreperioden in den Mittelgebirgen, wie etwa im Sauerland im Süden Westfalens. In den Gebirgen kommen sehr stark steigende Durchschnittstemperaturen hinzu. An den Küsten bleibt der zu erwartende Temperaturanstieg moderat, zu kämpfen haben die Menschen vor allem mit mehr Starkregen. Im Nordwesten werden die Veränderungen insgesamt eher durchschnittlich ausfallen – auch Dortmund zählt zum Nordwesten. In den trockensten Regionen wird es vor allem heißer, zudem nehmen die Starkregentage deutlich zu. Im Südosten wird es sehr viel mehr Hitzetage geben.

Auch in den schon jetzt wärmsten Regionen (hierzu gehört auch Essen) wird eine sehr starke Zunahme an Hitzetagen erwartet. Hier steht der größte Anstieg an Tropennächten bevor.

Klimaprojektion auf Landkreisebene: Das erwartet Essen

Einen noch detaillierteren Blick in die Zukunft erlauben die Daten der Helmholtz-Experten des Climate Service Center Germany (GERICS). Die Forscher haben für alle deutschen Landkreise Zukunftsszenarien mit 85 verschiedenen regionalen Klimamodellsimulationen berechnet. Dadurch lässt sich für Essen und Umgebung abschätzen, was wohl auf die Einwohner zukommt: In welchem Korridor wird künftig die Durchschnittstemperatur liegen, wie lang werden die Hitzeperioden sein, wie viele tropische Nächte sind zu erwarten, an wie vielen Wintertagen fällt die Temperatur überhaupt noch unter 0 Grad, wie viele Starkregentage sind zu erwarten und wie wird die Dürresituation?

Abhängig davon, wie sich der CO2-Ausstoß in der Zukunft entwickelt, ergeben sich für jede Simulation andere Werte. Unterschieden werden Szenarien für hohe Emissionen (RCP8.5), mittlere Emissionen (RCP4.5) und niedrige Emissionen (RCP2.6).

Essen schwitzt

Für Essen heißt das konkret: Sollte der CO2-Ausstoß in Zukunft nicht sinken, erwarten die mittleren Klimamodellsimulationen einen Temperaturanstieg bis Mitte des Jahrhunderts um 1,8 Grad und bis Ende des Jahrhunderts sogar um 3,2 Grad. Statt wie im Durchschnitt der Jahre 1971 bis 2000 gäbe es im Worst-Case-Szenario Ende des Jahrhunderts nicht mehr 5,6 Hitzetage mit mehr als 30 Grad im Jahr, sondern 16.

Tropennächte, in denen die Menschen nur schlecht Erholung finden, weil die Temperatur nie unter 20 Grad fällt, gab es im vergangenen Jahrhundert in Essen noch kaum. Ende des 21. Jahrhunderts müsste man mit 7,6 solcher Nächte jedes Jahr rechnen. Und: Hitzewellen mit sechs Hitzetagen in Folge wären normal.

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