Medienoffensive
Merz: Der neue Kanzler geht auch medial neue Wege
11.05.2025 – 09:28 UhrLesedauer: 3 Min.
Friedrich Merz ist erst wenige Tage im Amt und kräftig unterwegs in den sozialen Medien. Das verrät auch viel über den neuen Stil seiner Kanzlerschaft.
Kurz war Emmanuel Macron dann doch etwas irritiert. Verwundert drehte er sich auf der gemeinsamen Pressekonferenz in Kiew am Wochenende zur Seite. Friedrich Merz sprach. Und sprach. Und sprach. Der neue Bundeskanzler wollte gar nicht mehr aufhören zu reden.
Aus Deutschland war die Welt in den vergangenen Jahren mit anderen Tönen vertraut.
Der neue Kanzler geht im neuen Amt auch medial neue Wege. Merz inszeniert sich als Staatsmann. Und das mit sehr professionellen Videos.
Auf der Reise in die Ukraine zeigte sich Merz als Staatsmann im Kreis der Verbündeten: dem britischen Premier Keir Starmer, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem polnischen Regierungschef Donald Tusk. Die Botschaft: Deutschland ist auf der europäischen Bühne und reiht sich nach manchem Alleingang ein in den Kreis der Partner.
Merz flutete das Netz mit Bildern. Er dokumentierte die Reise nach Kiew fast lückenlos. Für den ukrainischen Präsidenten hatte Merz auf der Reise noch eine eigene Botschaft parat: „Du kannst mich jederzeit anrufen.“
Das Bild sagt es: Sie gibt in Europa die Richtung vor: EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Merz weiß das. Wichtige Themen seiner Agenda kann er nur mit der EU durchsetzen, etwa die Zurückweisungen an der Grenze in der Migrationspolitik.
Merz geht deshalb früh auf die EU zu. Und er geht neue Wege. Die Presseseiten der EU sind wirr und unübersichtlich. In der Datenbank finden sich Videoschnipsel zu (fast) allen Pressekonferenzen. Aber mit undefinierbaren Suchwörtern. Merz handelt und veröffentlicht auf X Auszüge seiner eigenen Pressekonferenz mit von der Leyen im Pressesaal des Brüsseler Berlaymont. Er bestimmt nicht nur die Bilder, sondern auch das Wort.
Merz startete seine Karriere als Europa-Abgeordneter. So weiß er, was auch wichtig ist. Ohne das Europaparlament geht nichts in Brüssel. So trifft der neue Kanzler auch Roberta Metsola, Präsidentin des EU-Parlaments. Das Bild zeigt ihn sehr entspannt auf der Dachterrasse des Parlamentsgebäudes. Deutschland macht sich plötzlich locker.
Das Bild mit Rutte zeigt nur Merz von vorne. Die Blickrichtung des Fotografen verrät auch viel über die Eigenperspektive des Kanzlers: Unterm Strich zähl ich. So ist das in der Politik.