Leverkusen hat den FC Bayern nicht einfach nur bezwungen. Der 3:0-Sieg war ein Meister-Statement, das die Liga dringend braucht. Denn: Wenn dieses Leverkusen nicht Meister wird, dann wird es niemand in den nächsten Jahren. Außer Bayern. Und das darf einfach nicht mehr wahr sein.

Vorausgeschickt: Ich habe wirklich nichts mit Bayer Leverkusen am Hut. Ich habe jeden „Vizekusen“-Witz gemacht. „Söldner-Truppe“, „Pillen-Klub“, ich habe nichts ausgelassen. Und ich bin auch kein Bayern-Hasser. Ich habe großen Respekt vor deren Dominanz, deren Siegermentalität, vor diesem „Mia san mia“-Ding. Und trotzdem: Dieses Jahr muss es enden. Die Meisterschale darf einfach nicht mehr per Dauerabo nach München gehen. Jetzt oder nie!

Und warum? Weil diese Liga nicht noch einen Titel dieser Bayern ertragen kann. Weil es endlich eine Erfolgsgeschichte braucht, die nicht an der Säbener Straße spielt. Die nicht auf dem Balkon über dem Marienplatz in München endet. Diese ewigen Bayern lähmen den deutschen Fußball. Schon im vergangenen Jahr war der Rekordmeister eigentlich fällig. Der BVB schenkte den Titel noch her. Das darf in diesem Jahr nicht mehr passieren.

Elf Jahre lang halten die Münchner Bayern den Deutschen Meistertitel bereits in Geiselhaft. Es gibt Kinder, die keinen anderen Deutschen Fußballmeister kennen. Und längst nicht immer waren die Bayern so dominant, dass sie den Titel verdient gehabt hätten. Nur zu oft ist er ihnen in den Schoß geworfen worden.

Leverkusens Spieler wie Florian Wirtz, Alejandro Grimaldo, Granit Xhaka, Victor Boniface, Exequiel Palacios und Jeremie Frimpong stehen für modernen, schwindelerregenden, aufregenden und mitreißenden Fußball. Bayern-Spieler wie Joshua Kimmich, Leroy Sané, Leon Goretzka und Serge Gnabry stehen für die bleierne Stagnation des deutschen Fußballs insgesamt. Bayer-Trainer Xabi Alonso steht für ein modernes Spielsystem und nahezu perfektes Kadermanagement. Im Vergleich dazu wirkt Thomas Tuchel wie der verzweifelte Nachhilfelehrer einer Schulklasse, die gar nicht mehr versetzt werden will.

Leverkusens sportliche Leitung unter Simon Rolfes hat ein Team aus jungen Wilden und hungrigen Veteranen geformt, während die Bayern-Bosse ein Ensemble in den Tiefschlaf verwaltet haben, das schon seit Jahren keinerlei Emotion mehr zeigt. Es wäre ein katastrophales Signal für den deutschen Fußball, könnte Bayer sich nicht für seinen Mut, seine Klasse und seine Kreativität belohnen und würden die Bayern trotz aller offensichtlichen Fehler am Ende doch noch triumphieren.

Diese Saison kann aus all diesen Gründen eigentlich nur mit Münchner Katzenjammer und einer großen Party in Leverkusen enden. Nebenbei: Hat Leverkusen ein Rathaus? Hat es einen Balkon? Egal, die Feier muss einfach dort steigen, denn: Das Fenster für Bayer Leverkusen beginnt sich bereits zu schließen, kaum dass es aufgestoßen wurde. Ohne das Münchner Festgeldkonto, ohne katarische Scheichs und amerikanische Milliardäre in der Hinterhand wird Bayer 04 Leverkusen diese Truppe nicht zusammenhalten können.

Coach Xabi Alonso hat zwar dem Vernehmen nach keine Ausstiegsklausel in seinem noch bis 2026 laufenden Vertrag. Trotzdem halten sich die Gerüchte, dass Bayer ihm keine Steine in den Weg legen würde (oder könnte), sollte einer seiner Ex-Vereine anfragen: Real Madrid, der FC Liverpool – und die Münchner Bayern. Florian Wirtz wird von einer anderen Zukunft träumen als einer Karriere zwischen Wupper und Rhein. Stars wie Frimpong und Palacios werden schon bald mehr Festgehalt aufrufen, als Bayer ihnen anbieten kann, und Victor Boniface wird sich mit Stürmern wie Erling Haaland oder Kylian Mbappé messen wollen, nicht mit Niclas Füllkrug oder Deniz Undav.

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