Thomas Tuchel
Die Kritik an ihm wird immer lauter
10.06.2025 – 15:21 UhrLesedauer: 3 Min.
Thomas Tuchel entgeht mit England gegen Andorra, der Nummer 173 der Welt, nur knapp einer Demütigung. Die Kritik am deutschen Trainer wird lauter.
Die Fans in Barcelona pfeifen, die Medien werden unruhig – und auch Thomas Tuchel spart nicht mit Kritik an den schlaffen englischen Fußballstars. „Wir haben mit dem Feuer gespielt“, sagte der deutsche Trainer nach dem enttäuschenden 1:0 (0:0) seiner Vize-Europameister gegen den Außenseiter Andorra, die Nummer 173 der Fifa-Weltrangliste.
Wie pomadig und mühevoll England sich dank eines Tores von Bayern-Stürmer Harry Kane (50.) zum Sieg quälte, missfiel Tuchel zutiefst. Er vermisste „die Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit, die es in einem WM-Qualifikationsspiel braucht“. Darüber müsse er mit seinen Spielern sprechen. Nur mit der Einstellung „in den ersten 25 Minuten“ sei er zufrieden. Seine Schlussfolgerung: „Das müssen wir am Dienstag besser machen.“
Die deutliche Kritik Tuchels hatte reichlich Gesprächsstoff auf der Insel ausgelöst. Der frühere Bayern-Coach blieb aber auch mit zwei Nächten Abstand bei seiner Meinung. „Warum sollte ich etwas schönreden?“, fragte der Nationaltrainer am Montag und versicherte, dass er niemanden öffentlich an den Pranger stellen wolle. „Ich nenne keine Namen. Wir als Team haben unsere Standards nicht erfüllt.“ Die Kritik sei innerhalb der Mannschaft bereits direkt nach dem Spiel geäußert worden. „Ich glaube, dass eine Fußballmannschaft ehrlich miteinander sprechen kann. Ich schließe mich da immer mit ein.“
Seit Januar ist Thomas Tuchel nun englischer Nationaltrainer. Mit seinem Namen machte sich Hoffnung breit in England, allerdings wurde die bislang nicht erfüllt. Schon sein Start lief alles andere als harmonisch ab. Vor seinem ersten Spiel gegen Albanien ging er auf seinen Vorgänger Gareth Southgate los.
In einem Interview mit dem britischen TV-Sender „ITV“ wurde Tuchel gefragt, ob die englische Mannschaft bei der EM 2024 einen klaren Spielstil gehabt habe. Der 51-Jährige antwortete deutlich: „Nein, im vergangenen Sommer nicht.“ Als der Reporter nachhakte, was konkret gefehlt habe, zählte Tuchel mehrere Schwächen auf: „Die Identität, die Klarheit, der Rhythmus, die Wiederholung von Spielmustern, die Freiheit der Spieler, die Ausstrahlung der Spieler, der Hunger.“ Sein Fazit lautete: „In meinen Augen hatten sie mehr Angst, aus dem Turnier auszuscheiden, als dass sie die Begeisterung und den Hunger hatten, zu gewinnen.“
Die kritischen Worte erregten auf der Insel Aufsehen. Die „Daily Mail“ sprach von einer „vernichtenden Beurteilung“, während der „Mirror“ meinte, Tuchel habe „subtil“ seinen Vorgänger Gareth Southgate kritisiert und dessen Fehler aufgezeigt. Der „Telegraph“ interpretierte Tuchels Aussagen sogar als „Demontage“ von Southgates England.
Auch Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus kritisierte Tuchel damals: „Das gehört sich nicht. Da kriegt ein Trainer normalerweise die Rote Karte.“ Der 64-Jährige riet Tuchel, sich weniger mit der Arbeit seines Vorgängers zu beschäftigen und stattdessen auf seine eigenen Aufgaben zu konzentrieren. Matthäus forderte: „Er sollte die Fehler auch mal bei sich selbst suchen und sich so zeigen, dass er über den Dingen steht. Er soll zeigen, dass sein Weg besser ist als der seines Vorgängers.“
England ist nach drei Spielen unter Thomas Tuchel mit neun Punkten klarer Spitzenreiter der Europa-Gruppe K. Allerdings waren es trotz der maximalen Punktausbeute bislang Siege, in denen England wenig überzeugend aufgetreten ist. Die Qualifikation für die WM im kommenden Jahr dürfte nicht in Gefahr geraten, sehr wohl aber das Ziel, die englischen Fans mit besserem Fußball zu begeistern.