Die GDL will für die Anliegen ihrer Mitglieder streiken – und Personen- und Güterverkehr lahmlegen. Welche Auswirkungen das auf die Wirtschaft hat.

Mit einem Eilantrag bei Gericht wollte die Deutsche Bahn den erneuten Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) noch verhindern, doch das Arbeitsgericht Frankfurt lehnte ihn ab. Die Mitglieder der GDL dürfen von Mittwoch bis Freitag für einen höheren Lohn und weniger Wochenarbeitsstunden bei Schichtarbeit streiken. Einzig ein Richterspruch des Hessischen Landesarbeitsgerichts in zweiter Instanz könnte sie noch aufhalten.

Mit ihrem Protest bringt die GDL nicht nur den Personenverkehr auf den Schienen zum Erliegen. Auch der Güterverkehr soll stillstehen – bereits am heutigen Dienstag ab 18 Uhr. Für die deutsche Wirtschaft hat das „schon nach kurzer Zeit“ weitreichende Folgen, warnte die Deutsche Bahn (DB) bereits beim Streik der GDL im Dezember. Sowohl die Treibstoffversorgung als auch die Energieversorgung seien etwa gefährdet, heißt es auf der Website des Unternehmens. Doch stimmt das? Und wo genau könnte es eng werden?

Unternehmen müssen auf „Bahnstreikmodus“ umstellen

Tatsächlich bekommen Unternehmen die Auswirkungen des GDL-Streiks am deutlichsten zu spüren, denn über den Schienenverkehr werden etwa Chemie-Gefahrguttransporte, Rohstofflieferungen und Exporte von Pkws abgewickelt. „Die Industrie muss jetzt wieder einmal Produktionsplanungen und Logistikketten auf Bahnstreikmodus umstellen“, sagt Thomas Puls, Ökonom vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) im Gespräch mit t-online. Zwar hätten sie inzwischen reichlich Erfahrung mit Ausfällen durch Streiks, dennoch koste jeder Streik viel Geld und Nerven.

„Wie hoch die Kosten für Deutschland sind, lässt sich aber kaum beziffern“, so Puls. Erfahrungswerte von früheren Streiks beliefen sich auf Schäden von bis zu 100 Millionen Euro täglich. Besonders betroffen sind laut dem Institut Stahl- und Chemieunternehmen, aber auch die Automobilbranche sowie der Hamburger Hafen. „Wirklich großflächig spürbar wird es, wenn in den Häfen Stellplätze für Container knapp werden“, sagt Puls. Das könnte starke Lieferengpässe zur Folge haben.

IW-Experte: „Auch im Alltag fällt mal ein Zug aus“

Auch die Versorgung mit Treibstoff werde laut der Deutschen Bahn durch den GDL-Streik tangiert. Stehen Autofahrerinnen und Autofahrer gen Ende der Woche also vor leeren Zapfsäulen? Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x) hält das vereinzelt für möglich. „Vorübergehende Engpässe an einzelnen Stationen können wir in dieser Ausnahmesituation nicht ausschließen“, so der Verband auf Nachfrage von t-online. Man setze alles daran, Lieferausfälle an Tankstellen so gering wie möglich zu halten.

Von der Deutschen Bahn heißt es dazu: „Der GDL-Streik […] gefährdet die Sicherheit der Energieversorgung während der Heizperiode.“ IW-Experte Thomas Puls gibt auf Nachfrage von t-online jedoch allgemein Entwarnung. „Engpässe sind grundsätzlich möglich, wenn lange genug gestreikt wird“, so Puls. Der Treibstoff werde aus den Raffinerien üblicherweise über Schienen transportiert. Diese seien auch für den Transport von Kohle sehr wichtig. Dass der dreitägige Streik der GDL schon zu Engpässen an den Tankstellen führen wird, oder die Heizungen von Verbrauchern kalt bleiben, glaubt der Experte hingegen nicht.

„Auch im Alltag fällt mal ein Zug aus, sodass die Unternehmen ihre Vorräte nicht auf Kante nähen, sondern auf solche Fälle vorbereitet sind“, so Puls. Zudem könne die Bahn in solchen Fällen kritische Kunden bevorzugt im Rahmen von Notfallfahrplänen bedienen.

DHL ist „auf diese Szenarien vorbereitet“

Weiter warnt die Deutsche Bahn, würden bei einem Streik der GDL auch die Paketzüge der DB Cargo stillstehen. „Ein Zug ist im Durchschnitt mit rund 100.000 Paketen beladen, die bei einem Streik dann nicht rechtzeitig ihre Empfänger erreichen“, so das Unternehmen auf seiner Website. Klingt viel, doch welches Ausmaß der Streik tatsächlich haben dürfte, zeigt eine Nachfrage von t-online bei DHL: „Die Auswirkungen für unsere Kunden sind sehr begrenzt“, so ein Sprecher des Unternehmens.

Mit knapp 48 Prozent aller Paketlieferungen stellt der Versandservice fast die Hälfte aller Pakete in Deutschland zu. Nur rund sechs Prozent der Pakete würden jedoch über Schienen transportiert, so das Unternehmen. Sollte es im Falle des Streiks zeitkritisch werden, würde der Pakettransport zudem auf die Straße verlagert werden. Auch mit Blick auf die laufende Protestwoche des Bauernverbands heißt es: „Wir sind auf diese Szenarien vorbereitet und haben eingespielte Prozesse“, so der Sprecher.

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