Die deutsche Linkspartei hat am Mittwoch offiziell ihre Bundestagsfraktion aufgelöst, nachdem sich eine der ehemaligen Ikonen der Partei, Sahra Wagenknecht, abspaltete und eine populistische Konkurrenzpartei gründete.
„Das ist sicherlich ein historischer Wendepunkt und natürlich auch eine herbe Niederlage“, sagte Dietmar Bartsch, ehemaliger Fraktionsvorsitzender der Linksfraktion.
Mitglieder der Linkspartei bleiben im Deutschen Bundestag, gehören aber keiner offiziellen Fraktion mehr an. Die Auflösung bedeutet, dass die Partei ihre finanzielle Unterstützung verliert und gezwungen ist, Vermögenswerte aufzulösen und Mitarbeiter zu entlassen. Auch die parlamentarischen Rechte seiner Mitglieder werden eingeschränkt.
Die Auflösung der Linkspartei-Fraktion erfolgt, nachdem Wagenknecht, das langjährige Gesicht der Partei, im Oktober zurückgetreten ist, um eine neue Anti-Establishment-Partei zu gründen, die neun Parlamentarier der Linkspartei mitbringt.
Wagenknecht gehört zu den beliebtesten Politikern Deutschlands und ist in mehreren gesellschaftlichen Fragen, darunter auch in der Migration, nach rechts abgedriftet, wodurch es zu ideologischen Überschneidungen mit der rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD) kam. Wagenknecht sagt, ihre neue Partei werde Wähler vertreten, die von der Mainstream-Politik zutiefst frustriert seien.
Wagenknecht hat auch gegen die militärische Unterstützung Deutschlands für die Ukraine gewettert und die Wiederherstellung engerer Beziehungen zu Moskau gefordert, was zu Vorwürfen ihrer politischen Gegner geführt hat, dass sie eine „Putin-Sympathisantin“ sei – ein Vorwurf, den Wagenknecht bestreitet. Ihre Ansichten zu Russland hatten zu tiefen Gräben innerhalb der Linkspartei geführt, deren Wurzeln teilweise auf die Kommunistische Partei der DDR zurückgehen.
Damit eine Partei eine Fraktion im Bundestag bilden kann, sind mindestens 37 Abgeordnete erforderlich. Die Linkspartei zählt nur noch 28 Abgeordnete.
Bartsch sagte, er wolle mit einem erfolgreichen Abschneiden bei der nächsten Bundestagswahl 2025 die Fraktion der Linkspartei wiederherstellen. Allerdings liegt die Partei in den jüngsten Umfragen nur bei 3 Prozent und damit deutlich unter der Hürde, die für den Einzug ins Parlament nötig wäre. Die Aussichten der Partei auf ein politisches Überleben bleiben daher höchst ungewiss.
Als Zeichen dieser Verunsicherung steht auf der früheren Website des Bundestags zur Linkspartei nun „404 – Seite nicht gefunden“.