Nicht nur auf dem Spielfeld, auch bei Feierlichkeiten türkischer Fans in Berlin wurde der Wolfsgruß gezeigt. Linken-Politiker Ferat Koçak warnt schon lange vor den Grauen Wölfen.

Der Wolfsgruß-Jubel eines türkischen Spielers bei der Fußball-EM hat einen Skandal ausgelöst. Die Uefa ermittelt gegen ihn. Der Berliner Linken-Politiker Ferat Koçak wirft deutschen Behörden vor, die Gefahr zu unterschätzten, die von den Grauen Wölfen in Deutschland ausgeht. Er blickt mit Bangen auf das kommende Viertelfinale in der Hauptstadt.

t-online: Herr Koçak, hat sie der Torjubel mit dem Wolfsgruß von Merih Demiral überrascht?

Ferat Koçak: Nein, nicht wirklich. Der Wolfsgruß ist sehr verbreitet, in der Türkei, aber auch in Deutschland. Die Grauen Wölfe sind auch hier als politische Kraft aktiv und mobilisieren etwa über soziale Medien.

Was löst es in Ihnen aus, wenn jemand den Wolfsgruß zeigt?

Es ist erschreckend. Stellen Sie sich vor, ein deutscher Spieler würde nach einem Tor den Hitlergruß zeigen. Das würde Ihnen auch Angst machen.

Sind Wolfsgruß und Hitlergruß in Ihren Augen vergleichbar?

Ja, denn hinter beiden steckt eine menschenverachtende Ideologie. Der Wolfsgruß ist ein rassistischer und faschistischer Gruß, der unter anderem für die Unterdrückung von kurdischen, alevitischen und jüdischen Menschen steht.

(Quelle: IMAGO)

Ferat Koçak wurde 1979 als Kind kurdischer Eltern in West-Berlin geboren. Er sitzt seit 2021 für die Linke im Berliner Abgeordnetenhaus.

Auch bei den Feierlichkeiten in Berlin wurde der Wolfsgruß immer wieder gezeigt. Ist jeder, der ihn zeigt, für Sie ein Faschist?

Da wäre ich wieder beim Hitlergruß: Ist jeder, der ihn zeigt, ein Faschist? Natürlich kann man bei irgendwelchen Jugendlichen sagen, dass sie vielleicht die Ideologie dahinter nicht komplett kennen. Aber für mich zählt das nicht als Entschuldigung. Wer den Gruß zeigt, verbreitet eine rechtsextreme Ideologie. Das müssen wir bekämpfen.



Erst vor Kurzem haben Anhänger der Grauen Wölfe in Belgien gezielt kurdische Familien gejagt und ins Krankenhaus geprügelt. So etwas kann auch hier passieren.


Ferat Koçak


Sie haben vor Kurzem eine Anfrage an den Berliner Senat zum Thema Graue Wölfe in Berlin gestellt. In der Antwort heißt es, dass es keine Hinweise auf konkrete Gefährdungen durch Graue Wölfe in Berlin gebe. Was war Ihre Reaktion darauf?

Die Behörden unterschätzen die Gefahr massiv. Es ist erschreckend, dass der Berliner Senat so wenig über die Grauen Wölfe zu wissen scheint. Den natürlich geht von diesen Rechtsextremisten eine Gefahr aus. Erst vor Kurzem haben Anhänger der Grauen Wölfe in Belgien gezielt kurdische Familien gejagt und ins Krankenhaus geprügelt. So etwas kann auch hier passieren, wenn diese Ideologie nicht endlich bekämpft wird.

Was genau müsste Ihrer Meinung nach unternommen werden?

Die deutschen Behörden müssen ein Verbotsverfahren gegen die Grauen Wölfe und ihre rechtsextremen Symbole prüfen. Die Vereinsstrukturen, die hinter der Gruppierung stehen, müssen noch genauer beobachtet werden.

Am Samstag spielt die Türkei im EM-Viertelfinale gegen die Niederlande, das Spiel findet in Berlin statt. Wie blicken Sie darauf?

Das macht mir Angst. Es werden viele türkische Faschisten nach Berlin kommen, auch aus dem europäischen Ausland. Das ist eine Gefahr für viele Menschen in Berlin, gerade für die riesige kurdische Community. Ich hoffe, dass alles gut geht.

Danke für das Gespräch.

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