In den Gassen Roms verbirgt sich ein Ort voller Wunder und uralter Legenden: Santa Maria Maggiore. Die Lieblingskirche von Papst Franziskus birgt Schätze und Geheimnisse.
Es war die Santa Maria Maggiore, die der jüngst verstorbene Pontifex am frühen Morgen des 14. März 2013 aufsuchte. Es war der erste Tag seiner Amtszeit als Oberhaupt der katholischen Kirche. Seitdem kehrte er wiederholt dorthin zurück. Mehr als hundertmal betete er hier. Jedes Mal, bevor er auf Reisen ging oder von einer Pilgerfahrt zurückkehrte, verharrte er still vor der verehrten Marienikone „Salus Populi Romani“.
Auch nach seinem langen Krankenhausaufenthalt im vergangenen Februar und März ließ der Papst sich auf dem Heimweg zum Vatikan kurz an der Basilika vorbeifahren, um der Gottesmutter einen Blumenstrauß zu schenken. Am Vorabend des Palmsonntags suchte Franziskus die Basilika erneut auf: Er betete vor der Ikone – ein stiller, bewegender Moment.
Es war sein 126. Besuch in Santa Maria Maggiore – und es sollte der letzte sein. Am Ostersonntag starb der 266. Bischof von Rom. Nun ruht der Papst an dem Ort, der ihm so wichtig war.
Seit 16 Jahrhunderten thront die Basilika Santa Maria Maggiore auf dem Esquilin und ist die bedeutendste Marienkirche der Stadt. Die Entstehung der Basilika ist eng mit einer Legende verknüpft: Im Jahr 352 erschien demnach einem römischen Patrizierpaar im Traum die Jungfrau Maria und erklärte, dass sie dort eine Kirche errichtet haben wolle, wo am nächsten Morgen Schnee falle – und zwar mitten im Hochsommer.
Am folgenden Tag lag der Legende nach aber tatsächlich Schnee auf dem Esquilin-Hügel, genau an dem Ort, an dem Santa Maria Maggiore heute steht.
Nach dem Konzil von Ephesus (431 n. Chr.), wo Maria offiziell zur Muttergottes erklärt wurde, wurde die Santa Maria Maggiore gebaut. Sie gilt heute als älteste Marienkirche des Westens. Gegründet von Papst Liberius und prachtvoll vollendet unter Papst Sixtus III., beherbergt Santa Maria Maggiore einzigartige Kunstschätze: darunter die berühmten Mosaiken, die prachtvolle Apsis mit der Krönung Mariens und die ältesten christlichen Glasmosaiken Roms.
Im Laufe der Jahrhunderte haben die Päpste eine besondere Beziehung zu dieser Basilika
aufgebaut. Sechs Päpste liegen hier begraben. Papst Franziskus ist nun der siebte Pontifex.
Santa Maria Maggiore ist nicht nur ein Monument des frühchristlichen Glaubens, sondern auch ein Museum der Kunstgeschichte – mit Werken von Meistern wie Arnolfo di Cambio, Bernini und den Erben Michelangelos.
Beim Betreten der Kirche fällt sofort das majestätische Apsismosaik ins Auge. Es zeigt die Krönung Mariens durch Christus – eine Szene von beeindruckender Pracht, bei der Sonne und Mond zu ihren Füßen aus reinstem Silber gefertigt sind. Dieses Mosaik, das als letztes großes Meisterwerk des mittelalterlichen Roms gilt, wurde unter Papst Nikolaus IV. geschaffen.
Eine der größten Kostbarkeiten der Kirche ist die Ikone „Salus Populi Romani“. Der Überlieferung nach wurde dieses Marienbild vom Evangelisten Lukas geschaffen, dem Schutzpatron der Maler. Generationen von Päpsten haben der Ikone Krönungen, Schmuckstücke und Blumengaben dargebracht. Besonders in Krisenzeiten trugen die Römer die Ikone in Prozessionen durch die Stadt, um Schutz zu erflehen. Papst Franziskus hielt diese Tradition lebendig.