Die deutschen Handballer starten gegen die Schweiz in die Heim-EM. Die Testspiele geben Grund zu Optimismus – doch es gibt ein Problem.

Aus Düsseldorf berichtet Nils Kögler.

Zwei Testspiele gegen Portugal, zwei Siege, Generalprobe geglückt. Anhand der Ergebnisse, die die deutsche Handball-Nationalmannschaft in den letzten Testspielen vor der Heim-EM einfuhr, ließe sich optimistisch auf das nun beginnende Turnier blicken. Immerhin hatte sich das DHB-Team mit Portugal kein Fallobst als Testgegner ausgesucht, sondern eine schwierige Mannschaft, die als guter Gradmesser für den EM-Auftaktgegner Schweiz dienen dürfte.

Und in der Tat: Die deutsche Mannschaft zeigte über weite Strecken in beiden Partien sehr ansprechende Leistungen. Neben viel Licht gibt es im deutschen Spiel aber auch ein wenig Schatten. Denn in beiden Spielen schaffte es das Team von Bundestrainer Alfred Gíslason nicht, über 60 Minuten konstant auf hohem Niveau zu agieren. Dafür gab es verschiedene Gründe – und eine bittere Diagnose könnte das Problem noch verschärfen.

Die verfluchte zweite Halbzeit

Die Bilder in den zwei Spielen gegen Portugal glichen sich: Die deutsche Mannschaft startete stark und spielte eine nahezu furiose erste Halbzeit. Im ersten Aufeinandertreffen am vergangenen Donnerstag ging es mit einer Vier-Tore-Führung in die Pause, die Bundestrainer Gíslason im Nachgang sogar noch als zu gering einstufte. Beim zweiten Spiel am Samstag konnte sich das DHB-Team ebenfalls über einen deutlichen Fünf-Tore-Vorsprung zur Pausensirene freuen.

Doch in beiden Spielen gaben die Deutschen das Zepter in der zweiten Hälfte aus der Hand. Während die Portugiesen in Partie eins zwischenzeitlich ausgleichen konnten, kamen sie in Partie zwei bis auf ein Tor heran.

Nachwuchsspieler retten den Tag

Die Gründe dafür waren jedoch unterschiedlich: In einer Mannschaft, die in diesem Jahr neben den Routiniers auch aus zahlreichen jungen Spielern besteht, bekamen in Flensburg erstere den Vorzug in der Startaufstellung. Sie waren es, die das Team zwar in Führung brachten, doch schließlich einbrachen. Gíslason reagierte, brachte Debütant Martin Hanne und U21-Weltmeister Renars Uščins in die Partie – und die Jungstars zeigten eine unbedarfte Leistung. Mit zahlreichen forschen Offensivaktionen und mehreren Treffern in besonders wichtigen Momenten waren sie maßgeblich für den Sieg verantwortlich.

„Er war, als er hereingekommen ist, ein Aktivposten und ist ohne Scheu auf das Tor gegangen“, lobte Kapitän Johannes Golla nach dem Spiel Debütant Hanne. „Er hat mit seiner Eins-gegen-eins-Qualität und mit seiner Durchschlagskraft die Portugiesen überrascht und uns dann auf jeden Fall durch die zweite Halbzeit getragen, das muss man ganz klar so sagen.“

Auch Torwart Andreas Wolff hatte nur lobende Worte für die Jungstars übrig. „Wir haben frisches Blut dazugewonnen. Man sieht, dass insbesondere die Jungen Lust haben auf die Länderspiele und dass sie gar nicht so nervös sind. Uščins und Hannes Auftritte waren couragiert. Dafür haben sie Respekt verdient.“

Wiederholt sich ein Erfolgsrezept?

Der mutige Auftritt der „jungen Wilden“ machte Mut. Sollten es am Ende ebendiese unbedarften Spieler sein, die zum Erfolgsrezept werden? Wie schon 2016, als Deutschland mit einem ähnlich zusammengestellten Kader überraschend den EM-Titel holte und Stars wie Andi Wolff geboren wurden?

Das zweite Testspiel in Kiel trat allerdings kräftig auf die Euphoriebremse. Dort blieb Uščins, der starten durfte, unauffällig und musste früh vom Platz. Auch U21-Weltmeisterkollege Nils Lichtlein, der in der zweiten Hälfte Spielzeit bekam, konnte kaum Akzente setzen.

2024-01-11 05:13:33.905 – 1704950013905

Für David Späth, Torwart des U21-Weltmeisterteams, verlief der Abend noch enttäuschender: Zur zweiten Hälfte eingewechselt, musste er nach 18 Minuten zwischen den Pfosten wieder für Wolff Platz machen. Seine Bilanz: Gerade einmal zwei Paraden, dafür unzählige Griffe hinter sich. Von den jungen Nachwuchstalenten konnte lediglich Justus Fischer mit guten Defensivaktionen am Kreis überzeugen.

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