Die Frage ist jedoch, wie die Stahlindustrie angesichts einer weiteren Herausforderung überleben wird: der schleppenden Nachfrage. Die deutsche Stahlindustrie beschäftigt rund 80.000 Arbeiter, aber die meisten Hersteller haben ihre Produktion angesichts eines wachsenden Überangebots gedrosselt, das durch die Schwäche der deutschen Auto- und Maschinenbauindustrie ausgelöst wurde. Die ThyssenKrupp-Aktien sind im vergangenen Jahr um fast 60 Prozent gefallen. Im vergangenen Monat traten mehrere Vorstandsmitglieder der ThyssenKrupp-Stahltochter, darunter der ehemalige SPD-Vorsitzende und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, im Zuge eines Streits über die Strategie des Managements für das Unternehmen zurück.

Ärger in den sozialdemokratischen Kernländern

Noch vor ein paar Monaten schien es für die SPD kaum noch schlimmer kommen zu können. Bei der Europawahl im Juni erlitt die Partei ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl seit über einem Jahrhundert. Und bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland Anfang dieses Monats erlitten die Parteien der SPD-geführten Koalition schwere Verluste.

Nun treffen die wirtschaftlichen Probleme besonders hart die verbliebenen traditionellen Hochburgen der SPD im verarbeitenden Gewerbe – von der westdeutschen Stahlregion bis zum VW-Stamm in Niedersachsen.

Die Aufgabe, die deutsche Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, wird wahrscheinlich der Mitte-Rechts-Opposition und Friedrich Merz zufallen. | Maja Hitij/Getty Images

Das bedeutet, dass die Aufgabe, die deutsche Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen, wahrscheinlich der Mitte-rechts-Opposition und Friedrich Merz, dem Vorsitzenden der Christlich Demokratischen Union (CDU), zufallen wird, die derzeit in den Umfragen weit vor allen anderen Parteien liegt. Merz, ein ehemaliger Wirtschaftsanwalt mit engen Verbindungen zur deutschen Wirtschaft, gab diese Woche bekannt, dass er als Spitzenkandidat der Konservativen antreten wird, was ihn zum wahrscheinlichen nächsten Bundeskanzler macht.

Merz tritt mit dem Versprechen an, die guten alten Zeiten der deutschen Wirtschaft zurückzubringen, unter anderem durch die Rettung des Verbrennungsmotors und die Steigerung der Produktivität.

„Wir wollen und müssen ein Industrieland bleiben“, sagte er kürzlich in Berlin.

Doch angesichts der Strukturprobleme der deutschen Wirtschaft ist es unwahrscheinlich, dass es einer Partei gelingen wird, schon bald eine Wende in der Industrie herbeizuführen.

Mit anderen Worten: Es ist an der Zeit, dass die Deutschen in die nächste Phase der Trauer um ihre einstmals großartige Wirtschaft eintreten: Akzeptanz.

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