Wie man Baumkuchen schneidet und serviert
In einem Video einer Konditorei in der Kleinstadt Salzwedel in Sachsen-Anhalt zeigt die Chefin selbst, wie man einen Baumkuchen richtig anschneidet. Anders als man es vielleicht vermuten würde, wird es nicht vertikal von oben nach unten durchgeschnitten, sondern einzelne Schichten werden horizontal mit dem Messer abgetragen. Es gibt unzählige Kommentare unter dem Video. Eine häufig gestellte Frage lautet: „Hm, ist das wirklich so?“ Die Leute interessieren sich aber auch dafür, was der Kuchen kostet – im Supermarkt ist er deutlich günstiger zu kaufen. Wenn Sie einen ganzen Baumkuchen kaufen möchten, ist der Preis hoch: Etwa 50 Euro kostet der Kauf in einer Konditorei. Warum ist es so teuer? Der hohe Preis ist vor allem auf die Art und Weise zurückzuführen, wie der Kuchen hergestellt wird – es handelt sich tatsächlich um ein aufwendiges Kunsthandwerk. Auch deshalb wird Baumkuchen zu besonderen Anlässen wie Weihnachten als „König aller Kuchen“ serviert.
Woher hat Baumkuchen seinen Namen?
Die Mischung wird in mehreren Schichten auf einer rotierenden Walze gebacken. Immer wenn eine neue Schicht aufgetragen wird, karamellisiert die Mischung und es entstehen ringförmige Schichten. Dies gibt dem Kuchen seinen Namen: Die Ringe ähneln den Jahresringen eines Baumes (Baumkuchen bedeutet wörtlich „Baumkuchen“).
Aber nicht nur TikTok ist verrückt nach deutschem Baumkuchen. Es erfreut sich in Japan großer Beliebtheit. „Baumkuchen ist einer der beliebtesten Kuchen in Japan“, sagt Hideo Kawamoto, Präsident des japanischen Gebäckherstellers Juchheim. In einem Café an Tokios eleganter Omotesando-Promenade serviert er ein Stück direkt aus dem Ofen. Es wurde nach dem Originalrezept des deutschen Konditormeisters Karl Joseph Wilhelm Juchheim gebacken – dem Mann, nach dem Kawamotos Unternehmen benannt ist. Ursprünglich aus Kaub am Rhein stammend, war es Juchheim, der den Baumkuchen unter ungewöhnlichen Umständen nach Japan brachte.
Jeder in Japan kennt die deutsche Spezialität
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte Juchheim mit seiner Frau Elise in Qingdao, China, das damals eine deutsche Kolonie war. Das Paar betrieb dort eine Konditorei. Diese Region wurde während des Ersten Weltkriegs von Japan besetzt. Juchheim wurde als Kriegsgefangener nach Japan verschleppt und ließ seine Frau zunächst allein im besetzten Qingdao zurück. Ihr Mann wurde zusammen mit anderen Deutschen in einem Lager in der Nähe von Hiroshima interniert. Juchheim durfte dort Kuchen backen. Für eine Schau deutscher Handwerkskunst in einer Ausstellungshalle – dem heutigen Friedensdenkmal, auch „Atomic Bomb Dome“ genannt – backte er einen Baumkuchen, eine Kuchensorte, die damals in Japan überhaupt nicht bekannt war.
Nach dem Krieg eröffneten die Juchheims ihre erste Konditorei in Yokohama. Heute, 100 Jahre später, ist der deutsche Baumkuchen, den das Paar berühmt gemacht hat, zu einem japanischen Klassiker geworden. „Karl Juchheim wollte uns Japanern etwas geben, das uns glücklich macht“, erklärt Kawamoto. Und bis heute hat Baumkuchen in Japan dieses verheißungsvolle Image. Ob zur Hochzeit, als Geschenk für Geschäftspartner, als Snack zwischendurch oder als Souvenir – jeder Japaner kennt Baumkuchen und den Namen Juchheim. Das in Kobe ansässige Unternehmen verfügt über rund 270 Filialen im ganzen Land.