Wann wurde die dritte Strophe des Deutschlandliedes zur Nationalhymne?

Wenige Monate nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 beschlossen Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl 1991 ausdrücklich, nur die dritte Strophe als Nationalhymne zu verwenden. Daher ist nur dieser Vers als offizielles nationales Symbol und Verfassungsgrundsatz besonders geschützt. Anders als in Ländern wie Frankreich oder Polen ist die deutsche Nationalhymne jedoch nicht direkt in der Verfassung verankert oder gesetzlich festgelegt. Zwischen 1952 und 1991 bestand die Nationalhymne aus allen Strophen der Hymne, bei offiziellen Anlässen wurde jedoch nur die dritte Strophe gesungen.

Warum besteht die Nationalhymne nur aus der dritten Strophe?

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben komponierte das Deutschlandlied 1841 auf der damals britischen Insel Helgoland. Der deutschsprachige Raum bestand zu diesem Zeitpunkt aus zahlreichen, teils großen, teils kleineren Einzelstaaten. Von Fallersleben lehnte diese Zersplitterung ab und trat für die Einheit Deutschlands ein. Die Worte, die er in seinem Gedicht verwendete, können heute leicht missverstanden werden. Darüber hinaus ist das Verbreitungsgebiet der deutschen Sprache weitaus größer als das Staatsgebiet des heutigen Deutschlands. Da diese möglichen Missverständnisse nicht mit der nationalen Identität der Bundesrepublik Deutschland vereinbar sind, wird auf die erste und zweite Strophe des Deutschlandlieds verzichtet.

Welche Rolle spielte die Hymne in der deutschen Geschichte?

Haydns „Lied von den Deutschen“ wurde in den Revolutionsjahren 1848/1849 häufig als Zeichen der Unterstützung für ein geeintes Deutschland gesungen, geriet dann aber zunehmend in Vergessenheit. Später wurde sie 1922 während der Weimarer Republik auf Betreiben von Reichspräsident Friedrich Ebert als Nationalhymne wiederbelebt. Da die Worte an die nationale Stimmung appellierten, hoffte die Regierung, dadurch die Unterstützung der Bevölkerung für den jungen demokratischen Staat zu stärken. Die Nationalsozialisten behielten die Hymne nach der Machtergreifung 1933 als Nationalhymne bei – insbesondere weil die Worte der ersten Strophe ihren geplanten Eroberungskrieg zu legitimieren schienen. Bei offiziellen Veranstaltungen wurde es stets als Hymne zusammen mit dem Kampflied der NSDAP (Horst-Wessel-Lied) gespielt und gesungen. Dies ist ein weiterer wichtiger Grund, warum heute nur noch die dritte Strophe als deutsche Nationalhymne verwendet wird.

Woher kommt die Melodie der deutschen Nationalhymne?

Der österreichische Komponist Joseph Haydn schrieb die Melodie 1796/97 für Franz II., Kaiser von Österreich und Ungarn. Ursprünglich als Hymne „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ zum Lob des Kaisers komponiert, wurde sie in Österreich bis zum Ende des Kaiserreichs 1867 als Kaiserhymne gesungen, wobei der Text je nach Kaiser unterschiedlich ausfiel.

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