BERLIN – Die Regierungskoalition in Deutschland wird es nicht schaffen, vor Ende dieses Jahres einen Haushalt für 2024 aufzustellen, sagte ein hochrangiger Abgeordneter der Sozialdemokratischen Partei (SPD) von Bundeskanzler Olaf Scholz am Donnerstag.
Das Eingeständnis der Bundestagsabgeordneten Katja Mast unterstreicht, wie sehr die Regierungskoalition in Deutschland mit den Folgen eines Urteils eines obersten Gerichts vom letzten Monat zu kämpfen hat, das eine schwere politische und finanzielle Krise auslöste.
Die größte Volkswirtschaft der EU steht vor einem längeren Haushaltsstillstand, da die Regierung nach einer Möglichkeit sucht, die geschätzte Lücke von 17 Milliarden Euro zu schließen im Haushalt 2024. Selbst wenn es der Drei-Parteien-Koalition in den kommenden Tagen gelingen sollte, sich auf einen Haushaltsentwurf zu einigen, werde die Zeit nicht ausreichen, um die erforderliche parlamentarische Zustimmung vor Jahresende zu erhalten, sagte Mast.
„Obwohl wir unser Möglichstes getan haben, kann der Haushalt für 2024 in diesem Jahr nicht mehr rechtzeitig verabschiedet werden“, schrieb Mast in einer SMS an die SPD-Abgeordneten, die deutschen Medien zugespielt wurde.
Das Scheitern, einen Haushalt für 2024 fertigzustellen, bedeutet, dass die Regierung nächstes Jahr mit einem vorläufigen Haushalt beginnen muss, der neue Ausgaben einfriert. Wesentliche Leistungen wie Sozialleistungen und Renten werden weiterhin ausgezahlt, andere Zahlungen – darunter Zuschüsse für den grünen Übergang, Mikrochips und Batterien – würden jedoch ausgesetzt.
Die Regierungskoalition Deutschlands – bestehend aus SPD, Grünen und Freien Demokraten (FDP) – ist in Aufruhr, seit das Gerichtsurteil ein 60-Milliarden-Euro-Loch in ihre Finanzen gerissen hat. Das Urteil schränkte auch die Möglichkeit der Regierung ein, Geld aus Sonderfonds zu beziehen, die zur Umgehung der verfassungsmäßigen Schuldenbremse in Deutschland eingerichtet worden waren, die die Defizitausgaben strikt begrenzt.
Der Druck auf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner – die jeweils Regierungsparteien mit oft widersprüchlichen Prioritäten vertreten – wächst, sich schnell auf eine Haushaltsvereinbarung zu einigen, die Anfang Januar vom Deutschen Bundestag verabschiedet werden kann.
Ein Regierungssprecher zeigte sich am Mittwoch optimistisch, dass noch in diesem Jahr ein Haushaltsentwurf verabschiedet werden könne. Doch die bisherige Unfähigkeit der Regierung, eine Einigung über den Haushalt zu erzielen, unterstreicht die tiefen Gräben innerhalb der Koalition.
Grüne und SPD wollen Subventionen beibehalten, etwa zur Beschleunigung der Energiewende und zur Förderung des Baus von Mikrochip- und Batteriefabriken in Deutschland. Die fiskalkonservative FDP unter Lindner steht solchen Ausgaben skeptisch gegenüber.
„Ich bin mittel- und langfristig nicht davon überzeugt, dass Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit, seinen Wohlstand und seine soziale Sicherheit durch Subventionen sichern kann“, sagte Lindner kürzlich in einem Interview mit der Wirtschaftswoche.