Deutschlands größte private Banken feiern ein Comeback an der Börse. Doch sind die Kursgewinne von Deutscher Bank und Commerzbank nachhaltig? Warum Anleger 2024 aufpassen sollten.

Höhere Erträge, höhere Gewinne – dank der Zinswende verdienen Deutsche Bank und Commerzbank wieder richtig Geld. Bei der Commerzbank steht so viel Gewinn in den Büchern für 2023 wie noch nie in 150 Jahren Firmengeschichte. Und gerade gelang ihr das beste Quartal seit 13 Jahren. Die Deutsche Bank stellte es noch etwas besser an: 4,2 Milliarden Euro Gewinn – das war einer der höchsten seit Jahren. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen sie Milliardenverluste machte, wie zuletzt 2019.

Der wirtschaftliche Erfolg spiegelt sich im Aktienkurs wider. In diesem Jahr hat die Commerzbank-Aktie an der Börse 40 Prozent zugelegt, sie steht so hoch wie seit 2012 nicht mehr. Die Deutsche-Bank-Aktie gewann seit Jahresbeginn 25 Prozent und hat damit wieder das Kurslevel von 2017 erreicht. Sie macht auf längere Sicht – und darum geht es ja hauptsächlich an der Börse – das Kursrennen: 125 Prozent in fünf Jahren sind eine Hausnummer, bei der Commerzbank steht ein Plus von 100 Prozent auf der Kurstafel.

Nach Jahren der unfreiwilligen Enthaltsamkeit zahlen beide Häuser wieder Dividende: Die Aktionäre der Deutschen Bank können sich über 45 Cent pro Aktie freuen – im vergangenen Jahr waren es 30 Cent. Bei der Commerzbank gibt es 35 Cent, nach 20 Cent vor einem Jahr.

Und doch: Es gibt mehrere Gründe, warum Anleger den wirtschaftlichen Erfolg und die Kursgewinne an der Börse mit Vorsicht genießen sollten.

Zinsgewinne als Erfolgstreiber

Zunächst einmal ist das „Geheimnis“ des gegenwärtigen Erfolgs der Zinsüberschuss – und der hängt maßgeblich an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).

Zinsüberschuss nennt sich der Teil der Einnahmen, den Banken mit Zinsgeschäften verdienen. Banken legen bei der EZB Geld an und bekommen dafür Zinsen. Seit die Zentralbank vor zwei Jahren die Leitzinsen erhöht hat, steigt der Zinsüberschuss. Dazu kommt: Wenn Banken ihren Kunden Kredite geben, bekommen sie dafür ebenfalls mehr Geld. Auf der anderen Seite geben sie die gestiegenen Zinsen nicht vollständig an ihre Sparer weiter und profitieren von dieser Differenz.

Rückblick

In Zeiten von Null- oder gar Negativzinsen war die Lage eine andere: Allein die Einlagen bei der EZB kosteten die Banken Milliarden. Darüber hinaus bekamen sie selbst wenig Zinsen fürs Geldverleihen.

Bei der Deutschen Bank machen Zinsgeschäfte allein 45 Prozent aller Einnahmen aus. Der Commerzbank kommt vor allem zugute, dass sie vor allem private und mittelständische Kunden hat, die viel Kreditgeschäft bringen. Und bis dato müssen Banken vergleichsweise wenig Geld für möglicherweise ausfallende Kredite zurücklegen.

Was, wenn die Zinsparty endet?

Doch so gut das vergangene Jahr und auch das erste Quartal dieses Jahres gelaufen ist, die Ertragsaussichten werden trüber, denn die europäische Zinsparty dürfte bald enden: Im Juni sollte die Europäische Zentralbank die erste Leitzinssenkung verkünden. Das gilt an den Kapitalmärkten allgemein als sicher. Die Inflationsdaten im Euroraum lassen eine erste Zinssenkung zu. Offen ist, wie es danach weitergeht: Die meisten Experten rechnen damit, dass die Zinsen noch weitere zwei Male in diesem Jahr gesenkt werden.

Für die Bankenbranche heißt das: weniger Erträge. Und auf der anderen Seite sinken die Zinsen nicht so schnell und so stark, dass Unternehmen schon wieder so hohe Investitionen anpeilen, dass die Banken an der schieren Masse verdienen. Im Gegenteil: Viele Unternehmen müssen sparsam bleiben, weil sie im Konjunkturtal weniger verdienen.

Milliarden-Risiko wegen Postbank?

Hinzu kommt bei der Deutschen Bank das Risiko Postbank. Nur einen Tag, nachdem die Deutsche Bank einen Rekord-Gewinn für das erste Quartal gemeldet hatte, musste sie für das zweite Jahresviertel eine voraussichtliche Rückstellung ankündigen: Sage und schreibe 1,3 Milliarden Euro muss sie zurücklegen für den Fall, dass sie einen Rechtsstreit mit ehemaligen Aktionären ihrer Tochter Postbank verlieren könnte: Sie haben die Deutsche Bank verklagt. Ihr Vorwurf: Die Deutsche Bank habe bei der Übernahme der Postbank deren Aktionären zu wenig Geld gezahlt.

Darüber hinaus lassen die IT-Probleme der Postbank die Bank nicht los. Zuletzt kamen immer wieder Kunden nicht an ihr Geld auf Postbank-Konten, dabei versucht die Deutsche Bank seit Jahren, die IT der Postbank auf ihre eigene zu migrieren.

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