Der Fortschritt war vor allem dem deutschen Informatiker Hartmut Neven zu verdanken. Die Gründung des Quantum AI Lab im Jahr 2012, an dem auch die NASA mitarbeitet, war seine Idee. Neven war zuvor mehrere Jahre lang intensiv in die Produktentwicklung des Technologieunternehmens Google eingebunden, leitete Teams im Bereich Bildverarbeitung und visuelle Suchsysteme und spielte auch eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Datenbrille Google Glass.
Außergewöhnliche unternehmerische Denkweise
Nachdem er sowohl Physik als auch Wirtschaftswissenschaften studiert hatte, zeigte Neven schon früh eine außergewöhnliche unternehmerische Denkweise und wurde unter 40 Doktoranden am Institut für Neuroinformatik der Ruhr-Universität Bochum ausgewählt, um ein Medienlabor an der University of Southern California in Los Angeles zu leiten. Der Auftrag: Gesichtserkennungssoftware zu vermarkten, die sein Professor erfunden hatte. Das Projekt scheiterte, doch der nächste Versuch war erfolgreich und sein Start-up Neven Vision wurde von Google übernommen.
Zum Quantencomputing kam Neven durch seine Arbeiten zur Bilderkennung und dem Einsatz von maschinellem Lernen – „weil absehbar war, dass herkömmliche Computer die damit verbundenen Optimierungsprobleme nie wesentlich schneller lösen würden“, sagt er. Sein Lieblingsbeispiel für das enorme Potenzial von Maschinen: „Quantencomputer können uns helfen, Fusionsprozesse so zu verstehen, dass wir die Kernfusion zum Laufen bringen können.“
Das Betriebssystem der Natur
Neven hat ehrgeizige Ziele: Bis spätestens 2029 wollen er und sein Team den ersten universell einsetzbaren Quantencomputer vorstellen. „Damit können wir die Quantenmechanik – das ‚Betriebssystem der Natur‘ – nutzen“, sagt er. Er glaubt jedoch nicht, dass Quantencomputer herkömmliche Computer vollständig ersetzen werden. „Mit einem Quantencomputer E-Mails zu schreiben oder YouTube-Videos abzuspielen, ist wie mit einem Ferrari zum Einkaufen zu fahren.“