Die „Tagesschau“ gibt es jetzt auch in einfacher Sprache. Damit kommen die Öffentlich-Rechtlichen endlich ihrem Auftrag nach.

Dies ist ein Kommentar. In einem Kommentar schreibt jemand seine Meinung. In Nachrichten ist die eigene Meinung nicht erlaubt. Dort geht es um Fakten.

Für viele Menschen mögen diese Sätze merkwürdig klingen, sie wissen, was ein Kommentar ist. Doch es gibt genug Menschen, die das nicht wissen. Klassische Nachrichtentexte sind für sie nicht oder nur wenig verständlich. Für sie gibt es nun die „Tagesschau“ in einfacher Sprache – einmal pro Tag mit den vier wichtigsten Nachrichten.

Dieser Schritt ist überfällig. Denn er hilft dabei, dass jeder in der Gesellschaft sich über wichtige Nachrichten des Tages informieren kann. Genau das ist die Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen. Es ist sogar ihre Pflicht.

17 Millionen Erwachsene in Deutschland schreiben und lesen auf dem Niveau eines Viertklässlers – oder schlechter. Das hat verschiedene Gründe: Sie lernen gerade erst Deutsch, haben eine Lern- oder Leseschwäche, sind erkrankt oder haben schlicht eine geringe Bildung.

Diese Menschen sind oftmals in vielen Bereichen benachteiligt. Bislang galt das auch für die Nachrichtenwelt der öffentlich-rechtlichen Sender. Für sie bietet sich eine neue Chance zur Teilhabe an der Gesellschaft. Sie haben nun einen leichteren Zugang zu Informationen und neue Möglichkeiten, sich an Diskussionen zu beteiligen, weil für viele so erst verständlich wird, worüber andere reden.

All das ist keine revolutionäre Erkenntnis. Man fragt sich daher: warum erst jetzt? Schließlich hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen Bildungsauftrag für alle Bürgerinnen und Bürger. Da erscheint es fast merkwürdig nachlässig, dass Deutschlands wichtigste Nachrichtensendung mit bis zu 16 Millionen Zuschauern ein weiteres Millionenpublikum bis jetzt ignoriert hat. Zumal andere Medien wie die Berliner Regionalzeitung „Der Tagesspiegel“ oder der (ebenfalls öffentlich-rechtliche) Deutschlandfunk schon seit Jahren Angebote in einfacher Sprache haben.

Reichweite, Expertise und Renommee der „Tagesschau“ nun zu nutzen, um den bestehenden Informationsnachteil eines maßgeblichen Bevölkerungsanteils zu reduzieren, ist ein wichtiges Zeichen.

Nun gibt es Menschen, die das Verwenden von einfacher Sprache kritisieren. Sie würden damit für dumm erklärt, argumentieren sie. Dabei sind die „Tagesschau“-Nachrichten in einfacher Sprache nur ein ergänzendes Angebot. Keine „Tagesschau“-Ausgabe fällt weg, die Nachrichten im Ersten um 20 Uhr bleiben, wie sie waren. Wer nicht auf die Sendung in einfacher Sprache angewiesen ist, braucht sie nicht anzuschauen. Das Angebot an Informationen für diese Menschen ist nahezu unbegrenzt. Die neue Sendung werden sie auf tagesschau24 oder im Internet kaum bemerken.

Dieses Angebot hat keine Verlierer, nur Gewinner.

Mit den Nachrichten in einfacher Sprache nimmt die „Tagesschau“ ihren Auftrag nun endlich ernst. Die Behörden sollten sich das zum Vorbild nehmen.

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