Ist Demenz im Alter ein unabwendbares Schicksal? Nein. Fast die Hälfte aller Demenzerkrankungen lassen sich vermeiden. Das rät die Hirnstiftung zum Welt-Alzheimertag.

Demenzerkrankungen nehmen weltweit zu. Das liegt zum einen an der steigenden Lebenserwartung, zum anderen aber auch daran, dass immer mehr Menschen einem ungesunden Lebensstil nachgehen. Nach Ansicht der Deutschen Hirnstiftung liegt hier ein ungenutztes Potenzial. Denn fast jede zweite Demenzkrankheit wäre vermeidbar.

Entscheidend dafür ist, die Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung zu reduzieren. Die „Lancet Commission“, eine Forschungsgruppe des renommierten Wissenschaftsjournals „The Lancet“, ergänzte kürzlich zwei neue Risikofaktoren für Demenz in ihrer Liste: einen hohen LDL-Cholesterinwert und den Verlust der Sehkraft. Hier aktiv anzusetzen, lohnt sich nach Ansicht von Prof. Dr. Kathrin Reetz, Präsidentin der Deutschen Hirnstiftung, um bis ins hohe Alter geistig fit zu bleiben. Nun gibt es insgesamt 14 Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz im höheren Alter.

Die aktuelle Liste der „Lancet Commission“ umfasst folgende Risikofaktoren:

Die Deutsche Hirnstiftung empfiehlt, möglichst früh mit der Prävention zu beginnen. „Auch wenn die ‚Lancet Commission‘ nur einen der 14 Risikofaktoren, und zwar die geringe Bildung, in der Kindheit ansiedelt, sollte bereits im Kinder- und Jugendalter auf Bewegung, Vermeidung von Fettleibigkeit, Diabetes, Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten geachtet werden“, so Prof. Reetz. Sie rät darüber hinaus dazu, Kinder vor Gehirnerschütterungen zu schützen, etwa dadurch, dass sie immer einen Helm beim Fahrradfahren tragen sollten.

„Insgesamt lässt sich aber sagen, dass die mittleren Lebensjahre zwischen 45 und 59 Jahren entscheidend für die Demenzprävention sind. Deswegen sollte die Prävention in jedem Fall ab Mitte 40 im Fokus stehen, denn hier lässt sich das Ruder noch herumreißen“, so Prof. Reetz.

Nach Angaben der Deutschen Hirnstiftung führen die Risikofaktoren zu Gefäßschäden, Stress- und Entzündungsreaktionen im Körper. So könne etwa ein zu hoher LDL-Cholesterinwert in den mittleren Lebensjahren Gefäßverkalkungen (Atherosklerose) begünstigen. Damit steige nicht nur das Risiko für eine spätere Demenz, sondern auch für Gefäßverengung und Herzinfarkt sowie für Schlaganfälle. Und dieser Effekt ist den Experten zufolge langfristig. „Es gibt also viele Gründe, dies anzugehen“, sagt die Präsidentin der Hirnstiftung.

Werden die Risikofaktoren behandelt oder vermieden, können Sie die geistige Funktions- und Leistungsfähigkeit des Gehirns (kognitive Reserve) stärken und die zugrundeliegenden Krankheitsmechanismen reduzieren. Durch dieses komplexe Zusammenspiel kann das Auftreten einer Demenz verhindert oder verlangsamt werden.

Aus der Liste der Risikofaktoren lassen sich laut Deutscher Hirngesellschaft ganz konkrete Tipps für den Alltag von Menschen ab 45 Jahren ableiten, mit denen Sie Ihr eigenes Demenzrisiko deutlich reduzieren können:

„Alles in allem lässt sich daraus folgende Faustregel ableiten: Ernähren Sie sich gesund und bewegen Sie sich viel und regelmäßig, meiden Sie Alkohol und Zigaretten, suchen Sie soziale Kontakte und gehen Sie alle zwei Jahre zum hausärztlichen Check sowie zum Seh- und Hörtest, um mögliche Demenz-fördernde Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen. Das zahlt sich aus: Auf diese Weise halbieren Sie nicht nur Ihr Demenzrisiko, sondern senken auch gleichzeitig Ihr Risiko für gefährliche Herz- und Gefäßerkrankungen oder Krebs“, erklärt Prof. Reetz von der Deutschen Hirnstiftung.

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