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Wirtschaftlich geht es Deutschland nicht gut, an der Börse hingegen läuft es glänzend. Doch der schöne Schein trügt. Die deutsche Wirtschaft reflektiert der Dax nämlich kaum.

Das Jahr 2024 war ein sensationelles Börsenjahr. Der Dax zündete eine Kursrakete nach der anderen und markierte Rekord nach Rekord. Rund 19 Prozent hat der Index zugelegt, solch phänomenale Jahre sind wirklich selten. Der Dax war damit auch der Top-Performer unter den großen europäischen Börsen. Und das, obwohl die deutsche Wirtschaft in der Rezession steckt – schon das zweite Jahr in Folge. Ein drittes könnte folgen, glaubt man den Prognosen renommierter Volkswirte und Wirtschaftsinstitute.

Dax-Unternehmen machen ihre Umsätze im Ausland

Wie passt das zusammen? Eine Volkswirtschaft in der Krise, doch die Börsenkurse steigen? Es heißt immer so schön, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird. Das stimmt auch, aber das ist in diesem Fall wohl eher weniger die Begründung. Der Dax ist nämlich weniger deutsch als gedacht.

Die 40 im Index notierten Unternehmen machen gut 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Für sie ist es entscheidender, dass die Weltwirtschaft läuft; und das tut sie. Außerdem trennen Gewinner und Verlierer im Dax Welten: Der beste Dax-Wert legte ein Plus von rund 320 Prozent aufs Parkett, der schlechteste verbuchte ein Minus von schmerzhaften 43 Prozent.

Die Stimmung im Mittelstand, dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft, reflektieren sowieso die Nebenwerte-Indizes MDax und SDax sehr viel besser. Und der Blick auf diese Indizes zeigt sehr klar: Die Rezession trifft deutsche Aktien doch. Die Nebenwerte in der zweiten Reihe haben im Gegensatz zum Dax im Jahr 2024 nämlich an Wert verloren.

(Quelle: Michel Passin)

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch „Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien“ im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Alle Gastbeiträge von Jessica Schwarzer lesen Sie hier.

Die schwache Wirtschaft und die Auswirkungen der gestiegenen Zinsen bis zum Sommer 2024 haben die Geschäftsmodelle belastet. Beim MDax kam aber noch etwas anderes dazu: Er leidet auch unter der Dax-Reform. Statt 30 gibt es mittlerweile 40 Titel in der ersten Börsenliga, damit hat der MDax seine zehn größten Nebenwerte und damit wichtigsten Performer verloren. Diese Gemengelage führte zuletzt zu keinem guten Ergebnis: Von Januar bis Dezember hat der MDax fast sechs Prozent eingebüßt. Auch der SDax hat 2024 gelitten und verlor knapp zwei Prozent.

Von der neuerlichen Zinswende und sinkenden Kreditkosten ab dem Sommer konnten die Nebenwerte im MDax und SDax kaum profitieren, auch der Hype um Künstliche Intelligenz ging an ihnen weitgehend vorbei. Dafür litten sie unter den hohen Energiekosten in Deutschland, der schwächelnden Nachfrage hierzulande und teilweise auch unter der Krise der Automobilbranche. Denn unter den Nebenwerten sind auch viele Zulieferer. Die Autoaktien im Dax liefen auch eher bescheiden bis schlecht, aber das hat den Index nur bedingt belastet.

Denn einige Top-Performer trieben den Dax von Rekord zu Rekord. Zu den größten Gewinnern zählen Siemens Energy, Rheinmetall und SAP, während Brenntag, Sartorius und Bayer Verluste verzeichnen. Siemens Energy zündete mit einem Plus von 320 Prozent die beeindruckendste Kursrakete, gefolgt von Rheinmetall mit sensationellen 114 Prozent und dem mit Abstand größten Dax-Wert SAP mit einem Plus von stolzen 70 Prozent. Am größten waren die Verluste übrigens bei Bayer mit 42 Prozent.

Das Börsenjahr 2024 ist aber bekanntlich Geschichte. Die Frage ist nun, wie es weitergeht. Die deutsche Wirtschaft erholt sich wohl nur langsam, auch wenn viel Hoffnung auf einer neuen Bundesregierung ruht. Aber bis Reformen, sollten sie denn kommen, ihre Wirkung entfalten, braucht es Zeit. Gut möglich, dass die Nebenwerte also weiter hinterherhinken. Auch wenn einige Experten bereits die Aufholjagd prognostizieren, bleibt das Risiko hoch.

Allerdings sollten die Zinsen weiter sinken, was den Mittelständlern helfen wird. Die Prognosen für die Weltwirtschaft sind auch nicht so schlecht, auch wenn die Unsicherheiten und damit Risiken mit einem US-Präsidenten Donald Trump weiter steigen – Stichwort Strafzölle.

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Leider habe ich keine Kristallkugel und weiß nicht, ob die Aufholjagd von MDax und SDax unmittelbar bevorsteht. Für mich gehören Nebenwerte aber grundsätzlich in ein breit gestreutes Aktiendepot. Ich setzte allerdings auf europäische und amerikanische Aktien aus der zweiten und dritten Börsenreihe, und zwar über zwei ETFs. Die Schwäche der deutschen Nebenwerte fiel daher nicht so stark ins Gewicht. Risikostreuung lohnt sich, das hat sich wieder einmal gezeigt.

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