Das akute Koronarsyndrom umfasst eine Reihe von lebensbedrohlichen Herzkrankheiten. Der Herzinfarkt ist die wohl bekannteste Verstopfung der Herzkranzgefäße.

Das Wichtigste im Überblick


Was ist ein akutes Koronarsyndrom?

Beim akuten Koronarsyndrom handelt es sich um eine plötzlich auftretende Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße (Koronargefäße). Meist sind es arteriosklerotische Ablagerungen, die ein oder mehrere Gefäße verstopfen. Seltener sind Blutgerinnsel die Ursache für die Minderversorgung des Herzens.

„Die mildeste Ausprägung des akuten Koronarsyndroms ist die instabile Angina pectoris. Der Herzinfarkt zählt zu den schwerwiegenden Verläufen“, erklärt Professor Oliver Ritter, Klinikdirektor der Hochschulklinik für Kardiologie, Nephrologie und Pneumologie des Klinikums Brandenburg und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e.V.

Welche Herzkrankheiten umfasst das akute Koronarsyndrom?

Bei der Angina pectoris verengen sich die Gefäße im Herzen aufgrund von Ablagerungen, sogenannte Plaques. Der Blutfluss ist zunehmend eingeschränkt. Betroffene spüren das zu Beginn unter körperlicher Belastung, etwa beim Treppensteigen. Es treten Schmerzen, Druck, Brennen und Enge in der Brust auf und man kommt schnell außer Atem. Hört die Belastung auf, verschwindet der Schmerz.

Beim Herzinfarkt hingegen tritt ein akuter kompletter Verschluss eines Herzkranzgefäßes auf. Meist ist dies das Ergebnis einer über viele Jahre bestehenden und zunehmenden Verkalkung der Gefäße (Arteriosklerose). Mediziner sprechen von koronarer Herzkrankheit. „Der Herzinfarkt hat seine Ursache meist in einer solchen arteriosklerotischen Verstopfung“, erklärt Ritter. „Da die Herzregion, in der sich der Herzinfarkt abspielt, nicht mehr mit Blut und Sauerstoff versorgt ist, ist ein Herzinfarkt immer ein lebensbedrohlicher Notfall.“

Akutes Koronarsyndrom: Symptome, die Sie ernst nehmen sollten

Bemerken Sie, dass Sie bei gewohnten körperlichen Betätigungen plötzlich außer Atem sind, verspüren Sie bei Belastung Schmerzen, Druck und Brennen in der Brust, sollten Sie einen Kardiologen aufsuchen und Ihr Herz untersuchen lassen. Beim Herzinfarkt treten die Symptome plötzlich auf und bleiben bestehen: Es kommt zu starken gürtelförmigen Schmerzen in der Brust, Atembeschwerden bis hin zu Luftnot, Todesangst, Schwindel und Schweißausbrüchen.

„Möglich ist auch, dass sich ein Herzinfarkt durch unspezifische Symptome wie Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Hals- oder Kieferschmerzen zeigt“, weiß der Experte. „Abhängig ist das von der Art des Herzinfarkts. Beim Vorderwandinfarkt sind starke Brustschmerzen typisch. Beim Hinterwandinfarkt zeigen sich eher Oberbauchbeschwerden, Hals- und Kieferschmerzen.“

Beim Herzinfarkt zählt jede Minute

Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt sollten Sie nicht zögern und den Notruf unter 112 rufen. Mit Hilfe von Blutuntersuchungen, Ultraschall- und Katheter-Untersuchungen kann die Diagnose akutes Koronarsyndrom gestellt werden. „Handeln Sie rasch. Zögern verschlechtert die Überlebenschancen deutlich. Kommt es zu Herzrhythmusstörungen, droht plötzlicher Herztod“, warnt Ritter und verweist auf die aktuelle Corona-Pandemie, aufgrund derer sich viele nicht getraut haben, ins Krankenhaus zu gehen. „Viele haben die Beschwerden zu lange ausgehalten – und nicht überlebt.“

Bei einer raschen Behandlung im Krankenhaus hingegen stehen die Überlebenschancen gut. Ist der Patient wach, ansprechbar und kreislaufstabil, liegen die Chancen dem Kardiologen zufolge bei nahezu 100 Prozent, dass er überlebt. Bei Bewusstlosigkeit vor Eintreffen des Notarztes ist es wichtig, dass Ersthelfer Wiederbelebungsmaßnahmen, also die Herz-Druck-Massage, durchführen, damit der Körper und vor allem das Gehirn ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. „Ohne beherzte Ersthelfer verstirbt der Patient nach etwa zehn Minuten“, sagt Ritter.

Akutes Koronarsyndrom behandeln: Kathetertechnik rettet Leben

Bei einem stark ausgeprägten Herzinfarkt muss die Katheteruntersuchung innerhalb einer Stunde nach Beginn der Symptome erfolgen. Bei weniger ausgeprägten Beschwerden haben die Mediziner länger Zeit. In fast 100 Prozent der Fälle bekommt der Patient einen Stent gesetzt. Das kleine Metallröhrchen öffnet das verschlossene Gefäß, lässt das Blut wieder fließen und verhindert zudem, dass sich das Gefäß erneut verschließt.

Ein offener, operativer Eingriff am Herzen ist selten bei einem akuten Herzinfarkt. Er ist beispielsweise dann notwendig, wenn Gefäße betroffen sind, die der Arzt mit dem Katheter nicht erreicht oder wenn mehrere Gefäße auf einmal behandelt werden müssen.

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