Das vergessene Organ
Schilddrüse: Erkrankungen erkennen und behandeln
t-online, Ann-Kathrin Landzettel
Aktualisiert am 19.12.2024 – 16:28 UhrLesedauer: 3 Min.
Eine kranke Schilddrüse bleibt oft lange unentdeckt. Viele wissen nicht, dass sie unter einer Fehlfunktion der Schilddrüse leiden. Die Symptome sind oft so unspezifisch, dass die Betroffenen zuerst an andere Auslöser denken. Sieben Schilddrüsenfakten, die Sie kennen sollten.
Klein und unauffällig sitzt die Schilddrüse im vorderen Halsbereich. Sie produziert wichtige Hormone für das Herz-Kreislauf-System, den Magen-Darm-Trakt sowie das Nervensystem, steuert den Stoffwechsel, unterstützt das Knochenwachstum und hilft beim Eiweißaufbau. So vielfältig die Aufgaben der Schilddrüse sind, so vielfältig sind die Symptome, die auf eine Störung des schmetterlingsförmigen Organs hindeuten.
Nach Angaben der Schilddrüsen-Liga Deutschland e.V. leidet etwa jeder dritte Deutsche unter einer Fehlfunktion der Schilddrüse – häufig ohne es zu wissen. Folgende Erkrankungen betreffen die Schilddrüse:
- Schilddrüsenunterfunktion: Bei einer Schilddrüsenunterfunktion werden nicht ausreichend Schilddrüsenhormone gebildet und die Stoffwechselvorgänge verlangsamen sich.
- Schilddrüsenüberfunktion: Bei einer Schilddrüsenüberfunktion bildet das Organ zu große Mengen an Hormonen und die Stoffwechselvorgänge beschleunigen sich.
- Schilddrüsentumoren: An der Schilddrüse können sich sowohl gutartige als auch bösartige Knoten bilden.
- Autoimmunerkrankungen: Die Basedowsche Krankheit und Hashimoto-Thyreoiditis gehören zu den Autoimmunerkrankungen, das heißt, das Abwehrsystem des Körpers bekämpft die Schilddrüse.
Bei der Schilddrüsenunterfunktion, Hypothyreose genannt, bildet die Schilddrüse nur unzureichend Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Zu den Symptomen gehören unter anderem:
- Müdigkeit
- trockene Haut
- Gewichtszunahme
- Gedächtnisprobleme
- Depressionen
- ständiges Frieren
- Muskelschwäche
- brüchige Fingernägel
- spröde Haare
- chronische Verstopfung
Bei der Schilddrüsenüberfunktion, Hyperthyreose genannt, bildet die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone. Zu den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion gehören unter anderem:
- Schlafstörungen
- Konzentrationsschwäche
- Rastlosigkeit
- hoher Blutdruck
- Haarausfall
- Gewichtsverlust
- Schweißausbrüche
- Augenbeschwerden wie Rötungen der Bindehaut, Lidschwellungen und Sehstörungen
An der Schilddrüse können sich Knoten bilden. Etwa 25 Prozent der Deutschen zwischen 20 bis 60 Jahren haben einen oder mehrere Schilddrüsenknoten. Ältere Menschen sind häufiger betroffen als jüngere, Frauen häufiger als Männer. Bei fast jedem zweiten über 65 Jahre seien Knoten an der Schilddrüse nachweisbar, so die Schilddrüsen-Liga.
Von „heißen“ Knoten sprechen Mediziner, wenn diese unkontrolliert Schilddrüsenhormone ausschütten. „Kalte“ Knoten haben nur eine geringe Stoffwechselaktivität. Die meisten Knoten in der Schilddrüse sind gutartig. Sie können unter anderem aufgrund von Entzündungen, Jodmangel und Regulationsstörungen des Organs auftreten. Ungefähr fünf Prozent der Knoten sind allerdings bösartig. An Schilddrüsenkrebs erkranken in Deutschland jährlich etwa 6.000 Menschen.
Erste Hinweise auf eine kranke Schilddrüse gibt eine Blutuntersuchung, bei der die Schilddrüsenhormone und das Steuerhormon der Hirnanhangdrüse (Thyroidea Stimulation Hormone, TSH-Wert) untersucht werden. Der Normbereich des TSH-Wertes etwa liegt zwischen 0,4 und 4,0 milliUnits pro Liter (mU/l).
Mit einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt darüber hinaus die Größe der Schilddrüse bestimmen und möglicherweise vorhandene Knoten erkennen. Mithilfe eines gespritzten Kontrastmittels, das sich im Schilddrüsengewebe anlagert, kann der Arzt zudem feststellen, wie aktiv der Knoten ist. Gibt es Hinweise auf Schilddrüsenkrebs, werden weitere Untersuchungen notwendig.
Zur Hormonbildung benötigt die Schilddrüse Jod, um die wichtigen Hormone Trijodthyronin und Tetrajodthyronin (Thyroxin) zu bilden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen eine tägliche Jodzufuhr von 180 bis 200 Mikrogramm.
Schwangere benötigen 230 Mikrogramm am Tag, Stillende sogar 260 Mikrogramm. Vor allem Meeresfische sind gute Jodlieferanten. Auch der Verzehr von Milch- und Milchprodukten unterstützt die Jodversorgung.
In diesen Lebensmitteln steckt besonders viel Jod:
- Seelachs 260 µg/ 100 g
- Kabeljau 230 µg/ 100 g
- Scholle 180 µg/ 100 g
- Krabben und Shrimps 130 µg/ 100 g
- Hartkäse zwischen 40 bis 80 µg/ 100 g
- Milch 12 µg/ 100 g
- Hühnerfleisch 10 µg/ 100 g
- Ei 9 µg/ 100 g
- Schweinefleisch bis zu 5 µg/ 100 g
Zudem empfiehlt die DGE für die Zubereitung von Speisen immer Jodsalz zu verwenden – wenn auch sparsam.
Besonders reich an Jod sind übrigens Algen. Allerdings sollte man diese nur in Maßen verzehren, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Schon bei geringen Verzehrmengen von einem bis zehn Gramm Algen könne die maximale Aufnahmemenge von 500 Mikrogramm Jod pro Tag deutlich überschritten werden. Durch den Jodüberschuss seien in Abhängigkeit von der Dosis und der Empfindlichkeit des Konsumenten gesundheitliche Schäden möglich. Der gezielte Verzehr von Algen sei kein adäquates Mittel für eine bedarfsgerechte Jodaufnahme.