Künstliche Intelligenz
„Das Schwarzpulver des 21. Jahrhunderts“
Aktualisiert am 09.09.2024 – 14:36 UhrLesedauer: 3 Min.
Teufelszeug oder eine Bereicherung für die Menschheit? Künstliche Intelligenz spaltet die Meinungen. t-online-Leser äußern ihre Gedanken zu den aktuellen Entwicklungen der Technik.
Die Künstliche Intelligenz (KI) greift um sich – und das erstaunlich schnell. Viele sehen der technischen Entwicklung optimistisch entgegen und freuen sich über die Errungenschaften, die sie bereits hervorgebracht hat und in Zukunft noch bringen wird.
Andere sind angesichts der Unvorhersehbarkeit verunsichert und besorgt. So warnt auch der Historiker Yuval Noah Harari im t-online-Interview eindringlich vor den Risiken. Was denken t-online-Leser über die KI-Revolution?
Ronny Berlinke ist sich sicher: „In fünf Jahren wird jeder niedere Dienst von Künstlicher Intelligenz wie ChatGPT erledigt. Das wird zum Beispiel Berufe wie den telefonischen Kundendienst und viele Verwaltungstätigkeiten betreffen.“
„Der Mensch muss immer die Kontrolle über seine von ihm geschaffenen Produkte haben“, meint Uwe Premer. Das fange schon im Kleinen an. „Ein Smartphone-User sollte selbst das komplette Betriebssystem seines Gerätes kontrollieren können. Produkte sollten immer so gebaut sein, dass diese eben nicht nur vom Hersteller selbst durchblickt werden können, sondern auch vom Nutzer selbst – zumindest grob.“
Monika Engelhardt sehnt sich nach einer Zeit zurück, die deutlich weniger von Technik dominiert war als die heutige: „Da braucht man keine Kinder mehr in die Welt zu setzen, wenn so viele Maschinen hergestellt werden und Menschen keine Arbeit mehr machen. Technik hat schon so viel zerstört und Menschen überflüssig gemacht – und es geht immer weiter so.“ Die t-online-Leserin glaubt, der Wert des Menschen leide dadurch.
„Solange wir die Herrschaft in der KI-Anwendung in unseren Händen halten, ist die Gefahr überschaubar“, denkt Georg Maus und wendet gleichzeitig ein: „Wenn KI-Systeme als selbstlernende, hochdynamische Systeme diese Konstellation umdrehen und die Herrschaft übernehmen, haben wir verloren.“ Schon heute verstünden Fachleute die Lernmechanismen der neuen Technik nicht und seien verblüfft von der Eigendynamik. Der t-online-Leser nennt KI „das Schwarzpulver und die Kernspaltung des 21. Jahrhunderts: mit besten Absichten begonnen und zur tödlichen Gefahr verkommend“.
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Gerald Eichstädt hält insbesondere die Kombination aus Künstlicher Intelligenz und Militärgerät beziehungsweise Waffenentwicklung für hochproblematisch. Außerdem befürchtet er, dass die internationale Politik ebenso wenig in der Lage sein wird, die Auswüchse der neuen Technik eindämmen zu können, wie es bei der Corona-Pandemie der Fall war.
„Der einzige Ansatz, eine gravierende Eskalation der KI zu verhindern, ist, ein ethisches Bewusstsein bei den Entwicklern hervorzurufen, eine potenziell gefährliche oder zu leistungsstarke KI gar nicht erst zu entwickeln. Technische Gegenmaßnahmen, um eine ausgebüxte KI einzufangen, sind eher dazu geeignet, die Lage zu verschärfen, als sie zu beruhigen. Denn dann findet ein Rüstungswettlauf zwischen Künstlichen Intelligenzen statt, bei dem die Menschen unter die Räder geraten“, glaubt der Diplom-Mathematiker.
„In manchen Bereichen des Lebens ist die Technik ja schon eingezogen“, stellt Anneliese Reichelt fest. Sie nennt die Herstellung von Lebensmitteln, von Fahrzeugen, von Maschinen, von Elektronik sowie Finanzgeschäfte als Beispiele.
„Aber in subtileren Fragen wie Natur, Gefühle, freier Wille und Entscheidungen haben die Menschen klar die Oberhand. Letztlich wird es an den Menschen liegen, inwieweit sie sich instrumentalisieren lassen werden oder nicht. Ich hoffe ja, dass sie auch in Zukunft nicht in allen Dingen einer Meinung sein werden; insofern besteht immer die Chance, das Für und Wider abzuwägen, nach neuen Wegen und Möglichkeiten zu suchen und diese zu finden.“
Norbert Rohr äußert: „Auch ich habe den Eindruck, dass mit dieser Technik zu leichtfertig umgegangen wird.“ Künstliche Intelligenz mit eigenem Denkvermögen solle mit absoluter Vorsicht behandelt werden, findet der t-online-Leser.