Seit fast 25 Jahren investieren Privatanleger und Investoren in passive ETFs. Jetzt kommt eine neue Generation auf den Markt. Was aktive ETFs besser können und für wen sie geeignet sind.

Die amerikanische Starinvestorin Cathie Wood bringt drei aktiv gemanagte, themenbezogene ETFs auf den Markt – eine Mischung aus aktiven und systematischen Anlagelösungen. So bezeichnet die von ihr geleitete Fondsgesellschaft ARK Invest Europe die neuen Indexfonds.

Damit wolle Wood den wandelnden Bedürfnissen globaler Anleger gerecht werden. Innovationen wie Künstliche Intelligenz und Robotik oder die Genomische Revolution seien der Dreh- und Angelpunkt dieser neuen aktiven ETFs.

Bisher kannten Anleger vor allem passive ETFs, wie den MSCI World-ETF oder MSCI All Country World-ETF. Seit über 30 Jahren werden sie von Fondsgesellschaften verkauft und die Anzahl an Sparplänen ist seitdem massiv gestiegen. Der Anteil von 7,1 Millionen Sparplänen heute soll laut Studie von extraETF im Auftrag von BlackRock bis 2028 auf 21,3 Millionen anwachsen.

t-online hat mit Pay Fahlbusch, Experte für ETFs bei Axa Investment Managers, über den neuen Trend von aktiven Indexfonds gesprochen. Was der Unterschied ist zu klassischen Fonds, welche Risiken es gibt und warum Anleger davon profitieren könnten.

Pay Fahlbusch, Head of ETF Sales bei Axa Investment Managers Deutschland

Zur Person

Pay Fahlbusch, zuvor bei UBS, Deutsche Bank und Deutsche Oppenheim Family Office tätig, ist Head of ETF Sales Germany & Austria bei Axa Investment Managers Deutschland. Seit September 2022 hat das Unternehmen drei aktiv gemanagte ETFs an der Deutschen Börse notiert: Davon zwei themenorientierte ETFs (Klima und Biodiversität) und einen Unternehmensanleihen-ETF mit Dekarbonisierungsstrategie.

t-online: Herr Fahlbusch, was sind aktive ETFs – im Vergleich zu passiven ETFs?

Pay Fahlbusch: Grundsätzlich steht ETF für einen an der Börse handelbaren Indexfonds (Exchange Traded Funds) und ist die Beschreibung des Fondsmantels, also die Hülle, in der sich die Aktien des abzubildenden Index befinden. Das gilt sowohl für einen klassischen passiven ETF als auch für einen aktiven ETF. Beides sind kostengünstige und transparente Anlagemöglichkeiten für Investoren.

Der Unterschied zwischen passivem und aktivem ETF ist, dass der passive ETF einen Index wie den Dax oder S&P 500 möglichst genau abbilden soll, wohingegen bei einem aktiven ETF ein Portfoliomanager ins Spiel kommt und für die Zusammensetzung des ETFs verantwortlich ist. Das Portfolio eines solchen ETFs kann vom Manager und der Fondsgesellschaft individuell je nach thematischer Ausrichtung zusammengestellt werden.

Das heißt, aktive ETFs sind nichts anderes als aktiv gemanagte Aktienfonds?

Fahlbusch: Nein, das stimmt nicht. Allgemein lässt sich sagen, dass ein aktiver ETF eine Symbiose aus aktiv gemanagtem Aktienfonds und passivem ETF ist – mit anderen Worten: das Beste aus beiden Welten.

Was sind genau die Unterschiede?

Fahlbusch: Während ein aktiver ETF zu den Geschäftszeiten an der Börse handelbar ist, wird ein klassischer Aktienfonds nur einmal täglich von der Fondsgesellschaft gehandelt und abgerechnet. Hinzukommt das Thema Transparenz für Anleger: Aktive ETFs müssen täglich veröffentlichen, welche Positionen sich im Portfolio befinden. Bei aktiven Aktienfonds können Sie diese Daten nur im Halbjahres- und Jahresbericht vollständig einsehen.

Und ein weiterer Punkt: Ein aktiver Aktienfonds hat die Möglichkeit einen Kassenbestand zu halten, eine Art Puffer für Zukäufe. Das können ETFs nicht, da sie immer zu 100 Prozent investiert sind. Darüber hinaus dürfen aktiv gemanagte Aktienfonds Derivate einsetzen, um Einzelpositionen zu hebeln oder abzusichern. Auch das ist bei ETFs nicht möglich.

Wenn aktive ETFs keine Indizes nachbilden, dann sind sie doch nichts anderes als Themen-ETFs, die ja bereits in großer Anzahl existieren – Stichwort: Künstliche Intelligenz.

Fahlbusch: Bei Themen-ETFs, die in Branchen wie Biotech, Wasserstoff, Cannabis oder KI investieren, wurde zwar zu Beginn grundsätzlich eine aktive Entscheidung getroffen, welches Thema für die Zukunft der Wirtschaft, für Anleger und Investoren interessant sein könnte. Gleiches gilt aber auch für den passiven MSCI-All-Country-World-ETF, der in rund 2.900 Unternehmen aus 23 Industrie- und 24 Schwellenländern investiert.

Während ein passiver ETF, ganz gleich ob themenbezogen oder auf einen Index wie den MSCI World Index, sein Portfolio nicht mehr verändert, schaut bei einem aktiven ETF der Portfoliomanager nicht nur am Anfang, sondern während der gesamten Laufzeit auf die Performance und nimmt an der Zusammensetzung des ETFs Veränderungen vor.

Um die Performance zu steigern?

Fahlbusch: Ganz genau. Die Investmentgesellschaft entscheidet aktiv, welche Unternehmen in der Zukunft die vermeintlich bessere Performance erzielen werden und investieren mit dem aktiven ETF in diese. Hingegen werden Aktien anderer Unternehmen verkauft, wenn der Portfoliomanager der Meinung ist, dass sie die Erwartungen des Marktes und der Investoren nicht erfüllen können. Der Manager achtet in einem kontinuierlichen Prozess auf Unternehmensbewertungen, die fundamentalen Daten und das Image.

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