Seit dem Rekordhoch von fast 800 Euro im Jahr 2021 steht Kering unter Druck. Die Papiere haben rund 60 Prozent an Wert verloren. Gelingt endlich die Wende?

Kering, Eigentümer von Luxusmarken wie Gucci, Saint Laurent, Bottega Veneta, Alexander McQueen und Brioni, steht seit einigen Monaten nicht mehr auf der Kaufliste der Investoren, nachdem das Unternehmen bekannt gegeben hat, dass die Reichen und Schönen weniger Luxusgüter kaufen. Die gekappte Umsatzprognose für das erste Quartal kam bei den Anlegern nicht gut an. Grund: Die anhaltende Schwäche bei Gucci.

Eine Kaufempfehlung durch die Bank of America hat jetzt allerdings den abwärts taumelnden Aktien des französischen Luxuswarenherstellers neues Leben eingehaucht. In dieser Woche kletterte der Kurs von etwa 300 Euro um knapp 15 Prozent auf 341 Euro. Bofa-Analystin Ashley Wallace sieht positive Entwicklungen bei der Marke Gucci, die schon länger schwächelt. Sind für Kering und seine Aktionäre wieder bessere Zeiten in Sicht?

Im ersten Quartal hatten vor allem wohlhabende Käufer in China Kering den Rücken gekehrt – der Umsatz der mit Abstand wichtigsten Marke Gucci war wegen der schwachen Nachfrage um gut ein Fünftel eingebrochen. Der Konzern versucht daher schon seit einer Weile, Gucci wieder auf Vordermann zu bringen, und hatte unter anderem einen neuen Kreativdirektor ernannt.

China ist derzeit eine Wirtschaftsmacht, die mit vielen Problemen zu kämpfen hat. Der kriselnde Immobiliensektor und die drohende Deflation dämpfen den privaten Konsum. Zwar versucht die chinesische Regierung mit allen Mitteln, die Konsumlaune ihrer Bürger anzukurbeln, doch mit mäßigem Erfolg. Das Land sitzt auf Warenüberschüssen – und versucht, diese billig in Euro zu verkaufen.

Laut Analystin Wallace arbeitet Gucci hart daran, Trendsetter wieder stärker ins Boot zu holen – mit neuen Produkten, Modeshows und anderen Events. Wenngleich sich das wohl erst mittel- bis längerfristig wirklich spürbar auszahlen werde, könnten die anstehenden Halbjahreszahlen von Kering bereits erste positive Anzeichen bereithalten. So zeige der Markenindikator der Bofa, dass Gucci in der Gunst der Luxuskäufer wieder zulege.

Vor diesem Hintergrund hob Wallace ihre Gewinnerwartungen für das laufende und die kommenden Jahre an und schraubte das Kursziel von 350 auf 450 Euro nach oben. Das entspricht auf Basis des Schlusskurses vom Donnerstag im besten Fall einem Potenzial von etwa 30 Prozent. Entsprechend stufte die Expertin Kering gleich doppelt hoch, von „Underperform“ auf „Buy“.

Kering, einer der Global Player im Luxusgütermarkt, plant die Veröffentlichung seiner Halbjahreszahlen für den 24. Juli. In einem aktuellen Ausblick zeigt sich Analystin Zuzanna Pusz von der UBS vorsichtig optimistisch. Trotz einer leichten Senkung des Kursziels von 415 auf 410 Euro empfiehlt sie weiterhin den Kauf der Aktie und spricht von einer attraktiven „Turnaround-Story“, insbesondere im Hinblick auf das Potenzial der Marke Gucci.

Obwohl kurzfristig keine wesentlichen Verbesserungen zu erwarten seien, könnten Anzeichen einer Umsatzstabilisierung bei Gucci in der zweiten Jahreshälfte dem Aktienkurs von Kering Auftrieb geben. Mit einer Marktkapitalisierung von über 40 Milliarden Euro bleibt Kering jedoch weit hinter dem Wettbewerber LVMH zurück, dessen Börsenwert rund 360 Milliarden Euro beträgt.

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