Es hätten auch null Punkte sein können, mag sich manch Bayern-Fan nach dem 3:2-Sieg in Wolfsburg erleichtert denken. Doch ein paar Sorgenfalten bleiben.
„Es war sehr schwierig, sehr anstrengend“, fasste Serge Gnabry den Nachmittag am DAZN-Mikrofon in Wolfsburg zusammen. In einem intensiven Spiel zum Bundesliga-Auftakt gaben die Gastgeber keine Ruhe, stressten die Bayern permanent. Gnabry betonte daher abermals: „Es war ein sehr anstrengender Sonntagnachmittag.“
Dabei sah es in der ersten Hälfte eigentlich spielerisch leicht aus, was die Bayern veranstalteten. Das Team von Trainer Vincent Kompany kontrollierte Ball und Gegner. Chancen waren auf Wolfsburger Seite Mangelware. Bayern hingegen hätte mit zwei, drei Toren in die Halbzeit gehen können. Doch nach 45 Minuten stand es nur 1:0 durch einen Treffer von Jamal Musiala.
Der „anstrengende“ Part folgte im zweiten Durchgang – und begann sofort. Nach weniger als 20 Sekunden zeigte Schiedsrichter Daniel Siebert auf den Punkt. Bayerns Sacha Boey hatte Gegenspieler Tiago Tomas im Strafraum gefoult. Ein unnötiger Fehler des Franzosen, der in der ersten Hälfte noch Musialas Treffer vorbereitet hatte. Lovro Majer verwandelte eiskalt vom Punkt – Ausgleich.
Joshua Kimmich fasste es später kritisch zusammen. „Wir kommen extrem schlecht aus der Halbzeit“, so der Nationalspieler, der im Mittelfeld neben Aleksandar Pavlović ran durfte. Es sollte nicht beim 1:1 bleiben, denn Wolfsburg wurde mutiger. Und es folgte der nächste individuelle Abwehrfehler. Min-jae Kim verlor nach 55 Minuten den Ball leichtfertig an Patrick Wimmer, der Übersicht bewies und querlegte. Majer schob ein.
Kimmich sollte später von „vielen Aufbaufehlern“ sprechen. Dabei wird der Führungsspieler auch an eine Szene aus der 73. Minute gedacht haben. Ein schlampiger Pass von Dayot Upamecano wurde von Wolfsburgs Ridle Baku abgefangen und auf Kevin Behrens weitergeleitet. Der Nationalstürmer aber scheiterte vor Manuel Neuer. Glück für den FC Bayern, der kurz danach den 3:2-Siegtreffer erzielte.
So durften sich die Münchner am Ende über drei Punkte freuen, einige Fans des FC Bayern mögen sich aber „nicht schon wieder“ gedacht haben. Denn individuelle Abwehrfehler begleiteten den Rekordmeister auch in den Vorjahren.
Gerade das Abwehrduo aus dem Wolfsburg-Spiel, Min-jae Kim und Dayot Upamecano, strahlte in der Vergangenheit nicht immer die nötige Sicherheit aus. Gerade auf der großen Bühne fiel das auf. 2022/23 war es Upamecano, der im Champions-League-Viertelfinale gegen Manchester City mit mehreren Fehlern den Gegner stark gemacht hatte. Ein Jahr später stand dann Min-jae Kim in der „Königsklasse“ im Fokus. Im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid leistete er sich mehrere Patzer, brachte Trainer Thomas Tuchel in Rage. „Es tut mir so leid“ sollte der Koreaner in seiner Landessprache beim Verlassen der Arena sagen (mehr dazu lesen Sie hier).
Beide Innenverteidiger sind hoch veranlagt. Upamecano weiß seine Qualitäten vor allem in der französischen Nationalelf unter Beweis zu stellen, spielte sich bei der WM 2022 und der EM 2024 in so manche Elf des Turniers. Kim wurde vor seinem Wechsel nach München zum Verteidiger des Jahres in der Serie A ausgezeichnet, weil er bei der SSC Neapel so überragt hatte.
Doch die Konstanz, die Upamecano und Kim für Frankreich und Neapel zeigen bzw. zeigten, fehlte ihnen oft beim FC Bayern. War Kim in der Hinrunde der vergangenen Saison noch ein Fels in der Brandung, spielte er eine völlig verunsicherte Rückrunde. Unter Thomas Tuchel waren beide zuletzt nur noch Ersatzspieler. Matthijs de Ligt und Eric Dier bildeten das Stammduo.