Lange, bunte Fingernägel – die frischen Farben machen Lust auf Frühling. Aber sie sind auch ein echter Tummelplatz für Keime, und die Modellage kann gefährlich sein.

Raus aus den Handschuhen und rein in den Sonnenschein. Jetzt, wo der Frühling ins Haus steht, wollen wir uns wieder zeigen und bekommen Lust auf schöne Fingernägel. Dabei ist ein alter Trend zurück: lange, künstliche Nägel und diese gerne kunterbunt lackiert.

Was toll aussieht, birgt allerdings auch Gefahren für die Gesundheit, wie Mediziner warnen. Es geht um Bakterien, Krebsgefahr und Allergien.

Unter unseren Nägeln tummelt sich ein ganzer Mikrokosmos an Keimen. Klar, dass die Unterseite besonders langer Nägel auch besonders viel Lebensraum für Pilze und Bakterien bietet. Wichtig ist es, sich Hände und Nägel morgens und abends mit einer Bürste und Seife zu schrubben, um die Hygiene zu wahren. Denn wir hantieren täglich mit Essen, reiben uns die Augen und haben Körperkontakt mit anderen.

Dabei sind „Kunstnägel als künstliches Material generell schlecht zu reinigen“, erklärt Dermatologe Dr. Jan-Olaf Piontek t-online. „Daher gilt für Medizinberufler aus Hygienegründen auch ein Kunstnagelverbot.“ Piontek empfiehlt sogar, ganz auf die Nagelkunst zu verzichten: „Die beste Reinigung der Nägel ist eine Meidung von Kunstnägeln und Nagellacken ergänzt um kurz geschnittene Fingernägel.“

Neben dem Hygienerisiko kann bei langen Nägeln außerdem noch die Hebelwirkung verheerend sein. Greift eine Frau mit langen Nägeln zu, kann sich dabei der Nagel von der Wurzel lösen und dauerhafte Schäden des Nagelorgans verursachen.

Im Nagelstudio – und mittlerweile auch bei vielen Maniküre-Fans zu Hause – werden zum Trocknen der oft mehrfach mit Shellack oder Gel-Lack beschichteten Nägel UV-Lampen eingesetzt. Sie verkürzen die Trocknungszeit und härten die Lacke gut aus. Das soll bis zu einen Monat lang halten. Heißt: Viele Kundinnen wiederholen die Prozedur alle vier Wochen.

UV-Lampe: Das Licht lässt Gel-Lacke schnell aushärten. (Quelle: Antonio Gravante via www.imago-images.de)

Gefährlich. Denn das hochfrequente, ultraviolette Licht kann extrem gesundheitsgefährdend sein, wie jetzt Forscher der Universität von San Diego (USA) in einer Studie beschrieben haben. Ihren Aussagen nach kann die Verwendung von UV-Geräten im schlimmsten Fall zum Tod von Hautzellen und zu krebserregenden Mutationen im Erbgut führen.

„Theoretisch führt jede UV-Einstrahlung auf unsere Haut zu DNA-Schäden. Das Gute ist, dass die meisten dieser Schäden von unseren DNA-Reparaturmechanismen erneuert werden. Aber eben nicht jede Zell-DNA kann repariert werden. Aus diesen beschädigten Zellen kann dann im ungünstigsten Fall ein Tumor entstehen“, warnt Piontek.

Wie so oft im Leben mache dabei die Menge das Gift. Der Hautarzt: „Auf den Fall gedacht, bedeutet dies, dass es sehr davon abhängt, welche konkrete Wellenlänge in welcher Stärke bei der Nagelhärtung auf unsere Haut einstrahlt. Das wissen nur die Hersteller oder der kundige Anwender.“

Das Deutsche Krebsforschungszentrum stuft UV-A-Licht übrigens grundsätzlich als krebserregend ein, abhängig von Dauer und Stärke der Bestrahlung.

Kämpfen Sie mit einem Hautausschlag im Bereich der Handgelenke oder an den Unterarmen? Häufig werden die bei der Nagelmodellage verwendeten Produkte nicht als Auslöser erkannt.

„Per se kann unser Immunsystem auf fast jeden Stoff überreagieren. Das nennen wir dann eine Allergie. Insbesondere Acrylate sind als Allergie auslösend berühmt berüchtigt. Die Allergie äußert sich in Juckreiz, Rötung, Verhornungen und vergleichbaren Symptomen“, erklärt Dr. Piontek.

Acrylate sind verschiedene Verbindungen der Acrylsäure. Durch Polymerisierung, also durch die Verschmelzung der Grundsubstanzen, kann man aus ihnen Werkstoffe herstellen, die zunächst formbar und nach ihrer Aushärtung stabil sind – wie zum Beispiel Acryl-Fingernägel. Aber auch Gelnägel, Nagelfolien oder Aufklebenägel können Acrylate enthalten.

Lacke, Kunstnägel und Aufkleber gibt es mittlerweile in unzähligen Designs. Bestimmte Inhaltsstoffe der Nagel-Deko können Allergien auslösen. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Patrick Daxenbichler)
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