Besonderer Segen

Was bedeutet eigentlich „Urbi et Orbi“?

An Weihnachten wird der Papst mit den Worten „Urbi et Orbi“ um Segen für die katholischen Gläubigen bitten. Was Sie zum katholischen Höhepunkt wissen müssen.

Aktualisiert am 25.12.2024 – 12:33 Uhr|Lesedauer: 2 Min.

Wenn Papst Franziskus am ersten Weihnachtsfeiertag vom Balkon des Petersdoms den traditionellen „Urbi et Orbi“-Segen spenden wird, werden ihm Zehntausende Gläubige zuschauen. Aber woher kommt der Segen? Und muss man persönlich auf dem Petersplatz in Rom sein, damit er „gültig“ ist? Ein Überblick:

Papst Franziskus spricht den Segen „Urbi et Orbi“: Mit der Segnung ist ein Ablass verbunden. (Quelle: IMAGO/ULMER)

Übersetzt bedeutet die Segnung „Der Stadt und dem Erdkreis“.

Die Tradition, öffentlich Segen zu spenden, gehe auf das 13. Jahrhundert zurück, erklärt Kirchenhistoriker und Theologe Günter Eßer im Gespräch mit t-online. Mit den zeremoniellen Worten „investio te de Papatu Romano, ut praesis urbi et orbi“ („Ich bekleide dich mit der römischen Papstwürde, auf dass du der Stadt und dem Erdkreise vorstehest“) werde jeder neue Papst in sein Amt eingeführt. Begrifflich sei die Formel „Urbi et Orbi“ allerdings deutlich älter, sie stamme noch aus dem alten römischen Rechtsbewusstsein.

Ursprünglich benutzten die Römer diese Formel für Dokumente, die sowohl in der Hauptstadt Rom („Urbs“) als auch im ganzen von Rom besetzten Erdkreis („Orbis“) gültig waren. Nach dem Zerfall des römischen Reiches sei die Formel dann auf den Papst übertragen worden, erklärt Eßer. „Für die katholische Kirche bedeutet dieser Segen, dass der Papst sowohl Bischof von Rom als auch Oberhaupt der gesamten Kirche ist.“

Der Segen wird zu den beiden Hochfesten Ostern und Weihnachten gespendet, aber auch, wenn ein neuer Papst sein Amt antritt. Allerdings kann er auch außerplanmäßig gespendet werden – das geschah etwa am 27. März 2020 anlässlich der weltweiten Corona-Pandemie.

Für Katholiken habe der Segen einen besonderen Frömmigkeitswert, erklärt Günter Eßer. „Er ist nämlich ein vollkommener Ablass ihrer Sündenstrafen.“ Damit sei nicht gemeint, dass sofort alle Sünden vergeben sind. Es sei lediglich der Nachlass aller zeitlichen Strafen als Konsequenz von vergangenen Sünden, erklärt der Theologe.

Konkret sei damit die Zeit gemeint, die Seelen nach veralteter theologischer Vorstellung im Fegefeuer verbringen müssten. „Diese ganze Theorie des Ablasses wird von fortschrittlichen Theologen allerdings scharf kritisiert“, sagt Eßer.

Nein. Bis 1967 war das noch der Fall. „Seit 1967 ist es allerdings auch in Ordnung, wenn man den Segen im Radio hört“, sagt Eßer. 1985 sei dann eingeführt worden, dass der Segen auch während einer Fernsehübertragung, seit 1995 auch per Livestream im Internet seine Gültigkeit habe. „Das Wort ‚live‘ ist hier allerdings entscheidend“, sagt Eßer. „Einen Segen ‚on demand‘ gibt es nicht“.

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