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BSW ohne Sahra Wagenknecht: Ganz so schnell geht es offenbar nicht. Bei „Maischberger“ rasselten außerdem Luisa Neubauer und ein CDU-Mann aneinander.

Sahra Wagenknecht gilt spätestens nach dem verlorenen Machtkampf in Thüringen als angezählt. In ihrem ersten Talkshow-Auftritt nach der verlorenen Bundestagswahl nannte die BSW-Vorsitzende bei „Maischberger“ gleich mehrere Gründe, warum sie sich von der Parteispitze zurückziehen könnte. Eine rasche Auflösung ihrer Partei gehört allerdings nicht dazu; das hatte die Moderatorin völlig falsch verstanden.

  • Sahra Wagenknecht, BSW-Parteivorsitzende
  • Philipp Amthor (CDU)
  • Luisa Neubauer, Klimaschutzaktivistin
  • Christian Rach, Koch
  • Laura Kipfelsberger, selbstständige Journalistin

„Denken Sie an Rücktritt?“. Über diese Frage von Maischberger musste Wagenknecht offenbar nicht lange nachdenken. Die Verantwortung im BSW solle nun auf mehrere Köpfe verteilt, die Partei breiter aufgestellt werden, begann sie – „wo auch andere das irgendwann übernehmen können“.

„Ich werde auch nicht mehr ewig weitermachen“, fügte Wagenknecht hinzu. Vorher aber solle sich die Partei etablieren. Allerdings schwächte sie selbst die Schwelle von „sicher sein“ auf „stabile Hoffnung besitzen“ herab – und nannte ungefragt noch eine weitere Möglichkeit: „Oder wenn sie natürlich völlig sich in eine Richtung entwickelt, die ich gar nicht tragen kann. Natürlich würde ich dann nicht weitermachen“.

Dass Wagenknecht überhaupt noch Parteichefin ist, wundert so manchen Beobachter. „Die politische Logik wäre eigentlich: Die politische Karriere ist zu Ende“, meinte der stellvertretende „Bild“-Chefredakteur Paul Ronzheimer bei „Maischberger“. Er bezog sich dabei nicht auf den verpassten Einzug in den Bundestag, sondern auf die Wiederwahl von Katja Wolf zur thüringischen BSW-Landesvorsitzenden – gegen den erklärten Willen Wagenknechts.

Die ließ bei „Maischberger“ durchblicken: Die Bundestagswahl sei auch in Thüringen wegen gebrochener Wahlversprechen verloren worden. „Wir wollten einen Landesvorstand, der nicht mehr verlängerter Arm der Regierung ist, sondern der die Regierung kritisch begleitet, damit wir nicht in der Regierung so viele Fehler machen“, erklärte Wagenknecht ihre Opposition gegen Wolf.

Duzen sich, sind sich aber trotzdem nicht grün: Klimaaktivistin Luisa Neubauer und CDU-Mann Amthor. (Quelle: IMAGO/Horst Galuschka )

Kritik, dass sie sich zu stark in die Landespolitik einmische, wies Wagenknecht bei „Maischberger“ zurück. „In einer Partei ist der Meinungskorridor deswegen eingeschränkt, weil eine Partei ein Profil braucht“, sagte die ehemalige Linke-Politikerin. Zwar müsse es eine Bandbreite an Meinungen geben. Eine Partei mit völlig gegensätzlichen Positionen werde aber von niemandem gewählt.

Gleich zu Beginn des Gesprächs kam es zu einem grundlegenden Missverständnis. Maischberger fragte nach der Lebensdauer des BSW und bohrte wiederholt nach: „Sie haben gerade gesagt: Es gibt uns noch ein Jahr.“ Das habe die Moderatorin missverstanden, wie Wagenknecht betonte. Die BSW-Politikerin hatte lediglich gesagt: „Es gibt uns jetzt ein gutes Jahr.“

Offenbar überrascht war Maischberger auch davon, dass sich Philipp Amthor und Louisa Neubauer duzen. Die beiden kennen einander schon länger – was aber die Verständigung nicht erleichtert, wie der CDU-Politiker fand. „Die Louisa zu überzeugen, ist ein steiniger Weg“, sagte der designierte Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung.

Besonders beim Umgang mit der AfD gerieten Amthor und die Klimaaktivistin aneinander. Die Union habe sich durch das gemeinsame Abstimmen und auch durch vermeintliche Racheakte anschließend „verdächtig“ gemacht, sagte Neubauer. Sie griff insbesondere den künftigen Unions-Fraktionsvorsitzenden Jens Spahn an.

Die CDU müsse „ihren Laden in den Griff kriegen“, verlangte die Fridays-for-Future-Aktivistin. Dass jemand wie Spahn gefordert hat, die AfD bei organisatorischen Fragen im Bundestag wie jede andere Oppositionspartei zu behandeln, sorge weiter für grundlegende Zweifel an der Haltung der Union: „Sind das einzelne Ausrutscher oder ist das eine neue Linie?“, fragte die 29-jährige Neubauer.

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