Weder Krach, noch Dreck, noch Industrie: Der Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth trotzt dem Stress der heutigen Zeit. Und schmackhafte Wurst gibt es auch.
Wir schreiben das Jahr 1850 und das gesamte Land zwischen Rhein und Ruhr macht sich auf, zum größten Industriegebiet Europas zu werden. Das ganze Land? Nein, ein kleines Dorf voller unbeugsamer Handwerker entgeht den Zwängen der Moderne mit ihren Eisenbahnen, Fabrikschornsteinen und Autobahndrehkreuzen. Kaiserswerth im Norden Düsseldorfs behält seinen Charakter eines barocken Städtchens am Rhein.
Viele enge Gässchen und einige Sehenswürdigkeiten gibt es in Kaiserswerth: ein Kapuzinerkloster, ein altes Zollhaus, eine Basilika mit 700 Jahre alten Reliquien, Festungsanlagen aus dem 16. Jahrhundert und die Burg des deutschen Kaisers Friedrich Barbarossa. Die meist gut erhaltenen Gebäude erzählen die bewegte Geschichte des heute so gemütlichen Ortes.
„Werth“ ist ein altes Wort für Insel, denn eine solche war das Städtchen früher, bevor der Rhein an dieser Stelle verlandete. Mit der Burg direkt am Ufer kontrollierten Barbarossa und seine Nachfolger den strategisch wichtigen Ort am Fluss und erhoben Zoll.
Später wurde der ganze Ort zur Festung ausgebaut und vor allem im 17. und 18. Jahrhundert Schauplatz mehrerer Schlachten zwischen deutschen und französischen Truppen, die große Teile von Kaiserswerth zerstörten. Später, während der Industrialisierung, verlor Kaiserswerth seine Bedeutung, denn es wurde kaum an die schnell wachsenden Städte der Region angebunden.
Bis heute prägen viele Barockhäuser mit ihren typischen Stufengiebeln den Stadtkern. Besonders hübsch ist das „Schiffchen“ mit seinen hohen Fenstern und der goldenen Inschrift. Abgesehen davon bietet Kaiserswerth mehrere Museen sowie Gaststätten und Imbisse. Es gibt wenig Verkehr im Ort und die Autos fahren meist kaum schneller als Schrittgeschwindigkeit. Zum Spazierengehen empfehlen sich die Wanderwege um den Ort, die Rheinpromenade oder die etwas weiter oberhalb der Promenade gelegene Lindenallee.
Eine Stärkung mit rund 50-jähriger Tradition gibts am „Berliner Imbiss“, gleich an der Haltestelle „Klemensplatz“. Hier hat die Currywurst über die Stadtgrenze hinaus einen besonders guten Ruf. Sie kann auf jeden Fall mit dem Original aus Berlin mithalten. Direkt an den „Berliner Imbiss“ grenzt das Klemensviertel mit kleinen Läden und Restaurants; hier können Besucher ihren Aufenthalt mit ein paar Besorgungen ausklingen lassen.
Direkt vor Kaiserswerth liegt die Station Klemensplatz, an der die Linie U79 der Rheinbahn hält. Wer mit dem Auto anreist, fährt die B8 entlang und verlässt diese entweder im Süden und biegt auf die Niederrheinstraße ein oder reist von Norden über die Kalkumer Schloßallee an. Zudem hat Kaiserswerth einen Fähranleger, der den Ort mit Langst-Kierst auf der anderen Rheinseite verbindet.