Ausländische Gläubiger ringen seit zwei Jahren mit China Evergrande um ihr Geld. Mehrfach konnten die Anwälte des Immobilienkonzerns Unheil knapp abwenden. Doch jetzt fällt eine Richterin ein Urteil.

Es ist ein Meilenstein in Chinas Immobilienkrise: Ein Gericht in Hongkong hat die Auflösung des hoch verschuldeten Konzerns China Evergrande angeordnet. Ein entsprechendes Urteil fällte Richterin Linda Chan am Montag, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten.

Gläubiger hatten 2022 vor dem Gericht geklagt, weil China Evergrande immer wieder Zahlungen verpasste. Zuvor hatten das Unternehmen versucht, mit einem Sanierungsplan eine Liquidation abzuwenden. Anfang Dezember hatte Richterin Chan dem strauchelnden Unternehmen für die Vorlage eines Umstrukturierungsplans noch einen Aufschub gewährt, um die drohende Abwicklung abzuwehren. Diese Frist ist am Montag verstrichen.

Die Anhörung habe eineinhalb Jahre gedauert und die Firma sei immer noch nicht fähig, einen konkreten Vorschlag für eine Restrukturierung vorzubringen, sagte Chan nun, wie die „South China Morning Post“ berichtete. „Ich denke, es ist Zeit für das Gericht zu sagen, es ist genug“, sagte sie demnach. Voraussichtlich am Dienstagnachmittag wird Chan ihre ausführliche Begründung für die Abwicklungsbeschluss abgeben und einen Insolvenzverwalter ernennen.

Nach der Ankündigung der Abwicklung des Immobilienkonzerns stürzten Evergrande-Aktien an der Hongkonger Börse um mehr als 20 Prozent ab. Wenig später teilte die Börse den Stopp des Handels mit Wertpapieren von Evergrande sowie der Tochtergesellschaft für Elektrofahrzeuge mit.

China Evergrande ist weltweit der am höchsten verschuldete Bauträger

Evergrande steht im Mittelpunkt der Krise des chinesischen Bausektors. Chinas Behörden hatten 2020 mit Beschränkungen bei der Kreditbeschaffung auf die ausufernde Verschuldung der Branche reagiert. Besonders bei Evergrande führte dies zu Zahlungsausfällen und Projektabbrüchen. 2021 beantragte der Konzern ein Insolvenzverfahren. Der Konzern ist umgerechnet mit mehr als 300 Milliarden US-Dollar der weltweit am höchsten verschuldete Bauträger.

Im März dieses Jahres bot Evergrande seinen Gläubigern an, ihre Schulden gegen neue, vom Unternehmen ausgegebene Wertpapiere und Aktien zweier Tochtergesellschaften einzutauschen. Im September wurde der Konzernchef Xu Jiayin in China festgenommen, die Aktienkurse stürzten ab. Der Handel mit den Aktien des Baukonzerns wurde daraufhin eingestellt, Anfang Oktober jedoch wieder aufgenommen. Behördliche Untersuchungen gegen eine weitere Tochterfirma sorgten für weitere Unsicherheit.

Auch andere Unternehmen aus der chinesischen Immobilienbranche sind hoch verschuldet und streiten mitunter vor Gericht mit Gläubigern.

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