Wenn der Himmel mitten in der Nacht farbenfroh leuchtet: Dann sind es Polarlichter. Ab und zu sind sie gerade auch in Deutschland zu sehen. Das könnte noch eine Weile so bleiben.

Über Deutschland brennt der Himmel nur sehr selten in Rot und Grün, manchmal auch Gelb oder Lila. Denn Polarlichter sind hierzulande normalerweise kaum zu sehen. Doch in den vergangenen Monaten tauchten gleich mehrfach welche auf. Ob sie erscheinen, hängt von bestimmten Aktivitäten der Sonne ab. Und diese dürften noch einige Zeit anhalten.

Alles beginnt bei der Sonne. Wenn diese kräftig hustet, schleudert sie elektrisch geladene Teilchen ins Weltall. Fachleute etwa vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sprechen von einem koronalen Massenauswurf. Bewegen sich diese Teilchen in Richtung Erde, kommen sie etwa anderthalb bis drei Tage später am Planeten an. Das Magnetfeld schirmt die Erdoberfläche vom größten Teil der Teilchen ab. Doch ist der Sonnenwird besonders stark, können die Teilchen bis in die Erdatmosphäre vordringen. Dort regen die Teilchen die Luftmoleküle zum Leuchten an.

Weil die Sonne gerade besonders aktiv ist. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa spricht von einem Aktivitätsmaximum. Alle elf Jahre, auf dem Höhepunkt des Sonnenzyklus, kehren sich die magnetischen Pole der Sonne um – als würden auf der Erde der Nord- und der Südpol die Plätze tauschen. Zu dieser Zeit wechselt die Sonne von einem ruhigen in einen aktiven und stürmischen Zustand – und dort sind wir gerade. Diese Phase könnte laut der Nasa noch etwa ein Jahr dauern.

Je weiter im Norden oder je weiter im Süden auf der Erde, desto eher sieht man die Himmelserscheinung. Übrigens heißen die Lichter auf der Nordhalbkugel Aurora Borealis, also Nordlicht, und auf der Südhalbkugel Aurora Australis, Südlicht. Aber auch wer sich jenseits des Polarkreises befindet, sieht nicht jede Nacht Polarlichter. „Doch die Wahrscheinlichkeit ist dort viel, viel höher“, sagt Uwe Pilz vom Verein Sternfreunde.

Sie heißen auch Nordlichter, deswegen sollte man nach Norden gucken. Dort tauchen sie als Erstes auf. „Zuerst sieht man meist einen rötlichen Schein, wie fernes Feuer, als würde dort etwas brennen“, erklärt Pilz. „Wenn sie größer sind, erscheinen sie grün und auf halber Höhe.“ Bei besonders gut sichtbaren Polarlichtern bewege sich das Grün sogar – „das sieht so aus wie Vorhänge, die sich in einem schwachen Windzug ganz langsam bewegen“. Nur besonders große Polarlichter erfüllen den ganzen Himmel.

Und übrigens: So eine Eruption der Sonne dauert nicht ewig. Es kann sein, dass zunächst noch nichts zu sehen ist, und eine Stunde später tauchen die Polarlichter auf.

Im Norden mehr als im Süden. Schon ein paar Hundert Kilometer können dabei einen Unterschied machen. Wer spontan reagieren möchte, kann sich auch informieren lassen, wenn wahrscheinlich demnächst Polarlichter auftreten. Dazu gibt es spezielle Polarlicht-Vorwarn-Apps. Präzise sind diese aber erst eine halbe Stunde im Voraus – wenn Satelliten in etwa eine Million Kilometer Entfernung die geladenen Teilchen messen können. Nur vom Beobachten der Sonne weiß die Wissenschaft derzeit nicht ganz genau, wann und wie stark die Teilchen auf die Erde treffen.

„Am besten mit einem modernen Smartphone“, rät Pilz. „Das geht sogar aus der Hand, also ohne Stativ.“ Normale Mittelklasse-Handys hätten einen Nachtmodus. Der nehme dann zum Beispiel innerhalb von zehn Sekunden viele kurze Aufnahmen auf und füge diese zusammen. „Wenn man da sich ein bisschen bewegt, gleicht das Telefon das aus.“ Der erfahrene Himmelsgucker meint: Einfach in den Himmel halten und draufdrücken.

Häufig sind auf solchen Aufnahmen mehr und stärker leuchtende Polarlichter zu sehen, als mit dem bloßen Auge sichtbar sind. Denn Kamerasensoren sind lichtempfindlicher. „Manchmal sieht man mit den Augen noch gar nichts, aber die Kamera zeigt die Polarlichter schon“, sagt Pilz.

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