Franziska Hoppermann ist neue Schatzmeisterin der CDU. Im Interview spricht sie über die Knackpunkte bei den laufenden Koalitionsverhandlungen, über plötzliche Schulden, was daraus folgen muss und welche wichtige Rolle der SPD jetzt zukommt.
Franziska Hoppermann überlegt einen Moment, bevor sie antwortet. Es geht um die Frage nach dem Geld, wie so oft in diesen Tagen. Eigentlich wollte Friedrich Merz, wollte die Union zunächst mal sparen, bevor sie plant es auszugeben. Jetzt hat man sich mit der SPD auf ein historisches Schuldenpaket geeinigt.
„Ich habe mir auch eine andere Reihenfolge gewünscht“, gesteht Hoppermann. Der Plan sei ein anderer gewesen. Jetzt müsse man aufpassen, dass man verantwortungsvoll mit dem Haushalt plane, denn „der Konsolidierungsdruck im Haushalt bleibt“. Damit wagt die CDU-Politikerin mehr öffentliche Reflexion als manch anderer in ihrer Partei.
Hoppermann ist seit dieser Woche Schatzmeisterin der CDU und gehört damit von nun an zum Spitzenpersonal ihrer Partei. t-online hat die Politikerin zum Gespräch in ihrem Büro getroffen.
Frau Hoppermann, in dieser Woche hat die „finale Phase“ der Koalitionsverhandlungen begonnen. Wie optimistisch sind Sie, dass die Regierung noch vor Ostern steht?
Franziska Hoppermann: Das kann aktuell keiner voraussagen. Es kann klappen, muss es aber nicht. Vieles hängt an den Sozialdemokraten. Ich bin eine Freundin von Gründlichkeit vor Schnelligkeit – gerade, wenn es um die großen Punkte geht. Da sollten wir uns schon die Zeit nehmen, ordentliche und verlässliche Verabredungen miteinander zu treffen. Am Ende muss das, was wir in diesen Tagen verhandeln, auch halten.
Wir sind jetzt vier Wochen nach einer Bundestagswahl. Denken Sie an Österreich, da hat es fünf Monate gedauert, bis man sich geeinigt hat. Das wollen wir auf keinen Fall. Dagegen sind wir wirklich gut im Zeitplan. Bislang haben wir jedenfalls nicht gebummelt.
In den ersten Zwischenergebnissen ist auffällig, dass es noch ziemlich viele Unstimmigkeiten gibt. Sie haben selbst mitverhandelt. Wie ist Ihr Eindruck aus den Gesprächen?
Menschlich haben wir uns in meiner Arbeitsgruppe sehr gut verstanden. Es gab vieles, bei dem wir uns erfreulicherweise einig waren. Aber natürlich sind da auch immer Punkte, wo es in unterschiedliche Richtungen geht. Und das ist bei anderen Arbeitsgruppen offenkundig noch mehr der Fall gewesen.
Franziska Hoppermann, 43 Jahre, ist in Hamburg geboren und Abgeordnete im Wahlkreis Hamburg-Wandsbek. Seit 2021 ist sie Mitglied im Deutschen Bundestag und seit März 2025 Bundesschatzmeisterin der CDU. Hoppermann ist Landesvorsitzende der Frauen-Union Hamburg. Bei den Koalitionsverhandlungen mit der SPD ist sie Mitglied der Verhandlungsgruppen.
Vor der Wahl hat die CDU klare Bedingungen für einen Koalitionspartner aufgestellt. Vieles davon hat die SPD bislang nicht zugesagt. Wo muss Friedrich Merz sich jetzt durchsetzen?
Ich mag den Ansatz „Wer hat wo gewonnen“ nicht. Am Ende muss es beiden Seiten darum gehen, eine stabile Bundesregierung aufzustellen – mit Inhalten, die den aktuellen Herausforderungen angemessen begegnen. Wichtig ist, dass die Menschen merken, es ändert sich wirklich etwas.
Machen Sie es trotzdem mal konkret, welche Punkte sind dafür wichtig?
Wir sind das dritte Jahr in Folge in einer Rezession. Die Wirtschaft muss definitiv angekurbelt werden. Dann brauchen wir klare Sicherheitsaufstellungen – nach innen wie außen. Dann müssen wir beim Bürgergeld nachjustieren. Jemand, der arbeitet, muss mindestens 500 Euro mehr in der Tasche haben als jemand, der nicht arbeitet. Das Thema Gerechtigkeit ist mir im Wahlkampf immer wieder begegnet. Nicht zuletzt ist wichtig, dass wir die Migrationsfrage lösen. Das haben wir den Menschen im Wahlkampf versprochen. Jetzt müssen wir liefern. Und ich würde sagen, bei jedem dieser Punkte hat die SPD auch ein Interesse, dass es funktioniert.

Das klingt jetzt aber nicht nach roten Linien für eine Koalition. Was etwa, wenn die SPD sich bis zuletzt bei der Unternehmenssteuerreform weigert? Oder bei den Zurückweisungen an der Grenze?
Ich bin keine Freundin von roten Linien. Kompromisse gehören im politischen Geschäft einfach dazu – rote Linien hingegen wirken immer so absolut. Aber: Diese Themen, die ich gerade genannt habe, müssen wir lösen. Und da müssen wir gegenüber der SPD auch hart bleiben. Ich bin aber optimistisch.