Die Pläne zur Legalisierung von Cannabis schreiten voran. Neben der entspannenden Wirkung birgt der Konsum der Hanfpflanze aber auch einige Risiken.

Die Ampel-Koalition treibt ihre Pläne zur Freigabe von Cannabis voran: Der Bundestag stimmt am Freitag abschließend über den Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit Vorgaben zum privaten Konsum und Eigenanbau ab.

Bereits seit 2017 haben Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Cannabis. Wie genau aber wirkt die Hanfpflanze und welche Risiken birgt sie? Ein Überblick über medizinische und gesundheitliche Aspekte des Cannabis-Konsums:

Welche Wirkstoffe enthält Cannabis?

Eine Hanfpflanze enthält mehrere hundert chemische Verbindungen, darunter neben den so genannten Cannabinoiden auch Substanzen anderer Stoffgruppen wie Aminosäuren, Proteine, Zucker, Alkohole oder Fettsäuren.

Die beiden wichtigsten Inhaltsstoffe von Cannabis sind Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Ihnen wird unter anderem folgende Wirkung zugeschrieben:

  • schmerzlindernd
  • entzündungshemmend
  • appetitanregend
  • entspannend
  • euphorisierend
  • krampflösend

Das THC hat zusätzlich eine berauschende Wirkung.

Was hat es mit dem THC-Wert auf sich?

Untersuchungen zufolge ist der THC-Wert in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Bei Cannabisharz, auch Haschisch genannt, verdreifachte sich der mittlere THC-Gehalt in etwa und bei Cannabisblüten verdoppelte er sich nahezu. Experten zufolge könnte damit auch eine Zunahme der Gesundheitsgefahren verbunden sein.

Im Gegenzug ist Studien zufolge in vielen hochgezüchteten Cannabissorten der Gehalt an Cannabidiol, dem eine entspannende bis angstlösende Wirkung nachgesagt wird, gesunken. Dieses Missverhältnis zwischen viel THC und wenig CBD sehen Experten als erhöhtes Risiko für Cannabis-Psychosen.

Welche Gesundheitsrisiken birgt Cannabis?

Legalisierungskritiker verweisen auf die Gefahr von Schäden an Gesundheit und Psyche gerade für jüngere Menschen. Die Reifung des zentralen Nervensystems und des Gehirns sei erst mit Mitte 20 abgeschlossen. Je früher, häufiger und intensiver Cannabis konsumiert werde, desto größer sei beispielsweise das Risiko gerade für vorbelastete Menschen, an einer Psychose und Schizophrenie zu erkranken.

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) entwickeln rund zehn Prozent der regelmäßigen Cannabiskonsumenten eine psychische Störung.

Wo wirkt Cannabis im Gehirn?

Die pharmakologische Wirkung ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Ein Großteil der Cannabiswirkungen wird zwei körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren – CB1 und CB2 zugeschrieben. Dem Hirnforscher Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig zufolge wirken sich Cannabinoide besonders auf den Stirnlappen aus, einen wichtigen Teil des Frontalhirns.

Diese Hirnregion verleiht Menschen die Fähigkeit, Handlungen zu planen, Probleme zu lösen und Impulse zu kontrollieren. „Wenn Jugendliche regelmäßig kiffen, riskieren sie eine Minderung dieser Fähigkeiten, sie reagieren impulsiver und können sich schlechter auf eine Aufgabe konzentrieren“, sagt Korte.

Cannabis setzt vor allem am limbischen System an, das mit dem Kurzzeitgedächtnis, bestimmten Gefühlsqualitäten und der Konzentrationsfähigkeit verknüpft ist. Pathologische Veränderungen im Gehirn bilden sich auch nach Absetzen des Marihuanawirkstoffes nicht immer zurück. Langfristig wird bei Kiffern das Kurzzeitgedächtnis getrübt, das Denkvermögen beeinträchtigt, das Leseverständnis und die Fähigkeit, mathematische Probleme zu lösen, gestört.

Wie häufig sind Diagnosen?

Dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) zufolge wurde 2021 bei insgesamt 108.313 gesetzlich Versicherten zwischen zehn und 54 Jahren eine psychische Störung oder Verhaltensstörung durch Cannabinoide dokumentiert. Das ZI geht aber von einer Dunkelziffer aus.

Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) zeigten jüngst, dass in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen die Diagnosen wegen eines akuten Rausches, einer Abhängigkeit, Entzugserscheinungen oder psychischer Probleme aufgrund von Cannabinoiden zwischen 2012 und 2022 um das Anderthalbfache anstiegen.

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