Bei ihrem Talk mit dem Wirtschaftsminister verwendet Caren Miosga viel Zeit für Rückschau und Geplänkel – leichtes Spiel für den grünen Welterklärer.

Olaf Scholz und Friedrich Merz waren schon da, gestern bot Caren Miosga dem nächsten Bewerber um das Amt des deutschen Regierungschefs eine Bühne: „Vor den Neuwahlen – wie grün wird die Zukunft?“ lautete die Überschrift ihrer Sendung mit Wirtschaftsminister Robert Habeck. Zunächst wollte die Moderatorin klären, wie sie ihren Gast ansprechen sollte: als Spitzenkandidat, Kanzlerkandidat oder – in Anspielung auf die gewundene Formulierung des Grünen-Parteitags vor einer Woche – als „Kandidat für die Menschen“?

„Herr Habeck ist doch schon mal super“, antwortete der Wirtschaftsminister trocken. „Warum so bescheiden?“, fragte Caren Miosga weiter. Weil man sich erst mal verlorenes Vertrauen zurück erarbeiten müsse, erklärte Habeck mit Blick auf die gescheiterte Ampelkoalition – und fügte hinzu: „Ich weiß gar nicht, ob Bescheidenheit ein Vorwurf ist.“

Vom verlorenen Vertrauen war es nicht weit bis zum „vermaledeiten Heizungsgesetz“, wie Miosga es nannte. Als seinen „größten Fehler“ in diesem Zusammenhang nannte der Minister, „die von meiner Seite geplante soziale Förderung nicht gleich mitveröffentlicht“ zu haben. Diese sei bereits „durchgerechnet“ gewesen, aber von beiden Koalitionspartnern nicht gewollt, „erstaunlicherweise“ auch von der SPD nicht.

Dennoch zeigte sich Habeck weiterhin überzeugt, die Bevölkerung für Klimaschutz gewinnen zu können, „wenn wir es klug machen“. Er verwies auf Ankündigungen der Union, die Förderung der Wärmewende einzustellen oder mindestens zu halbieren, und warnte vor den Folgen: „Das kann nur zur Konsequenz haben, dass die Menschen das entweder alleine bezahlen müssen – das ist schon ’ne teure Tasse Tee – oder man gibt die Klimaschutzziele auf. Das wird noch ’ne viel teurere Tasse Tee.“

„Wie intim, ehrlich und authentisch kann das sein?“, zeigte sich die Moderatorin skeptisch. „Wie ehrlich ist es hier?“, konterte Habeck. Das Argument wollte Miosga allerdings nicht gelten lassen („’tschuldigung, wir sind Profis“) – um dann auf die Idee zu verfallen, ihrerseits „Küchentischfragen“ an ihren Gast zu stellen.

Als sie vom Wirtschaftsminister wissen wollte, ob er, wenn er in einer „Zauberküche“ genau einen Wunsch frei hätte, lieber Bundeskanzler oder Literatur-Nobelpreisträger werden wolle, wurde der sogar der betont sanft und zurückgenommen auftretende Habeck kurz ungehalten: „Frieden in Europa“ wünsche er sich, und die Frage sei „Quatsch, ’tschuldigung“. Im Übrigen sei „Bundeskanzler kein Traum oder kein Wunsch, sondern ein Job, den man sich gar nicht wünschen sollte, wenn man vernünftig draufschaut“, so anspruchsvoll und hart, wie er sei. Damit war der Block mit sogenannten weichen Fragen aber nicht abgehakt. Es ging noch um Spaghetti Bolognese und ausgetretene Joggingschuhe.

Miosga blieb bei ihrem menschelnden Kurs und hielt Rückschau. Sie wollte wissen, ob FDP-Chef Christian Lindner aus Habecks Sicht wirklich der Alleinschuldige am Bruch der Ampelkoalition gewesen sei und wie vergiftet das Klima zwischen den Koalitionären. Der entscheidende Punkt für das Ampel-Aus sei das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts vom November 2023 gewesen, stellte Habeck klar, und nein, sein Verhältnis sei nicht vergiftet gewesen. Ob Altkanzlerin Angela Merkel mit ihrer jüngsten Äußerung, ihr spontaner Gedanke zu den Auseinandersetzungen zwischen Olaf Scholz und Christian Lindner sei „Männer!“ gewesen, „ins Schwarze getroffen“ habe, wollte Caren Miosga als Nächstes wissen. „Ins Graue“, gab Habeck knapp zurück. Der Grünen-Politiker räumte ein, dass Frauen gelegentlich anders und womöglich besser kommunizierten, sah in diesem Fall aber kein Problem zu großer männlicher Egos.

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