Sieht aus wie eine riesige Brombeere, ist aber ein Riesenstern. Diese erstaunliche Aufnahme gelang niederländischen Wissenschaftlern – warum sie so besonders ist.
Von unserer Sonne gibt es Aufnahmen, die ihre brodelnde Oberfläche gut erkennen lassen. Nun ist es Wissenschaftlern erstmals gelungen, die Oberfläche eines anderen Sterns sehr detailliert darzustellen. Was an eine Brombeere erinnert, sind die gigantischen Blasen heißen Gases, die der rote Riesenstern R Doradus im Sternbild Schwertfisch produziert.
Die Aufnahmen des Sternes, der 180 Lichtjahre von unserer Erde entfernt ist und den 350-fachen Durchmesser unserer Sonne hat, gelangen Plasmaphysiker Wouter Vlemmings und seinem Team von der Chalmers University of Technology im schwedischen Göteborg mit Hilfe des Teleskopverbunds Alma (Atacama Large Millimeter/submillimeter Array) der Europäischen Südsternwarte Eso. Sie zeigen gigantische Konvektionszellen, die dem Stern ein körniges Aussehen ähnlich einer Brombeere verleihen.
Diese Konvektionszellen, die man sich wie riesige, wabenartig angeordnete Wolken vorstellen muss, haben den 75-fachen Durchmesser unserer Sonne, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Nature“. Sie erstrecken sich damit über rund 105 Millionen Kilometer – das entspricht etwa zwei Dritteln des Abstands zwischen Erde und Sonne, haben die Experten von „Spektrum“ ausgerechnet.
Die im Juli und August 2023 aufgenommenen Alma-Bilder offenbarten, dass sich die Verteilung dieser Zellen innerhalb weniger Wochen erheblich veränderte. Die schnelle Veränderung überraschte die Wissenschaftler. Sie zeigt, dass das Erscheinungsbild des Riesensterns ständigen Veränderungen unterliegt. Mit Alma konnte erstmals quasi „live“ das Geschehen auf einem Roten Riesen beobachtet werden, heißt es von Vlemmings.
In den Konvektionszellen von R Doradus steigt heißes Gas auf die Oberfläche, kühlt dort ab und sinkt an den Rändern wieder ins Sterninnere zurück – ein Prozess, der in kleinerem Maßstab auch auf unserer Sonne stattfindet. Allerdings haben die Konvektionszellen unserer Sonne im Durchschnitt einen Durchmesser von nur etwa 2.000 Kilometern.
Die Beobachtungen auf R Doradus bieten wertvolle Erkenntnisse darüber, wie solche massiven Sterne funktionieren und wie sie sich im Laufe ihres Lebens verändern können – wichtige Informationen für unser Verständnis des Universums und der Zukunft unseres Sonnensystems.