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Mit Trumps Wahl zum US-Präsidenten erreichten wichtige Börsenindizes neue Rekorde. Anlegern stellt sich jedoch die Frage, wie nachhaltig Trumps Einfluss auf die Börse tatsächlich ist.

Nach dem Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen schien den meisten Börsianern ein Stein vom Herzen gefallen zu sein. Der S&P 500 stieg am Tag nach der Wahl um sieben Prozent auf ein neues Rekordhoch, der Nasdaq 100 mit den wichtigsten Technologiewerten sogar um acht Prozent. Der US-Dollar legte zu und auch der Bitcoin markierte immer neue Rekordstände.

Am Ende eines ereignisreichen Jahres haben die Anleger den großen Rausch hinter sich gelassen und müssen sich wieder der Realität stellen. Denn Fakt ist: Die Börsen existieren nicht im luftleeren Raum und fußen nur im ersten Moment auf Versprechungen und Prognosen. Grundlage aller Börsenkurse sind die Unternehmen und wie sie sich wirtschaftlich entwickeln. Am Ende geht es um nichts anderes als um Zahlen, Umsätze und Gewinne.

Wie könnte es an den Märkten weitergehen? Kommt die große Korrektur, wie viele Experten prognostizieren – oder geht der Aufschwung weiter, trotz oder gerade wegen Trump im mächtigsten Amt der Welt?

Der Republikaner Trump wird am 20. Januar das Amt von Joe Biden übernehmen und kann möglicherweise mit dem Senat und auch dem Repräsentantenhaus im Rücken durchregieren. Er muss keinen Widerstand aus dem Parlament fürchten. Allein diese Tatsache hat die Börsen beflügelt.

Doch eine Frage stellen sich viele Anleger: Wird Trumps Politik tatsächlich in den kommenden vier Jahren seiner Amtszeit gut für die US-Wirtschaft und gut für US-Aktien sein?

Was die Märkte nach der Wahl vor allem angetrieben hat, ist die geplante unternehmensfreundliche Steuer- und Zollpolitik des designierten US-Präsidenten. „Es ist die aufgeregte Vorfreude auf Deregulierung und die Taten Trumps, die die Wirtschaft ankurbeln werden, und die Führungskräfte fangen mit vorausgreifenden Maßnahmen an“, erklärt Investmentexperte Eric Schiffer von The Patriarch Organization die euphorische Stimmung an den Märkten.

Die Erwartungen, die Trump bei vorwiegend männlichen Wählern ab 18 Jahren geschürt hat, sind hoch. Höhere Löhne, geringere Steuern, Bekämpfung der Inflation, sichere Arbeitsplätze. Unternehmenslenker großer US-Firmen hoffen, dass Trump, wie versprochen, die Unternehmenssteuern senkt. Stahlproduzenten hoffen auf protektionistische Maßnahmen gegen Billigimporte aus China und die Ölindustrie hofft auf Deregulierung von Maßnahmen für den Umweltschutz.

Wird Trump all diese Erwartungen befriedigen? „Ja, das wird er, dafür werden seine engen Freunde schon sorgen, die viel gespendet haben und jetzt auf Belohnung warten – oder gleich Regierungsämter bekommen“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank.

Der Optimismus schlägt sich auch in den Stimmungsindikatoren nieder. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für den Fertigungs- und Dienstleistungssektor stieg im November auf den höchsten Stand seit April 2022.

Chris Williamson, Chefökonom bei S&P Global Market Intelligence, glaubt, dass die Aussicht auf niedrigere Zinsen und eine wirtschaftsfreundlichere Haltung der neuen Regierung zu mehr Optimismus führe, was wiederum zu einem Anstieg der Produktion und der Auftragseingänge im November geführt habe.

Um die im Wahlkampf gegebenen Versprechen einzulösen, setzt der neue Präsident auf einen Regierungsapparat mit treuen „Trump-Dienern“. Seine Personalentscheidungen deuten zumindest darauf hin, dass er sich mit loyal ergebenen Ministern umgibt, die seine Agenda konsequent umsetzen dürften.



Eine ganze Reihe loyaler Trumpisten steht bereit, Ämter zu übernehmen.


Mathias Beil, Sutor Bank Hamburg


Nach seiner ersten Wahl war Donald Trump selbst von seinem Erfolg überrascht und hatte kaum Vorbereitungen für die Übernahme des Amtes und der Regierungsgeschäfte getroffen. Dieses Mal sei das anders, sagt Börsenexperte Mathias Beil.

„Hatte Trump in der letzten Präsidentschaft noch auf ein Team von Experten zurückgegriffen, um überhaupt die Geschäfte aufzunehmen und die USA am Laufen zu halten, so hat er jetzt deutlich besser vorgesorgt. Eine ganze Reihe loyaler Trumpisten steht bereit, Ämter zu übernehmen.“ Die Märkte dürften von raschen wirtschaftspolitischen Entscheidungen profitieren, da ein zähes Ringen um Kompromisse zwischen Republikanern und Demokraten ausbleibt.

Während manch einer davon sich um die politische Ausrichtung der US-Politik kümmern möge oder versuchen werde, konservative Ideen umzusetzen, seien auch einige dabei, die handfeste wirtschaftliche Interessen haben.

Elon Musk besucht Donald Trump auf seinem Anwesen in Florida: Der Tesla-Chef soll dem neuen Präsidenten helfen, Behördenausgaben zu kürzen. (Quelle: Brandon Bell/Pool Getty Images North America/AP/dpa/dpa-bilder)
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